Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
sie ihre toten Wegbereiter erblickten. Dann sahen sie die beiden Waldbewohner, die ruhig am Wegrand standen, und riefen etwas. Die gesamte Front der Kolonne sprang mit gezogenen Waffen vorwärts.
Martin floh ins Dickicht auf der Nordseite des Weges. Garret war einen Schritt hinter ihm. Sie schössen zwischen den Bäumen dahin, dicht gefolgt von den Tsuranis. Martins Stimme erfüllte den Wald mit einem wilden Jagdgeschrei. Garret brüllte gleichermaßen aus einer namenlosen, irrsinnigen Heiterkeit wie auch aus Angst. Der Lärm hinter ihnen war enorm, als eine Horde von Tsuranis sie durch die Bäume verfolgte.
Martin führte sie nach Norden, parallel zu dem Kurs, den die Düstere Bruderschaft eingeschlagen hatte. Nach einer Weile blieb er stehen und erklärte zwischen keuchenden Atemzügen:
»Langsam, wir wollen sie doch nicht abhängen.«
Garret sah sich um und stellte fest, daß die Tsuranis nicht mehr zu sehen waren. Sie lehnten sich an einen Baum und warteten. Einen Augenblick später tauchten die ersten Tsuranis wieder auf. Sie eilten in nordwestlicher Richtung davon.
Mit empörtem Blick meinte Martin: »Wir müssen die einzig fähigen Fährtensucher aus ihrer verdammten Welt umgebracht haben.« Er zog sein Jagdhorn aus dem Gürtel und stieß kräftig hinein. Die Tsuranis erstarrten. Auf ihrem Gesicht zeigte sich ein deutlicher Schock. Dies war selbst aus der Entfernung zu erkennen, in der sich Martin und Garret befanden.
Der erste Tsurani sah sich um und entdeckte die beiden Jäger. Martin winkte dem Mann, ihnen zu folgen, und er und Garret liefen erneut los. Der Tsurani rief seinen Kameraden etwas zu und jagte hinter ihnen her. Eine Viertelmeile führten sie die Tsuranis durch den Wald. Dann bogen sie nach Westen ab.
Garret rief: »Diese Düsteren Brüder… werden wissen…, daß wir kommen.«
Martin brüllte zurück. »Außer wenn sie… plötzlich… alle taub… geworden sind.« Er brachte ein Lächeln zustande. »Die Tsuranis… sind mit… sechs zu eins… im Vorteil. Ich… finde es nur… gerecht, wenn… die Bruderschaft gewarnt… wird.«
Garret hatte noch Atem genug, um leise zu stöhnen. Dann folgte er weiter der Führung seines Meisters. Sie brachen aus einem Dickicht heraus und Martin blieb stehen. Er packte Garret an der Tunika. Er neigte den Kopf und sagte:
»Sie sind da vorne.«
»Das begreife ich nicht… wie könnt Ihr etwas hören… bei all dem Krach… den die da hinten machen.« Es hörte sich an, als wäre der größte Teil der Tsuranis hinter ihnen. Aber der Wald verdoppelte den Lärm und verwirrte seine Quelle.
»Trägst du immer noch… diese lächerliche rote… Untertunika?«
»Ja, warum?«
»Reiß einen Streifen ab.« Ohne zu fragen, zog Garret sein Messer hervor und hob die grüne Förstertunika hoch. Darunter befand sich eine fröhliche rote Untertunika aus Baumwolle. Er schnitt einen langen Streifen vom Saum ab und stopfte die Untertunika dann schnell wieder zurück. Während Garret sich wieder richtig anzog, band Martin den Streifen an einen Pfeil. Er sah sich nach den Tsuranis um, die durch das Unterholz stürmten. »Das müssen ihre Stummelbeine sein. Sie können vielleicht den ganzen Tag rennen, aber sie können im Wald nicht Schritt halten.«
Er reichte Garret den Pfeil. »Siehst du die große Ulme jenseits der kleinen Lichtung?«
Garret nickte. »Erkennst du auch die kleine Birke links davon?« Wieder nickte Garret. »Glaubst du, du kannst sie mit dem Lumpen an deinem Pfeil treffen?«
Garret grinste, als er seinen Bogen abnahm, den Pfeil einlegte und schoß. Er traf. Martin erklärte: »Wenn unsere Freunde hierher kommen, werden sie die Fahne da drüben flattern sehen und hinüberstürmen. Wenn ich mich nicht sehr irre, befinden sich die Brüder ungefähr fünfzig Schritt entfernt auf der anderen Seite von deinem Pfeil.« Er zog sein Hörn, während Garret seinen Bogen wieder schulterte. »Dann sind wir wieder unterwegs«, sagte er und stieß noch einmal lang und kräftig ins Hörn.
Wie die Hornissen stürzten die Tsuranis herbei, aber Langbogen und Garret hatten sich schon in südwestlicher Richtung davongemacht, noch ehe der Ton in der Luft verklungen war. Sie beeilten sich, um verschwunden zu sein, ehe die Tsuranis sie erblicken konnten. Plötzlich durchbrachen sie ein Gebüsch und liefen direkt in eine Gruppe aus Frauen und Kindern. Eine junge Frau der Brüderschaft stellte gerade ein Bündel zu Boden. Beim Anblick der beiden Männer verharrte sie
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