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Middlesex

Middlesex

Titel: Middlesex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Eugenides
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versuchten sich an einer Umarmung.
    »Wo ist deine Mutter?«
    »Sie ist oben und macht sich für die Einladung fertig, zu der du unglaublich zu spät gekommen bist. Ihre Laune spiegelt das wider.«
    »Zeig Callie doch mal ihr Zimmer. Führ sie herum.«
    »Gebongt«, sagte Jerome.
    Wir gingen von der Küche aus die Hintertreppe nach oben.
    »Das Gästezimmer wird gerade gestrichen. Du wohnst deshalb im Zimmer meiner Schwester.«
    »Wo ist sie?«
    »Sie ist hinten auf der Veranda mit Rex.« Mir stockte das Blut. »Rex Reese?«
    »Seine Alten haben hier auch ein Haus.«
    Dann zeigte er mir die kleinen Notwendigkeiten: Gästehandtücher, wo das Badezimmer war, wie die Lichter angingen. Aber seine Manieren ließen mich kalt. Ich überlegte, warum das Objekt am Telefon gar nichts von Rex gesagt hatte. Drei Wochen war sie hier gewesen und hatte nichts gesagt.
    Wir kamen wieder in ihr Zimmer. Ihre zerknüllten Sachen lagen auf dem ungemachten Bett. Auf einem Kissen stand ein voller Aschenbecher.
    »Meine kleine Schwester ist ein gar schlampiges Wesen«, sagte Jerome, während er sich umblickte. »Bist du ordentlich?«
    Ich nickte.
    »Ich auch. Geht gar nicht anders. He.« Er trat vor mich hin.
    »Was ist aus deiner Reise in die Türkei geworden?«
    »Ist ausgefallen.«
    »Hervorragend. Also kannst du jetzt in meinem Film mitspielen. Ich drehe ihn hier. Bist du bereit?«
    »Ich dachte, er spielt in einem Internat.«
    »Ich habe das Internat in die Botanik verlegt.« Jerome hatte sich etwas zu nahe vor mir aufgebaut. Er fummelte mit den Händen in den Taschen herum und linste mich, auf den Fersen wippend, an.
    »Gehen wir runter?«, fragte ich schließlich.
    »Was? Ah, ja. Klar. Gehen wir.« Jerome drehte sich um und lief los. Ich folgte ihm ins Erdgeschoss und weiter durch die Küche. Als wir durchs Wohnzimmer gingen, hörte ich Stimmen von der Veranda.
    »Und Selfridge, dieses Leichtgewicht, kotzt«, sagte Rex Reese gerade. »Schafft es nicht mal aufs Klo. Kotzt voll an der Bar.«
    »Ich fasse es nicht! Selfridge!« Das war das Objekt, das vor Vergnügen aufkreischte.
    »Ganze Brocken hat er gespuckt. Voll in seinen Stinger. Ich hab's nicht glauben wollen. Der reinste Kotze-Niagara. Selfridge bricht an der Bar, und alles springt von den Hockern, ja? Selfridge mit dem Gesicht voll in der eigenen Kotze. Einen Augenblick herrscht totale Stille. Dann fängt ein Mädchen an zu würgen... und dann geht's los wie eine Kettenreaktion. Der ganze Laden würgt nun, überall tropft Kotze, und der Barmann ist - stinksauer. Und der ist ein Schrank. Ein beschissener Schrank. Er geht zu Selfridge und sieht zu ihm runter. Ich tu, als kenne ich den Typen nicht: Hab ihn noch nie gesehen. Und was glaubst du, was passiert?«
    »Was?«
    »Der Barmann greift sich Selfridge. Er packt ihn am Kragen und am Gürtel, ja? Und hebt Selfridge einen halben Meter in die Luft - und moppt den Tresen mit ihm!«
    »Unfassbar!«
    »Echt. Tunkt Fridge voll in seine eigene Kotze!«
    In dem Moment traten wir auf die Veranda. Das Objekt und Rex saßen zusammen auf einem weißen Korbsofa. Es war dunkel draußen, eher frisch, aber das Objekt war noch immer im Badeanzug, einem kleegrünen Bikini. Um die Beine hatte sie ein Strandtuch gewickelt.
    »Hallo«, rief ich.
    Das Objekt wandte sich um. Sie sah mich leer an. »Hey«, sagte sie.
    »Da ist sie«, sagte Jerome. »Gesund und munter. Dad ist nicht in den Graben gefahren.«
    »So schlecht fährt Dad doch gar nicht«, sagte das Objekt.
    »Nicht, wenn er nicht trinkt. Aber heute Abend, wette ich mal, hatte er die gute Martini-Thermos auf dem Vordersitz.«
    »Euer Alter feiert wohl gern!«, raspelte Rex.
    »Hatte mein Vater Gelegenheit, auf der Herfahrt seinen Durst zu löschen?«, fragte Jerome.
    »Mehr als einmal«, sagte ich.
    Jerome lachte, wobei er mit seinem Körper hin und her schlackerte und in die Hände klatschte.
    Unterdessen sagte Rex zum Objekt: »Na gut, sie ist da. Also kann die Party steigen.«
    »Wo sollen wir denn hin?«, sagte das Objekt.
    »He, Jero - Mann, hast du nicht was von 'ner alten Jagdhütte im Wald gesagt?«
    »Ja. Ungefähr ein Kilometer weit drin.«
    »Meinst du, du findest die im Dunkeln?«
    »Vielleicht mit einer Taschenlampe.«
    »Dann los.« Rex stand auf. »Wir greifen uns ein paar Bier und laufen hin.«
    Auch das Objekt stand auf. »Ich zieh mir mal eine Hose an.« Sie ging im Bikini über die Veranda. Rex sah ihr nach. »Komm mit, Callie«, sagte sie. »Du schläfst bei mir im

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