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Middlesex

Middlesex

Titel: Middlesex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Eugenides
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Limousine gemietet und öffnete seiner Frau und seiner Cousine die Wagentür. Als er selbst eingestiegen war, winkte er dem Mann zu, den man ausersehen hatte, dazubleiben und zu verhindern, dass Zizmos Geist in das Haus zurückkehrte. Dieser Mann war Peter Tatakis, der künftige Chiropraktiker. Der Tradition gemäß bewachte Onkel Pete die Tür über zwei Stunden lang, bis der Gottesdienst in der Kirche vorüber war.
    Die Zeremonie umfasste die gesamte Liturgie, nur der letzte Teil, in dem die Gemeinde aufgefordert wird, dem Verblichenen einen letzten KUSS zu geben, wurde ausgelassen. Stattdessen schritt Sourmelina am Sarg vorbei und küsste die Hochzeitskrone, gefolgt von Desdemona und Lefty. Die Himmelfahrtskirche, die damals noch in einem kleinen Laden in der Hart Street residierte, war noch immer kaum zu einem Viertel gefüllt. Die meisten Trauernden waren alte Witwen, für die Beerdigungen eine Art Zerstreuung waren. Endlich trugen die Sargträger den Sarg hinaus, damit das Begräbnisfoto gemacht werden konnte. Die Teilnehmenden scharten sich um ihn, die schlichte Hart-Street-Kirche als Hintergrund. Father Stylianopoulos nahm seinen Platz am Kopfende des Sarges ein. Der Sarg wurde noch einmal geöffnet, damit das gegen den plissierten Satin gelehnte Foto von Jimmy Zizmo mit aufs Bild kam. Über den Sarg wurden Flaggen gehalten, auf der einen Seite die griechische, auf der anderen die amerikanische. Niemand lächelte, als es blitzte. Anschließend setzte sich der Zug zum Friedhof Forest Lawn an der Van Dyke Street aufs Neue in Bewegung, wo der Sarg bis zum Frühjahr eingelagert wurde. Noch immer bestand ja die Möglichkeit, dass der Leichnam mit dem Tauwetter im Frühjahr wieder auftauchte.
    Obwohl alle notwendigen Zeremonien vollzogen waren, wuss te die Familie, dass Jimmy Zizmos Seele noch keine Ruhe hatte. Nach dem Tod steigen die Seelen der Orthodoxen nicht direkt in den Himmel auf. Sie bleiben lieber noch ein Weilchen auf der Erde und ärgern die Lebenden. Immer wenn meine Großmutter während der folgenden vierzig Tage ihr Traumbuch oder ihre Betperlen verlegt hatte, gab sie Zizmos Geist die Schuld. Er spukte im Haus, indem er frische Milch gerinnen ließ und die Seife im Badezimmer stahl. Als die Trauerzeit sich dem Ende näherte, bereiteten Desdemona und Sourmelina die koliva zu. Aus drei blendend weißen Schichten gemacht, glich sie einer Hochzeitstorte. Ein Zaun umgrenzte die oberste Schicht, auf der Kiefern aus grüner Gelatine wuchsen. Außerdem waren da ein Teich aus blauem Gelee und Zizmos Name, säuberlich buchstabiert aus silbernen Liebesperlen. Am vierzigsten Tag nach der Trauerfeier wurde eine weitere Kirchenzeremonie abgehalten, nach der alle in die Hurl-but Street gingen. Sie versammelten sich um die koliva, die mit dem Puderzucker des ewigen Lebens bestreut und mit unsterblichen Granatäpfelkernen untermischt war. Sobald sie den Kuchen aßen, spürte jeder: Zizmos Seele verließ die Erde und fand Einlass im Himmel, wo sie niemanden mehr belästigen konnte. Auf dem Höhepunkt der Festlichkeit löste Sourmelina einen Eklat aus, als sie in einem leuchtend orangen Kleid aus ihrem Zimmer kam.
    »Was tust du da?«, flüsterte Desdemona. »Eine Witwe trägt den Rest ihres Lebens Schwarz.«
    »Vierzig Tage reichen«, sagte Lina und aß weiter.
    Nun erst konnten die Kinder getauft werden. Am nächsten Samstag in der Himmelfahrtskirche beobachtete Desdemona mit widerstreitenden Gefühlen, wie sie von den Paten über das Taufbecken gehalten wurden. Beim Betreten der Kirche hatte meine Großmutter noch einen unbändigen Stolz empfunden. Alles scharte sich um sie, wollte einen Blick auf ihr Neugeborenes erhaschen, das über die wundersame Gabe verfügte, selbst die ältesten Frauen in junge Mütter zurückzuverwandeln. Während des Ritus schnitt Father Stylianopoulos Milton eine Haarlocke ab und ließ sie ins Wasser fallen. Er strich dem Kind das Zeichen des Kreuzes auf die Stirn. Er tauchte den Säugling unter Wasser. Doch während Milton von der Ursünde gereinigt war, blieb Desdemona ihre Missetat im Bewusstsein haften. Stumm wiederholte sie ihren Schwur, nie wieder ein Kind zu bekommen.
    »Lina«, begann sie ein paar Tage später und errötete.
    »Was?«
    »Nichts.«
    »Nicht nichts. Etwas. Was?«
    »Ich frage mich. Wie man... wenn man nicht...« Und es platzte aus ihr heraus: »Weißt du, wie man es fertig bringt, dass man nicht schwanger wird?«
    Lina lachte leise auf. »Darüber brauche ich mir ja

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