Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
mit dem von Blut und Exkrementen.
Arutha kämpfte wie verrückt. Blindlings schlug er nach kaum sichtbaren Feinden. Seine eigene Angst drohte ihn zu überwältigen, als irgendein primitiver Instinkt in ihm danach schrie, den Tunnel zu verlassen und vor der bedrohlichen Erde über sich zu fliehen. Er bezwang seine Panik und führte weiterhin den Angriff gegen die Sappeure.
Eine vertraute Stimme grunzte und fluchte an seiner Seite. Arutha wußte, Amos Trask war in seiner Nähe. »Noch dreißig Schritt, Bursche!« brüllte er.
Arutha nahm den Mann beim Wort. Er selbst hatte jedes Gefühl für Entfernungen verloren. Die Männer aus Crydee drängten vorwärts und starben bei dem Versuch, die Widerstand leistenden Tsuranis zu töten. Die Zeit wurde unwichtig. Der Kampf bestand aus einer undeutlichen Montage von Bildern.
Plötzlich schrie Amos: »Stroh!« Sofort wurden Strohbündel herübergereicht.
»Fackeln!« rief er, und flammende Stangen wurden ihm gebracht. Er stapelte das Stroh neben einem Lattenwerk und hielt sie hinein. Flammen loderten auf.
Amos brüllte: »Räumt den Tunnel!«
Der Kampf hörte auf. Jeder Mann aus Crydee oder Tsurani drehte sich um und floh vor den Flammen. Die Sappeure wußten, daß der Tunnel verloren war, da sie nichts hatten, womit sie das Feuer löschen konnten. So kletterten sie um ihr Leben.
Beißender Rauch erfüllte den Tunnel. Die Männer fingen zu husten an, als sie den verstopften Gang räumten. Arutha folgte Amos. Sie verfehlten den anderen Tunnel und kamen im Keller heraus. Soldaten, schmutzig und blutig, brachen auf den Steinen des Kellers zusammen und rangen nach Atem. Ein dumpfes Grollen ertönte, und mit einem Krachen stob eine Wolke aus Luft und Rauch aus dem Loch. Amos grinste. Sein Gesicht war schmutzverschmiert. »Das Holz ist zusammengebrochen. Der Tunnel ist zu.«
Arutha, erschöpft und noch immer nach Atem ringend, nickte bloß. Jemand reichte ihm eine Tasse mit Wasser, und er trank gierig. Carline tauchte vor ihm auf. »Bist du in Ordnung?« fragte sie besorgt. Er nickte. Sie sah sich um. »Wo ist Roland?«
Arutha schüttelte den Kopf. »War unmöglich, da unten etwas zu sehen. War er im Tunnel?«
Sie biß sich auf die Unterlippe. Tränen traten in ihre blauen Augen, als sie nickte. »Vielleicht hat er die Abzweigung gefunden und ist im Hof herausgekommen. Wollen mal sehen.«
Er stand auf, und Amos und Carline folgten ihm die Treppe hinauf. Sie verließen die Burg. Ein Soldat informierte ihn, daß der Angriff auf die Mauer zurückgeworfen worden wäre. Arutha bedankte sich und setzte seinen Weg um die Burg herum fort, bis sie den Schacht erreichten, der auf seinen Befehl hier gegraben worden war. Soldaten lagen im Gras des Hofes, hustend und spuckend und versuchten, den beißenden Rauch aus ihren Lungen zu vertreiben. Die Luft war erfüllt von Wolken aus starkem Rauch, die immer noch aus dem Schacht quollen. Wieder ertönte ein grollendes Geräusch. Arutha konnte es durch die Sohlen seiner Stiefel spüren. In der Nähe der Mauer war eine Vertiefung entstanden, dort, wo der Tunnel emgestürzt war. »Junker Roland!« rief Arutha.
»Hier, Hoheit«, kam die Antwort.
Carline sauste an Arutha vorbei und erreichte Roland noch vor dem Prinzen.
Der Junker lag am Boden und wurde von dem Soldaten versorgt, der auch geantwortet hatte. Seine Augen waren geschlossen, seine Haut fahl, und aus seiner Seite sickerte Blut. Der Soldat berichtete: »Ich mußte ihn die letzten Meter schleifen, Hoheit. Er konnte nicht mehr stehen. Ich dachte, es wäre der Rauch, bis ich die Wunde sah.«
Carline barg Rolands Kopf in ihren Armen, während Arutha zuerst die Bänder von Rolands Brustpanzer löste und dann die Untertunika fortriß. Nach einem Augenblick hockte er sich auf die Fersen. »Es ist nur eine oberflächliche Wunde. Er wird gesund werden.«
»Oh, Roland«, sagte Carline leise.
Roland öffnete die Augen und lächelte schwach. Seine Stimme klang müde, aber er zwang sich zu einem fröhlichen Ton. »Was heißt das denn? Man könnte ja meinen, ich wäre getötet worden.«
»Du herzloses Ungeheuer.« Sanft schüttelte Carline ihn, lok-kerte ihren Griff aber nicht, als sie auf ihn herablächelte. »Da treibt er zu einer Zeit wie dieser seine Scherze mit uns.«
Er zuckte zusammen, als er versuchte, sich aufzusetzen. »Au, das tut weh.«
Sie legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter.
»Versuch nicht, dich zu bewegen. Wir müssen die Wunde verbinden«, sagte sie,
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