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Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc

Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc

Titel: Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jojox
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kaum noch Luft kriegen, als ich beinahe Strähnen von Ms. Golds Haar verschluckte. Nach ein paar Augenblicken erlangte Ms. Gold ihre Fassung wieder.
    Ich wischte mir die Tränen ab und putzte mir die Nase.
    Ich sah zur Richterbank hinauf. Der Richter lächelte mich an, und ich erwiderte seine Geste. Dann hatte ich einen Augenblick lang das Gefühl, als würde mir Seine Ehren freundschaftlich zuzwinkern.

    69

    Ich spürte, wie Mutters Hassradar flackerte und dann ganz erlosch.
    Ms. Gold ergriff meine Schultern. »David, ich bin ja so stolz auf dich!« Und bevor sie noch etwas anderes sagen konnte, wimmerte ich los: »Es tut mir ja so Leid.
    Ich wollte Sie neulich nicht anlügen. Es tut mir Leid, dass ich Sie zum Heulen gebracht habe. Können Sie mir je verzeihen? Ich wollte einfach nur ... «
    Ms. Gold strich mir das Haar vor den Augen weg.
    »Psst! Ist schon gut. Ich wusste ja, was in dir vorging.
    Aber jetzt möchte deine Mutter ... «
    »Nein!«, schrie ich. »Sie will mich zurückholen! «
    »Nein, sie will dir nur auf Wiedersehen sagen«, versicherte mir Ms. Gold.
    Als wir langsam aus dem Gerichtssaal gingen, konnte ich vor uns sehen, dass Mutter ebenfalls weinte. Ms.
    Gold stupste mich an. Ich zögerte, bis ich sicher war, dass Ms. Gold in meiner Nähe stehen bleiben würde.
    Je näher ich Mutter kam, desto stärker weinte ich. Ein Teil von mir wollte sie nicht verlassen. Mutters Arme öffneten sich weit. Ich rannte hinein. Mutter umarmte mich, als wäre ich ein Baby. Ihre Gefühle waren aufrichtig.
    Mutter ließ los, nahm meine Hand und führte mich zum Auto. Ich hatte keine Angst. Am Kombiwagen überhäufte sie mich mit neuen Kleidungsstücken und Spielsachen. Ich war völlig verblüfft. Ich stand mit offenem Mund da, als Mutter meine Arme immer noch mehr füllte.
    Meine Stimme versagte, als ich mich von meinen Brü-
    dern verabschiedete, die als Antwort nur mit dem Kopf schüttelten. Ich fühlte mich als Verräter, und ich dachte, sie würden mich hassen, weil ich das
    Familiengeheimnis verraten hatte.

    70

    »Du wirst mir fehlen«, sagte Mutter weinend.
    Ehe ich darüber nachdenken konnte, antwortete ich:
    »Du mir auch.«
    So glücklich ich über die Entscheidung des Richters auch war - ich wurde immer trauriger. Ich fühlte mich hin und her gerissen zwischen der Freiheit und der Trennung von Mutter und der Familie. Alles war zu schön, um wahr zu sein - meine Freiheit, die neuen Kleidungsstücke, die Spielsachen. Doch was mir am meisten bedeutete, war die Wärme von Mutters Umarmung.
    »Es tut mir ja alles so Leid«, schluchzte ich.
    »Wirklich! Ich wollte es nicht sagen.«
    »Dafür kannst du nichts ... «, begann Mutter. Ihre Augen veränderten sich. »Ist schon gut.« Nun wurde Mutters Stimme fest: »Und jetzt hör mir mal gut zu. Du hast die Chance, neu anzufangen. Dies ist für dich ein Neubeginn. Ich möchte, dass du ein guter Junge wirst.
    «
    »Ja, das will ich«, sagte ich und wischte mir die Tränenab.
    »Nein!«, sagte sie mit kalter Stimme. »Ich meine das wirklich! Du musst ein guter Junge werden! Besser als bisher! «
    Ich sah ihr in die geschwollenen Augen. Ich spürte, dass Mutter das Beste für mich gewollt hatte. Ich merkte, dass Mutter, schon ehe sie in den Gerichtssaal gegangen war, das Ergebnis vorausgesehen hatte.
    »Ich will gut sein! Ich werde mir ganz große Mühe geben«, sagte ich, als ich die Schultern straffte, wie ich es früher, vor Jahren, im Keller getan hatte. »Ich werde dich stolz auf mich machen. Ich werde mein Bestes tun, damit du stolz auf mich sein kannst! «

    71

    »Das ist nicht so wichtig«, sagte Mutter. Ehe sie mich

    fortschickte, umarmte sie mich noch ein letztes Mal.
    »Ich wünsche dir ein glückliches Leben.«
    Schniefend wandte ich mich ab. Ohne
    zurückzuschauen, dachte ich über Mutters letzte Worte nach. Ich wünsche dir ein glückliches Leben. Ich hatte ein Gefühl, als hätte sie mir ihren Segen zur Hochzeit gegeben. Als ich bei Ms. Gold ankam, brach ich fast zusammen. Sie half mir, ihr Auto mit meinen kostbaren Besitztümern voll zu laden. Als Mutter abfuhr, standen wir beisammen. Ich winkten ihnen allen zu, aber nur Mutter erwiderte meine Geste. Ihre Fensterscheibe war geschlossen, aber ich konnte an Mutters Lippen ablesen, dass sie die Worte wiederholte: »Ich wünsche dir ein glückliches Leben.«
    »Wie wär's mit einem Eis?«, fragte Ms. Gold. So löste sie die starke Spannung.
    Ich stand aufrecht und lächelte. »Ja, gerne!«
    Pam ergriff

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