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Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers

Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers

Titel: Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wie es die Tradition erforderte, standen sie mit dem Rücken zu den Jungen gewandt und warteten auf den Herzog.
    Die riesigen Eichentüren der Burg gingen langsam und schwerfällig auf; Leibwachen in der braun und goldenen Livree des Herzogs schossen hindurch und nahmen ihre Plätze auf den Stufen ein. Auf jedem Überwurf prangte die goldene Möwe von Crydee. Darüber saß eine kleine, goldene Krone, die den Herzog als Mitglied der königlichen Familie auswies.
    Der Herold rief: »Höret! Seine Gnaden, Borric conDoin, dritter Herzog von Crydee; Prinz des Königreiches; Lord von Crydee, Carse und Tulan; Gouverneur des Westens und Generalritter der Königlichen Armeen; mutmaßlicher Erbe des Thrones von Rillanon.« Der Herzog wartete geduldig, bis die Liste vollständig war. Dann trat er hinaus ins Sonnenlicht.
    Obwohl er bereits jenseits der Fünfzig war, bewegte sich der Herzog von Crydee noch immer mit der Geschwindigkeit und dem kräftigen Schritt des geborenen Kriegers. Sah man einmal vom Grau an den Schläfen seines dunkelbraunen Haares ab, so wirkte er um mindestens zwanzig Jahre jünger, als er war. Er war von Kop bis Fuß in Schwarz gekleidet, wie immer in den vergangenen sieben Jahren, denn er betrauerte noch immer den Verlust seines geliebten Weibes Katherina. An seiner Seite hing in einer schwarzen Scheide ein Schwert mit silbernem Griff.
    Ihre königlichen Hoheiten, die Prinzen Lyam conDoin und Arutha conDoin, Erben des Hauses Crydee; Hauptmann-Ritter der Armee des Königs im Westen; Prinzen des königlichen Hauses von Rillanon.«
    Beide Sohne traten vor und stellten sich hinter ihren Vater Die beiden jungen Männer waren sechs und vier Jahre älter als die Lehrlinge - der Herzog hatte erst spät geheiratet -, aber der Unterschied zwischen den verlegenen Kandidaten für eine Lehrstelle und den Söhnen des Herzogs bestand aus weit mehr als aus ein paar Jahren Altersunterschied. Beide Prinzen wirkten ruhig und selbstbewußt.
    Lyam, der Ältere, ein blonder, kräftiger Riese von einem Mann, stand zur Rechten seines Vaters. Sein offenes Lächeln erinnerte an seine Mutter, und er sah immer so aus, als würde er jeden Augenblick loslachen. Er trug eine hellblaue Tunika und gelbe Beinkleider. Sein kurz gestutzter Bart war ebenso blond wie sein schulterlanges Haar.
    Wo Lyam wie Licht und Tag war, war Arutha wie Schatten und Nacht. Er war fast ebenso groß wie sein Bruder und sein Vater, aber während diese beiden kräftig gebaut waren, war er schlank, fast mager. Er trug eine braune Tunika und rostfarbene Beinkleider. Sein Haar war dunkel, sein Gesicht glatt rasiert.
    Alles an Arutha vermittelte ein Gefühl von Hast, Schnelligkeit. Seine Stärke lag in seiner Geschwindigkeit: eine schnelle Klinge, ein schneller Verstand.
    Sein Humor war trocken und oft scharf. Während Lyam von den Untertanen des Herzogs offen geliebt wurde, wurde Arutha aufgrund seiner Fähigkeiten respektiert und bewundert, aber vom Volk nicht mit Wärme bedacht.
    Zusammen schienen die beiden Söhne das komplexe Wesen ihres Vaters in sich zu vereinen, denn der Herzog wies sowohl Lyams robusten Humor als auch Aruthas düstere Stimmungen auf. Sie waren in ihrem Temperament fast genaue Gegensätze, würden aber dem Herzogtum und dem Königreich beide noch gute Dienste erweisen, wenn es an der Zeit war. Der Herzog liebte seine Söhne.
    Wieder meldete sich der Herold. »Prinzessin Carline, Tochter des königlichen Hauses.«
    Das schlanke, graziöse Mädchen, das jetzt aus der Burg trat, war im selben Alter wie die Knaben, die unten standen. Es zeigte aber bereits die Haltung eines Menschen, der zum Regieren geboren worden ist, und dazu die Schönheit ihrer verstorbenen Mutter. Ihr zartgelbes Gewand stand in bestechendem Kontrast zu ihrem fast schwarzen Haar. Ihre Augen waren so blau wie die Lyams, und dieser strahlte, als sie jetzt den Arm ihres Vaters ergriff. Selbst Arutha zeigte eines seiner seltenen halben Lächeln, denn auch er liebte seine Schwester.
    Viele Jungen aus der Burg hegten eine heimliche Liebe zur Prinzessin, eine Tatsache, die sie oft ausnutzte, wenn sie etwas vorhatte. Aber selbst ihre Anwesenheit konnte jetzt das Ereignis des Tages nicht aus ihren Gedanken verbannen.
    Als nächstes zog der Hofstaat des Herzogs ein. Pug und Tomas konnten sehen, daß alle Mitglieder des herzoglichen Stabes anwesend waren, einschließlich Kulgan. Pug hatte ihn seit jener Sturmnacht dann und wann im Schloß gesehen, und sie hatten ein paar Worte

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