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Middlesex

Middlesex

Titel: Middlesex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Eugenides
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»Kyrie«, sagte Lina, »wenn sie dich umbringen wollten, würden sie dann klopfen?«
    »Wenn sie wen umbringen!«, sagte Desdemona, die aus der Küche hereinstürmte.
    »Hab ich nur so gesagt«, sagte Lina, die mehr über das Importgeschäft ihres Mannes wusste, als sie sich hatte anmerken lassen. Sie schlich zur Tür und öffnete sie.
    Auf der Fußmatte standen zwei Männer. Sie trugen einen grauen Anzug, gestreifte Krawatte, feine schwarze Schuhe. Sie hatten kurze Koteletten, die gleichen Aktenmappen. Als sie den Hut lüfteten, enthüllten sie identisches kastanienbraunes Haar, das säuberlich in der Mitte gescheitelt war. Zizmo nahm die Hand aus dem Mantel.
    »Wir sind von der Soziologischen Abteilung bei Ford«, sagte der größere. »Ist Mr. Stephanides zu Hause?«
    »Ja?«, sagte Lefty.
    »Mr. Stephanides, ich möchte Ihnen erklären, warum wir hier sind.«
    »Die Firmenleitung befürchtet«, fuhr der kleinere bruchlos fort, »dass fünf Dollar pro Tag in den Händen mancher Männer ein ungeheures Hindernis auf dem Pfad von Rechtschaffenheit und rechtem Lebenswandel darstellen und aus ihnen eine Bedrohung für die Gesellschaft im Allgemeinen machen könnten.«
    »Es wurde daher von Mr. Ford verfügt« - der größere hatte wieder das Wort -, »dass nur solche Männer das Geld erhalten sollen, die es mit Bedacht und Umsicht zu gebrauchen wissen.«
    »Und« - nun wieder der kleinere - »dass es Amtes der Firma ist, das, was einem scheinbar Zuverlässigen und später Schwächen entwickelnden Mann an Geldern zusteht, so lange einzubehalten, bis er sich erfolgreich rehabilitiert hat. Dürfen wir hereinkommen?«
    Kaum hatten sie die Schwelle überschritten, lösten sie sich voneinander. Der größere nahm einen Block aus seiner Akten mappe. »Ich werde Ihnen, wenn es Ihnen nichts ausmacht, nun einige Fragen stellen. Trinken Sie, Mr. Stephanides?«
    »Nein, er trinkt nicht«, antwortete Zizmo für ihn.
    »Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«
    »Mein Name ist Zizmo.«
    »Sind Sie hier Mieter?«
    »Das ist mein Haus.«
    »Dann sind also Mr. und Mrs. Stephanides die Mieter?«
    »Das stimmt.«
    »Nicht gut. Nicht gut«, sagte der größere. »Wir ermuntern unsere Arbeitnehmer, Pfandbriefe zu erwerben.«
    »Er arbeitet daran«, sagte Zizmo.
    Unterdessen war der kleinere in die Küche gegangen. Er hob Deckel von Töpfen, öffnete die Herdtür, spähte in den Mülleimer. Desdemona wollte Einwände erheben, doch Lina hielt sie mit einem Blick zurück. (Und man bemerke, wie Desdemonas Nase neuerdings schnupperte. Seit zwei Tagen war ihr Geruchssinn sehr empfindlich. Immer mehr Nahrungsmittel rochen komisch, Fetakäse wie schmutzige Socken, Oliven wie Ziegenköttel.)
    »Wie häufig baden Sie, Mr. Stephanides?«, fragte der größere.
    »Täglich, Sir.«
    »Wie häufig putzen Sie die Zähne?«
    »Täglich, Sir.«
    »Was verwenden Sie?«
    »Backpulver.«
    Nun stieg der kleinere die Treppe hinauf. Er drang ins Schlafzimmer meiner Großeltern vor und inspizierte die Laken. Er trat ins Badezimmer und prüfte die Toilettenbrille.
    »Von nun an benutzen Sie das«, sagte der größere. »Das ist ein Zahnputzmittel. Und hier eine neue Zahnbürste.«
    Verstört nahm mein Großvater beides entgegen. »Wir kommen aus Bursa«, erklärte er. »Das ist eine große Stadt.«
    »Bürsten Sie am Zahnfleisch entlang. Am unteren aufwärts, am oberen abwärts. Zwei Minuten morgens und abends. Lassen Sie mal sehen. Los, versuchen Sie's.«
    »Wir sind zivilisierte Menschen.«
    »Verstehe ich das richtig, dass Sie sich der Hygieneunter weisung widersetzen?«
    »Hören Sie«, sagte Zizmo. »Die Griechen haben den Parthenon gebaut und die Ägypter die Pyramiden, da haben die Angelsachsen noch Tierfelle getragen.«
    Der größere sah Zizmo lange an und machte einen Vermerk auf seinem Block.
    »So?«, sagte mein Großvater. Mit einem scheußlichen Grinsen führte er die Zahnbürste in seinem trockenen Mund auf und ab.
    »Genau so. Gut.«
    Der kleinere kam jetzt wieder herunter. Er schlug seinen Block auf und begann: »Punkt eins. Mülleimer in Küche ohne Deckel. Punkt zwei. Stubenfliege auf Küchentisch. Punkt drei. Zu viel Knoblauch in Speise. Verursacht Verdauungsstörung.«
    (Und da ortet Desdemona den Schuldigen: die Haare des kleineren Mannes. Vom Geruch der Brillantine wird ihr übel.)
    »Sehr aufmerksam von Ihnen, herzukommen und sich für die Gesundheit Ihrer Beschäftigten zu interessieren«, sagte Zizmo.
    »Wir wollen doch nicht, dass

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