Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc
besucht?«
»Ja, Madam«, antwortete ich.
»Wenn's dir nichts ausmacht, dass ich danach frage: Worüber habt ihr beiden euch denn unterhalten?«
Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und versuchte mir die gesamte Szene genau vorzustellen, damit ich Vaters Besuch und seine Worte ganz genau, Wort für Wort wiedergeben konnte.
»Hat dein Vater irgendetwas von einem Papier gesagt ...? Irgendwas?«, bohrte Lilian sanft.
»Hmh ... nein. Nein, Madam, nicht dass ich wüsste«, sagte ich und kratzte mich am Kopf.
Lilian presste meine Hände so fest, bis es weh tat.
»David, bitte«, insistierte sie, »es ist sehr wichtig.«
Blitzartig erinnerte ich mich an Vaters Frustration wegen eines Schriftsatzes, den zu unterschreiben Mutter ihn unbedingt veranlassen wollte. Ich gab mir alle Mühe, Vaters Worte zu rekonstruieren. »Er hat was gesagt über Mutter und dass sie Recht hätte und dass er dran dächte, Papiere zu unterschreiben, in denen steht, dass ich ... unver-bes-ser-lich bin. «
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»Aber er hat sie noch nicht unterschrieben?!«, platzte Lilian heraus.
»Ich ... ich weiß nicht ... «, stotterte ich.
»Verdammt!«, schrie sie. Ich senkte meinen Kopf, weil ich glaubte, ich hätte etwas falsch gemacht - schon wieder! Lilian sah vom grauen Tisch weg, und dann sah sie mich an. »Nein! Nein! Das hat nichts mit dir zu tun, David! Es ist nur ... Hast du von deiner Mutter gehört?
Ist sie hergekommen, um dich zu besuchen?«
»Nein, Madam«, sagte ich kopfschüttelnd.
»Hör gut zu, David. Du musst keinen Besuch empfan-gen von jemand, den du nicht sehen willst. Hast du ver standen? Das ist ganz wichtig. Wenn man dir sagt, dass du Besuch hast, dann frag erst, wer das ist.«
Lilian hielt inne, um sich zu sammeln. Sie schien den Tränen nahe zu sein. »Liebling, eigentlich darf ich dir das nicht sagen, aber ... nimm Besuch von deiner Mutter nicht an! Sie kämpft gegen die Kreisbehörden und will, dass du weggeschlossen wirst. «
»Sie meinen, dass ich dann hier bleiben muss? In einer Anstalt, ja? Oh, davon weiß ich schon. Das ist in Ordnung! «
Lilians Gesicht wurde kreidebleich. »Wo hast du das gehört? «
»Eine Dame vom Gesundheitsamt, von der Abteilung für geistige Gesundheit. Sie sagt, dass sie mit all den jungen Kindern arbeitet, die hierher zum Hill kommen.
Sie hat mich immer wieder um meine Zustimmung gebeten ... Ja!« Ich schrie auf. »Jetzt hab ich's! Die Frau hat gesagt, es wäre viel leichter für mich, wenn ich meine Zustimmung für die Anstalt gäbe.« An Lilians Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass irgendetwas entsetzlich verkehrt war. »Heißt das denn nicht, wenn ich dieses Papier unterschreibe, dass ich 185
damit verspreche, und zustimme, dass ich mich bestens benehmen will, solange ich hier bin? Heißt es das nicht, Mrs. C?«
»David, das ist eine Falle! Sie will dich hereinlegen!«, sagte Lilian mit Panik in der Stimme. »Hör zu! Ich erklä re es dir ganz genau: Deine Mutter behauptet, dass dein
früheres Verhalten in ihrem Haus sie gezwungen habe, dich
zu disziplinieren, weil du so unverbesserlich warst.
Und jetzt
will sie dafür sorgen, dass du in eine Irrenanstalt kommst!«
Lilian atmete schwer.
Ich lehnte mich auf meinem Stahlstuhl zurück und starrte sie an. »Sie .. äh ... Sie meinen ... in eine Anstalt zu den Verrückten ... meinen Sie das?«, stotterte ich, während ich immer schneller atmete.
Lilian nahm ein Papiertaschentuch aus ihrer Handtasche. »Ich könnte meine Lizenz als Pflegemutter verlieren, aber das ... das ist mir jetzt ganz egal. Was ich jetzt sage, darfst du nie, hörst du, niemals irgendjemand weitersagen. Ich habe mit Ms. Gold gesprochen, und wir sind beide der Ansicht, dass deine Mutter sich diesen Plan irgendwie ausgedacht hat - diese Sache mit der Anstalt -, um irgendwie all das gerechtfertigt erscheinen zu lassen, was sie dir jemals angetan hat.
Verstehst du mich?«
Ich nickte.
»David, deine Mutter hat mit dieser Dame aus der psychologischen Beratungsstelle Kontakt aufgenommen und ihr alles Mögliche erzählt. David, ich stelle dir jetzt eine Frage, und ich muss die absolute Wahrheit wissen. Einverstanden? Hast du je im Haus 186
deiner Mutter Feuer gelegt, in der Garage ihres Hauses?« Lilian formulierte ihre Frage sehr bedacht.
»Nein!«, rief ich aus. Dann ballte ich meine Hand zur Faust. »Einmal ... «
Als ich fortfuhr, knirschte Lilian mit den Zähnen.
» ... einmal, als ich vier oder fünf war, habe ich vor dem Abendessen
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