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Middlesex

Middlesex

Titel: Middlesex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Eugenides
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sollte, wurde Theodora genannt, nach der skandalösen Kaiserin von Byzanz, die Sourmelina bewunderte. Später erhielt auch sie einen amerikanischen Spitznamen.
    Aber noch etwas anderes möchte ich über diese Babys sagen. Etwas, was mit bloßem Auge nicht zu erkennen ist. Sehen Sie genauer hin. Da. Jawohl:
    Jeweils eine Mutation.

EHE AUF EIS
    Jimmy Zizmos Beerdigung fand mit Erlaubnis des Bischofs von Chicago dreizehn Tage später statt. Nahezu zwei Wochen war die Familie zu Hause geblieben, befleckt vom Tod und gelegentlich einen Besucher begrüßend, der seine Aufwartung machte. Schwarze Tücher verhängten die Fenster. Schwarze Bänder schmückten die Türen. Weil man sich in Gegenwart des Todes niemals eitel zeigen soll, hörte Lefty auf, sich zu rasieren, und hatte am Tag der Beerdigung schon beinahe einen Vollbart.
    Die Polizei hatte vergeblich versucht, die Leiche zu bergen, daher die Verzögerung. Am Tag nach dem Unfall waren zwei Beamte aufgebrochen, um den Ort des Geschehens zu untersuchen. Das Eis war in der Nacht wieder zugefroren, zudem hatte es einige Zentimeter geschneit. Die Beamten waren hin und her gestapft, hatten nach Reifenspuren geforscht, aber nach einer halben Stunde aufgegeben. Sie nahmen Lefty seine Geschichte ab, Zizmo sei zum Eisfischen hinausgefahren, habe möglichlicherweise getrunken. Ein Beamter versicherte Lefty, häufig tauchten Leichen im Frühjahr, wegen des eiskalten Wassers bemerkenswert gut erhalten, wieder auf.
    Die Familie trauerte. Father Stylianopoulos trug den Fall dem Bischof vor, der die Bitte, Zizmo ein orthodoxes Begräbnis auszurichten, unter der Voraussetzung gewährte, dass eine Bestattungszeremonie am Grab abgehalten werde, falls man den Leichnam eines Tages finde. Lefty übernahm die Begräbnisvorbereitungen. Er suchte den Sarg und die Grabstelle aus, bestellte einen Grabstein und bezahlte die Todesanzeigen in den Zeitungen. Zu jener Zeit begannen die griechischen Einwanderer, Leichenhallen zu nutzen, Sourmelina jedoch bestand darauf, dass die Totenehrung im Haus stattfand. Über eine Woche lang strömten Besucher in die abgedunkelte sala, wo die Jalousien herabgelassen waren und schwerer Blumenduft in der Luft hing. Zizmos zwielichtige Geschäftskollegen kamen, auch Leute aus den Schummerkneipen, die er beliefert hatte, dazu ein paar von Linas Freundinnen. Und nachdem sie der Witwe ihr Beileid ausgesprochen hatten, schritten sie durchs Wohnzimmer und stellten sich vor dem offenen Sarg auf. Darin befand sich, an ein Kissen gelehnt, eine gerahmte Fotografie von Jimmy Zizmq. Das Bild zeigte Zizmo im Dreiviertelprofil, wie er in den Himmelsschein der Studiobeleuchtung hinaufblickt. Sourmelina hatte das Band zwischen ihren Hochzeitskronen durchschnitten und die ihres Mannes ebenfalls in den Sarg gelegt.
    Sourmelinas Kummer über den Tod ihres Mannes übertraf ihre Zuneigung, die sie zu seinen Lebzeiten für ihn gehegt hatte, bei weitem. Zehn Stunden lang, an zwei Tagen, hielt sie über Zizmos leerem Sarg die Totenklage, rezitierte die mirologia. Im besten theatralischen Dorfstil schmetterte Sourmelina dramatische Arien, in denen sie den Tod ihres Mannes beklagte und ihn geißelte, weil er gestorben war. Fertig mit Zizmo, haderte sie mit Gott, weil er ihn so früh geholt hatte, und bejammerte das Schicksal ihrer neugeborenen Tochter.
    »Du bist schuld! Nur du!«, schrie sie. »Welchen Grund gab es zu sterben? Du hast mich zur Witwe gemacht! Du hast dein Kind auf die Straße geworfen!« Während ihrer Klage stillte sie ihre Tochter und hielt sie immer wieder hoch, damit Zizmo und Gott sehen konnten, was sie angerichtet hatten. Die älteren Einwanderer fühlten sich, als sie Linas Raserei hörten, in ihre Kindheit in Griechenland versetzt, erinnerten sich an die Begräbnisse ihrer Großeltern oder Eltern, und alle stimmten darin überein, dass eine solche Grambekundung Jimmy Zizmos Seele ewigen Frieden garantieren werde.
    Entsprechend dem Kirchenrecht fand die Beerdigung an einem Wochentag statt. Father Stylianopoulos kam, ein hohes kali-mafkion auf dem Kopf und ein großes Brustkreuz um den Hals, um zehn Uhr vormittags ins Haus. Nachdem ein Gebet gesprochen war, brachte Sourmelina dem Priester eine brennende Kerze auf einem Tablett. Sie blies sie aus, der Rauch stieg auf und verteilte sich, dann brach Father Stylianopoulos die Kerze entzwei. Nun stellten sich alle draußen in einer Reihe hin, damit die Prozession zur Kirche beginnen konnte. Lefty hatte für den Tag eine

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