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Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc

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Titel: Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jojox
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für ein perfekter Idiot ich doch gewesen war. Das Stehlen selbst tat mir 145

    kein bisschen Leid. Ich wusste, dass nicht richtig war, was ich tat - und das war eine Tatsache, die ich akzeptierte. Ich wusste sogar, dass meine Glückssträhne irgendwann einmal zu Ende sein musste. Aber dem Vater eines anderen Jungen in die Falle zu gehen! Ich wusste, dass Johnny selbst auch klaute, Zuckerstangen im Laden direkt neben der Walgreens-Filiale. »Ich hätte es besser wissen sollen«, sagte ich mir. »Ich wusste doch, dass sie mich nicht gern haben konnten, einfach so, wie einen ganz normalen anderen Jungen.«
    Etwa eine Stunde später kehrte ich zu Lilians Haus zurück. Als ich die Tür öffnete, konnte ich hören, wie Lilian vom Sofa aufsprang und losrannte. Während ich mich die Treppe hochschleppte, stand sie da, die Hände in die Hüften gestemmt. Ihr Gesicht war krebsrot.
    Ich ließ mich auf einen Küchenstuhl fallen, ehe Lilian loslegte mit ihrem Ungewitter von Fragen, Aussagen und bereits früher gemachten Bemerkungen zu meinem bisherigen Verhalten. Ich sah einfach durch sie hindurch und nickte, wann immer ich meinte, irgendeine Reaktion zeigen zu müssen. Ich versuchte sie davon zu überzeugen, dass mir das Ganze tatsächlich Leid tat.
    Doch während ich leichthin Worte des Bedauerns von mir gab, wusste ich, dass ich mit dem Herzen nicht dabei war. Anschließend schlich ich in mein Zimmer, wo ich mich auf mein Bett legte und an die Decke starrte. Eine Woche Hausarrest. Na wenn schon, sagte ich mir.

    146

    Wenige Augenblicke nachdem Rudy nach Hause gekommen war, stand ich vor ihm. Ich stieß einen stillen Seufzer aus. Zweite Runde, sagte ich mir.
    »Ich weiß nicht, was mit dir los ist«, legte Rudy los.

    »Aber ich will dir mal was sagen. Ich werde mich mit einem Dieb unter meinem Dach nicht abfinden! Ich weiß, ich habe manche Dinge etwas schleifen lassen, und ich weiß, daß Lil mit dir ein wenig zu nachsichtig ist. Damit kann ich leben. Und ich weiß auch, dass du harte Zeiten hinter dir hast ... aber das mache ich so nicht länger mit - dein Großmaul, die ewigen Kämpfe, Schlägereien, Schreierei, Anrufe von deiner Mutter, das Türenknallen in diesem Haus. Weißt du eigentlich wie viel solche Türen kosten? Weißt du das?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich wusste es nicht.
    »Das ist mehr, als du je verdienen wirst. Ich arbeite hart, und ich liebe euch Kinder. Aber mit eurer Scheiße könnt ihr mir gestohlen bleiben. Hast du mich verstanden?«, schrie Rudy.
    Ich nickte erneut, aber ich wusste, dass Rudy klar war, dass ich nicht wirklich bei der Sache war.
    »Bist du es vielleicht auch, der mir meine Zigaretten gestohlen hat? «
    Mein Kopf ging ruckartig nach oben. »Nein, Sir! «
    »Und du erwartest, dass ich dir glaube!«, schoss Rudy zurück. »Wenn ich noch ein einziges Mal höre, dass du wieder Probleme gemacht hast ... dann schicke ich deinen kleinen Hintern zum Hill.«
    Mein Gesicht bekam Farbe. »Zum Hill?«
    »Aha! Jetzt bist du also endlich bei der Sache! Du kannst dich ja mal erkundigen«, sagte Rudy, als er herumschnellte. »Frag Larry junior hier. Den habe ich 147

    schon einoder zweimal zum Hill gefahren. Stimmt's, Larry?«
    Larry junior, der hinter Rudys Rücken herumgefeixt hatte, setzte nun ein ernstes, verschrecktes Gesicht auf.

    »Ja, das stimmt, Dad«, sagte er mit ängstlichem Ton und gesenktem Kopf.
    »Aber das will ich eigentlich jetzt noch nicht - du bist noch'n bisschen jung dafür - aber ich versprech's dir, ich lade eigenhändig deinen Hintern ins Auto und fahr dich hin. Wenn ich eins nicht toleriere, dann einen Lügner und Dieb!«, schnaubte Rudy wütend, als Lilian an seine Seite trat. »Und Lil kann sich gern die Augen ausweinen, aber so läuft das hier, in diesem Haus. Ist das klar, junger Mann?«
    Ich nickte.
    »Hast du so viel Schiss in der Hose, dass du nicht mehr ja oder nein sagen kannst?«, bellte Rudy.
    »Ja, Sir«, sagte ich in trotzigem Ton, »ich hab's verstanden. «
    »Dann geh in dein Zimmer! Du hast Hausarrest!«
    Ich saß in meinem Zimmer und regte mich auf. Na und, sagte ich zu mir selbst, Hausarrest. Toll! Nicht Rudy oder Lilian war ich böse, weil sie mich angeschrien hatten, nicht einmal Johnny und den anderen Jungen, die mich reingelegt hatten. Nein, ich war wütend darüber, dass ich mir gestattet hatte, unvorsichtig zu sein und aus der Deckung zu kommen.
    »David«, schrie ich mich selbst an, »wie konntest du nur so entsetzlich dumm sein?! « Ich sprang vom

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