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Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende

Titel: Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todtsteltzers Ende
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seinem Ton alarmierte Dominik, der
rasch Owens Schwerthand packte und sie festhielt.
»Denkt nicht mal daran, Euch einzumischen oder
eine Meinung auszudrücken! Das ist die Prätorianergarde des Imperators. Sein Wille allein lenkt sie. Und
sie hat das Einzige getan, was sie konnte. Der Gruppenverstand stellte eine Gefahr dar, die mit der Zeit
nur noch mächtiger geworden wäre. Manchmal ... ist
eine unmenschliche Reaktion das Einzige, was wir
einer unmenschlichen Gefahr entgegenstellen können.«
»Man muss das Ding umbringen, ehe es sich ausbreitet«, fand Ruhmhild. »Jeder, der vom Massenbewusstsein aufgesogen wurde, war schon in jeder
entscheidenden Hinsicht tot.«
»Und wer gegen seinen Willen aufgesogen wurde?«,
fragte Owen. »Worin bestand sein Verbrechen?«
»Darin, kein Mensch mehr zu sein«, antwortete
Dominik. »Beurteilt uns nicht zu streng, Owen. Wir
haben auch alles andere ausprobiert, was uns nur einfiel, und es hat nie funktioniert.«
Sie gingen weiter und wichen dabei den Prätorianern weiträumig aus, die gerade die verstreuten
Überreste zur Entsorgung einsammelten. Owen wusste nicht recht, was er angesichts dieses Vorfalls
empfand. Er konnte nicht umhin, sich zu fragen, wie
nachdrücklich sich die Machthaber wohl um eine
andere Reaktion bemüht hatten. Die drei drangen tiefer in die Stadt ein, die bald wieder von geschwätzigen Menschen bevölkert wurde, als wäre nichts geschehen. Dominik und Ruhmhild versuchten Owen
abzulenken, indem sie über alles Mögliche plauderten: speziell Meme-Gedanken und Ideen, die sich
wie Viren ausbreiteten und Menschen mit den jeweils allerneuesten Modemaschen infizierten, bis die
Beeinflussten irgendwann Immunität entwickelten;
Ideen, die sich unabhängig von ihren Erfindern ausbreiteten, in schwächeren Geistern festsetzten und
deren Körper zu neuen Gestalten mit neuen Fähigkeiten formten. Politische Konzepte und Religionen
waren zu Memen geworden, die unaufhörlich mutierten und sich vervielfältigten.
Entlang der vielen Straßen attackierten Nachrichtensender, Werbeflächen und ideologische Propagandaredner Owen von allen Seiten. Die lauten und
grellen Hologramme tollten um ihn herum, egal wohin er den Blick wandte, und brüllten ihm die Ohren
voll, wenn er durch sie spazierte. Ruhmhild und Dominik schienen sich nichts aus ihnen zu machen.
Vermutlich waren sie so daran gewöhnt, dass sie sie
einfach nicht mehr bemerkten. Owen knirschte mit
den Zähnen und starrte stur geradeaus. Auf den Straßen wimmelte es von Menschen jeder neuen Form,
und niemand schenkte dem Barbaren aus der Zukunft
Beachtung.
Gerade als Owen dachte, dass es wenigstens nicht
mehr schlimmer werden konnte, geschah natürlich
genau das. Ein halbes Dutzend nackte Männer kamen
die Straße herabspaziert und standen bei lebendigem
Leib in Flammen. Die Menschen wichen ihnen ohne
Hast aus. Flammen tanzten um die Brennenden und
erzeugten eine so starke Hitze, dass andere davor zurückschreckten, aber niemand schien dieser Erscheinung besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Obgleich die Flammen sehr heftig loderten, schienen sie
die Brennenden nicht zu verschlingen. Das Fleisch
wurde schwarz und rissig, aber mehr passierte nicht.
Die Brennenden folgten der Straße und blickten geradeaus; die schwarzen und dunkelroten Gesichter
waren von endlosem Schmerz verzerrt, und die aufgesprungenen Lippen bewegten sich lautlos.
»Büßer«, erklärte Ruhmhild, die sich von Owens
schockierter Reaktion amüsiert zeigte. »Sie haben
sich aus Protest in Brand gesteckt. Sie missbilligen,
wie weit wir uns von der menschlichen Grundform
entfernt haben. Sie brennen lebendig zur Buße für
die Sünden unserer Zeit. Angeber!«
»Einige brennen tagelang, andere monatelang«,
ergänzte Dominik. »Und man findet immer neue
Kandidaten, die für die Ausfälle einspringen. Ich finde es beruhigend, dass immer noch Menschen angesichts der Unmenschlichkeit aufschreien.«
»Selbst wenn sie es auf wirklich törichte Art
tun?«, fragte Ruhmhild. »Niemand nimmt es zur
Kenntnis. Niemanden schert es. Sie sind nur eine
Lobby unter vielen.«
Dominik seufzte. »Darin liegt das Problem im
heutigen Imperium; zu viele Überzeugungen, zu viele Religionen und Philosophien. Und viel zu viele
Splittergruppen im endlosen Streit über Details und
Deutungen, die nur ihnen etwas sagen. Heutzutage
begegnet man Anliegen jeglicher Art - vom naturreligiösen Animismus bis zum wissenschaftlichen

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