Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
als ich, ungestört zu sein.« Er zog seine lange, dünne Pfeife aus einer Falte seiner Robe und fing an, sie aus einem Beutel mit Tabak vollzustopfen, der ebenfalls verborgen gewesen war.
»Laß uns nicht zu viel von Pflicht und solchen Dingen sprechen, Knabe. Denn um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich bin nicht auf dich vorbereitet. Aber in kurzer Zeit werde ich alles gut in der Hand haben. Bis dahin können wir die Zeit nutzen und uns miteinander anfreunden. Einverstanden?«
Pug war überrascht. Er hatte keine Ahnung, was ein Magier zu tun hatte, abgesehen von der einen Nacht, die er vor Wochen bei Kulgan verbracht hatte.
Aber er wußte sehr wohl, wie Handwerksmeister gewöhnlich waren, und keiner von ihnen hatte je daran gedacht, sich zu erkundigen, ob seinem Lehrling seine Pläne genehm waren oder nicht. Da er nicht wußte, was er sagen sollte, nickte Pug einfach.
»Also gut dann«, sagte Kulgan. »Begeben wir uns in den Turm, wo wir ein paar neue Kleider für dich suchen wollen. Anschließend werden wir den Rest des Tages mit Feiern verbringen. Wir werden später noch genug Zeit haben, um zu lernen, uns wie Meister und Lehrling zu betragen.« Mit einem Lächeln für den Jungen drehte der Magier Pug um und führte ihn davon.
Der späte Nachmittag war hell und klar. Eine leichte Brise von der See kühlte die sommerliche Hitze ab. In der ganzen Burg und der Stadt unterhalb waren die Vorbereitungen für das Fest Banapis in vollem Gange.
Banapis war der älteste bekannte Feietag. Sein Ursprung verlor sich in grauer Vorzeit. Er wurde an jedem Mittsommertag abgehalten. Dies war ein Tag, der weder dem vergangenen noch dem kommenden Jahr angehörte. Banapis, das Fest, das unter anderen Namen auch in anderen Nationen bekannt war, wurde in der ganzen Welt Midkemias gefeiert. Einige glaubten, daß das Fest von den Eiben und Zwergen entliehen worden war. Es wurde behauptet, daß diese alten Rassen das Mittsommerfest schon gefeiert hatten, so weit sich diese überhaupt zurückerinnern konnten - und sie hatten ein gutes Gedächtnis! Die meisten wichtigen Persönlichkeiten stritten das jedoch ab, wenngleich sie als Grund nur anführen konnten, daß es unwahrscheinlich war, daß Menschen etwas von dem Volk der Eiben oder der Zwerge leihen würden. Es ging sogar das Gerücht, daß selbst die Bewohner der Nordlande, die Trolle und die Mitglieder der Bruderschaft des Düsteren Pfades, ebenfalls Banapis feierten. Allerdings hatte niemals jemand einer solchen Feierlichkeit beigewohnt.
Im Hof ging es sehr geschäftig zu. Große Tische waren aufgebaut worden, um die Vielfalt von Speisen unterzubringen, die seit mehr als einer Woche vorbereitet worden waren. Riesenhafte Fässer zwergischen Bieres, das aus Bergenstein eingeführt worden war, waren aus den Kellern gehievt worden und ruhten jetzt auf protestierenden, überlasteten Holzrahmen.
Es gab keinen offiziellen Anfang des Festes. Traditionsgemäß häuften sich Menschen und Speisen, Wein und Bier, bis eine gewisse Dichte erreicht war, und dann, ganz plötzlich, waren die Festivitäten in vollem Gange.
Pug rannte aus der Küche. Sein Raum im nördlichsten Turm, dem Turm des Magiers, wie er genannt wurde, ermöglichte ihm eine Abkürzung durch die Küche. Er benutzte diese lieber als die Hauptpforten der Burg. Er strahlte, als er in seiner neuen Tunika und der neuen Hose über den Hof raste. Nie zuvor hatte er so feine Kleider getragen, und er hatte es eilig, sie seinem Freund Tomas vorzuführen.
Er fand Tomas, der gerade dabei war, die Unterkünfte der Soldaten zu verlassen. Er hatte es fast ebenso eilig wie Pug. Als sie sich trafen, sprachen beide gleichzeitig.
»Schau nur die neue Tunika -«, sagte Pug.
»Schau nur meinen Soldatenrock -«, sagte Tomas.
Beide brachen ab und fingen laut an zu lachen.
Tomas gewann seine Haltung als erster wieder. »Das sind sehr schöne Kleider, Pug«, sagte er und betastete das Material von Pugs roter Tunika. »Und die Farbe steht dir.«
Pug gab das Kompliment zurück, denn Tomas war in seinem braunen und goldenen Umhang wirklich ein schöner Anblick. Es war unwichtig, daß er seine übliche Tunika und die einfache Hose noch darunter trug. Eine vollständige Uniform würde er erst erhalten, wenn Meister Fannon mit seinen Diensten an den Waffen zufrieden war.
Großer Lärm von Pfeifen und Trommeln ertönte aus dem Nebenhof, als sich die Musikanten des Herzogs dem Haupthof näherten. Als sie überall rund um die Burg herum aufgetaucht
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