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Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc

Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc

Titel: Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jojox
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den Tisch gedeckt und neben Kerzen Papierservietten gelegt ... und dabei haben sie Feuer gefangen! Ich schwöre, Hand aufs Herz, dass ich's nicht mit Absicht gemacht habe, Mrs. Catanze! Es war ein Unglücksfall!«
    »Okay, in Ordnung«, sagte Lilian und winkte ab. »Ich glaube dir. Aber David, sie weiß Bescheid. Deine Mutter weiß alles. Vom Diebstahl bei Walgreens bis zum Weglaufen - selbst die Probleme, die du mit dem Psychiater hattest. Ms. Gold glaubt, dass sie sich vielleicht verplappert und deiner Mutter mehr gesagt hat, als nötig gewesen wäre. Aber Ms. Gold ist verpflichtet, deine Mutter über dich auf dem Laufenden zu halten. Verdammt noch mal! Ich hab' noch nie jemanden so hart kämpfen sehen, um ihr eigen Fleisch und Blut ... «
    Mein Körper geriet in Wallung. »Was meinen Sie mit
    >Probleme mit dem Psychiater    »Also, ich weiß es nur aus zweiter Hand von Ms.
    Gold ...«
    »Wie kommt es eigentlich, dass ich Ms. Gold nicht mehr sehen darf?« unterbrach ich sie.
    »Weil du jetzt einen Bewährungshelfer hast: Gordon Hutchenson«, antwortete Lilian kopfschüttelnd. Sie versuchte, den roten Faden nicht zu verlieren. »Bitte, hör mir zu. An sich dürfte ich es nicht mal wissen, aber soweit ich weiß, hat der Psychiater einen Bericht 187

    geschrieben, in dem er behauptet, du hättest gewalttätige Neigungen in deinem Verhalten. Er behauptet so was, wie dass du von deinem Stuhl aufgesprungen wärest, dass du deine Arme geschwungen und ihn beinahe tätlich angegriffen hättest«, sagte sie. Sie sah noch verwirrter aus, als ihre Frage klang.
    Ich schüttelte heftig den Kopf. »Nein, Madam. Er hat mir gesagt, ich sollte meine Mutter hassen, erinnern Sie sich nicht? «, rief ich, als ich den Kopf heftig in den Nacken warf. Dabei stieß ich an die Wand. »Was ist los? Ich versteh gar nichts mehr. Ich hab' es nicht getan! Ich habe überhaupt nichts getan!«
    »Hör zu! Hör mir gut zu!«, schrie Lilian. »Ms. Gold glaubt, dass deine Mutter nur darauf gewartet hat, dass du einen Fehler machst - und jetzt hat sie dich.«
    »Wie kann sie das denn? Ich lebe doch bei Ihnen!«, sagte ich flehentlich. Ich bemühte mich verzweifelt zu verstehen, wie meine Welt so schnell zerbröckeln konnte.
    »David«, sagte Lilian aufgebracht, »Rudy und ich sind nur deine gesetzlichen Vormunde, mehr nicht. Auf einem Stück Papier ist festgehalten, dass wir für dein leibliches Wohl sorgen. Wir pflegen dich. Gesetzlich hat deine Mutter noch eine Menge Einflussmöglichkeiten.
    Und dies ist ihre Art zurückzuschlagen. Deine Mutter hat wahrscheinlich schon die ganze Zeit darum gekämpft, dich einsperren zu lassen - die ganze Zeit, seit du ein Pflegekind bist -, und dieser Vorfall in der Schule gibt ihr nun eine Handhabe. «
    »Und was soll nun werden?«, wimmerte ich.
    »Über eins musst du dir im Klaren sein: Du musst jetzt den Kampf deines Lebens bestehen! Wenn deine Mutter die Kreisbehörden überzeugen kann, dass dies 188

    auch in ihrem Interesse besser wäre, dann wird sie dafür sorgen, dass sie dich in eine Irrenanstalt stecken.
    Und wenn das je geschehen sollte ... « Lilian brach plötzlich in Tränen der Wut aus. »Ich möchte, dass du dies weißt: Mir ist es ganz egal, was jemand, irgendjemand, dir sagt. Rudy und ich kämpfen um dich, auf deiner Seite, und wir werden tun, was nötig ist.
    Wenn wir einen Rechtsanwalt einschalten müssen, dann werden wir das tun. Und wenn wir zur Hölle und zurück marschieren müssten, wären wir auch dazu bereit. Wir sind dazu da, für dich zu kämpfen. Das ist doch der Grund, warum wir Pflegeeltern sind!«
    Lilian machte einen Augenblick Pause, um ihre Gedanken zu sammeln. Dann begann sie wieder zu sprechen - mit leiser, ruhiger Stimme: »David, ich weiß nicht, warum das so ist, aber aus irgendwelchen Gründen haben viele Leute mit Pflegeeltern und Pflegekindern nichts im Sinn. Und diese Leute glauben, dass ihr Pflegekinder alle schlecht seid, sonst wäret ihr ja keine Pflegekinder. Und wenn sie euch aus ihrer Umgebung fernhalten können, na, umso besser für sie. Du verstehst, worauf ich hinaus will?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich verstand es nicht.
    Lilian nahm den Finger an ihre Lippen und dachte darüber nach, wie sie es noch anders und verständlicher sagen könnte. »Du weißt doch, was das Wort Vorurteil bedeutet, nicht wahr?«
    »Ja, Madam.«
    »Das ist genau dasselbe. Siehst du, wenn genau diese Leute zugeben - eingestehen - müssen, dass

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