Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
Auf der Erbe verfolgte man das aus sicherer
Distanz und hielt sich an das Verbot jeder weiteren
Einmischung. Finn wollte, dass jemand lebend und
bei Verstand zurückkehrte, um zu berichten, was geschehen war. Nur die Haken sollte hier bleiben und
sich dem Unheil in den Weg stellen, denn das war es,
wofür sich die Besatzung freiwillig gemeldet hatte.
Kapitän Randolph verfolgte, wie der Materiewandler seine tödliche Arbeit vollendete, und ließ ihn davontreiben. Das Gerät hatte getan, was es konnte. Usher II war jetzt auf allen Ebenen so gründlich kontaminiert, dass es wahrscheinlich sogar für alle an Bord
der Haken gefährlich war, aber das hatte keine Bedeutung. Randolph saß schweigsam da, betrachtete die
verbliebene Sonne und wartete darauf, dass sie ihre
entsetzlichen Kinder gebar. Das Warten schien endlos
zu dauern. Er hielt die Funkanlage geöffnet, nur für
den Fall, dass Zivilschiffe überlebt hatten, aber nur
Stille war zu hören. Randolph betete lautlos für die
Toten und rief die Verdammnis auf den Schrecken
herab für all das Böse und Leid, das er brachte.
Endlich brach das tödliche Gezücht des Herolds
aus der Sonne hervor, ein endloser Schwarm
nachtschwarzer Gestalten, die vielleicht lebendig
waren, vielleicht nicht. Millionen der grauenhaften
Dinger schossen aus der Sonne hervor, dunkel und
mit messerscharfen Kanten und individuell wie
Schneeflocken. Vielleicht war letztlich doch ein kalter Tag in der Hölle angebrochen. Sie schwenkten in
den Orbit um den toten Planeten, bildeten dunkle
Ringe und heulten einen unaufhörlichen Schrei hervor, der jeden in den Wahnsinn getrieben hätte, falls
auf Usher II noch jemand übrig geblieben wäre. Der
Schrei ertönte sogar auf der Brücke der Haken, obgleich alle Sensoren und Funkanlagen abgeschaltet
waren; es schien, als wäre er mehr als nur ein Geräusch und existierte, um die Seele ebenso zu quälen
wie den Verstand.
Und dann kam der Schrecken.
Der Raum spaltete sich unter dem Drängen eines
unmenschlichen Willens, und von einem Ort, der
kein Ort war, kam etwas zum Vorschein, größer als
ein Planet und älter. Die Sensordrohnen verwandelten sich und mutierten, bemüht, zu etwas zu werden,
das die eingehenden Daten noch verarbeiten konnte.
Der Schrecken existierte in viel mehr als nur drei
Dimensionen, und er störte und überwältigte die üblichen Grenzen der Realität. Auf dem Hauptmonitor
der Haken erschien ein monströses Gesicht, die Augen größer als Ozeane und viel tiefer. Ein Mund öffnete sich langsam, ein gewaltiger hungriger Schlund,
der einen Mond hätte verschlucken können. Er verspeiste, was von Usher II übrig war, während sein
dunkles Gezücht sterbend auf die rissige, gebrochene
Oberfläche hinabregnete.
Kapitän Randolph blickte nun endlich diesen alten
Feind an und wusste, dass Glaube hier nicht reichte.
Er war nicht darauf vorbereitet, hätte nie darauf vorbereitet sein können, sich einem solchen Ding entgegenzustellen. Er hatte Aufnahmen von früheren Auftritten des Schreckens gesehen, aber dieses Phänomen war einfach ... zu groß, zu komplex und zu
grauenhaft für den menschlichen Verstand. Wahnsinn fegte innerhalb eines Augenblicks Randolphs
Verstand zur Seite, und das Gleiche widerfuhr der
übrigen Besatzung. Niemand konnte der Medusa in
die Augen blicken und hoffen, bei Sinnen zu bleiben.
Randolph bäumte sich auf seinem Kommandositz
auf, als würde er auf einem elektrischen Stuhl geröstet. Die Augen quollen ihm hervor, und seine Hände
zermalmten die Armlehnen. Habib lachte schmerzhaft und ohne jeden Humor und zitterte dabei unkontrolliert. Die Besatzungsmitglieder auf der Brükke schrien und weinten. Hilflos hämmerten sie auf
ihre Pulte ein. Auf den Korridoren der Haken kam es
zu Tumulten, als sich ein Besatzungsmitglied aufs
nächste stürzte und Blut auf die glänzenden Stahlwände spritzte.
»Es ist nicht der Teufel!«, flüsterte Randolph. »Es
ist Gott! Gott, der verrückt geworden ist und Seine
eigene Schöpfung verschlingt!«
»Er ist nicht gekommen, um Leben zu verschlingen!«, schrie Habib. »Er frisst Seelen! Wir haben
niemanden gerettet. Sie sind alle verloren. Wir sind
alle verloren!«
»Angriff! Angriff!« Randolph hämmerte mit den
Fäusten auf die zermalmten Armlehnen. »Er soll dafür bezahlen !«
Noch genug Besatzungsmitglieder hörten, was ihr
Kapitän sagte, und sie brachten das Schiff in Fahrt.
Die Haken fuhr an und feuerte sämtliche
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