Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
erleichtert und wütend zugleich.
Er barg den Kopf in ihrem Schoß und lächelte. »Ich würde mich nicht mal rühren, wenn ich das halbe Herzogtum deines Vaters dafür bekommen würde.«
Wütend sah sie ihn an. »Warum hast du dich dem Feind eigentlich so entgegengeworfen?«
Roland sah sie verlegen an. »Ehrlich gesagt, ich bin gestolpert, als ich die Treppe herunterkam, und konnte mich nicht mehr halten.«
Sie legte die Wange gegen seine Stirn, während Arutha und Amos lachten.
»Du bist ein Lügner. Und ich liebe dich«, sagte sie leise.
Arutha stand auf und schleppte Amos mit sich fort. Sie überließen Roland und Carline einander. Als sie an die Ecke kamen, stießen sie auf den ehemaligen Tsurani-Sklaven Charles, der Wasser für die Verwundeten schleppte. Arutha hielt den Mann an.
An einem Joch über seiner Schulter hingen zwei große Wassereimer. Er blutete aus mehreren kleinen Wunden und war über und über mit Schmutz bedeckt. »Was ist dir denn passiert?« fragte Arutha.
Mit breitem Grinsen antwortete Charles: »Guter Kampf. Charles finden Schwert, springen in Loch. Charles guter Krieger.«
Der ehemalige Sklave war blaß und schwankte ein wenig, als er so vor ihnen stand. Arutha war sprachlos. Dann bedeutete er ihm, seine Arbeit fortzusetzen.
Glücklich ging Charles davon. »Was haltet Ihr von ihm?« wandte sich Arutha an Amos.
Der kicherte. »Ich habe viel mit Schurken zu tun gehabt, Hoheit. Von den Tsuranis weiß ich nur wenig, aber ich glaube, das ist ein Bursche, mit dem man rechnen muß. Und auf den man sich verlassen kann.«
Arutha beobachtete Charles, der Wasser an die Soldaten verteilte, ohne sich um seine eigenen Wunden und Müdigkeit zu kümmern. »Das war keine kleine Sache, sich ohne Befehl in den Schacht zu stürzen. Ich werde über Langbogens Angebot nachdenken müssen, den Mann in den Dienst zu nehmen.«
Sie setzten ihren Weg fort. Arutha überwachte die Pflege der Verwundeten, während Amos beauftragt wurde, die endgültige Zerstörung des Tunnels in Angriff zu nehmen.
Als der Morgen anbrach, war es still im Hof. Nur ein Fleck frischer Erde, wo der Schacht wieder aufgefüllt worden war, und eine lange Vertiefung, die von der Burg zur äußeren Mauer verlief, kündeten davon, daß während der Nacht etwas Ungewöhnliches geschehen war.
Fannon hinkte über die Mauer. Er hielt eine Hand auf die rechte Seite gepreßt.
Die Wunde in seinem Rücken war fast verheilt, aber er konnte noch immer nicht ohne Hilfe gehen. Pater Tully stützte den Schwertmeister, als sie die anderen erreichten.
Arutha lächelte dem Schwertmeister zu und ergriff vorsichtig seinen anderen Arm. Gardan, Amos Trask, Martin Langbogen und eine Gruppe von Soldaten standen in der Nähe.
»Was hat das zu bedeuten?« fragte Fannon. Seine Wut war ein willkommener Anblick für die Männer auf der Mauer. »Habt ihr alle zusammen so wenig Verstand, daß ihr mich aus meiner Ruhe reißen müßt, damit ich hier das Sagen übernehme?«
Arutha deutete auf die See hinaus. Dutzende kleiner Punkte konnten am Horizont ausgemacht werden. Es war ein blitzendes Weiß vor dem Blau des Meeres und des Himmels zu sehen. »Die Flotte aus Carse und Tulan nähert sich den südlichen Stranden.«
Er zeigte auf das Tsurani-Lager in der Ferne, in dem großes Treiben herrschte.
»Heute vertreiben wir sie. Morgen um diese Zeit wird das ganze Gebiet hier wieder frei von Fremden sein. Wir treiben sie nach Osten, ohne ihnen eine Rast zu gönnen. Es wird lange dauern, ehe die zurückkommen.«
Leise sagte Fannon: »Ich hoffe, du hast recht, Arutha.« Eine Weile stand er, ohne etwas zu sagen. »Ich habe Berichte über deine Taten gehört, Arutha. Du hast gute Arbeit geleistet. Dein Vater kann stolz auf dich sein, und Crydee auch.«
Arutha fühlte sich gerührt vom Lob des Schwertmeisters. Er versuchte, es nicht zu ernst zu nehmen, aber Fannon unterbrach ihn. »Nein, du hast getan, was getan werden mußte, und mehr. Du hattest recht. Bei diesen Leuten dürfen wir nicht vorsichtig sein. Wir müssen den Kampf zu ihnen tragen.« Er seufzte.
»Ich bin ein alter Mann, Arutha. Es ist an der Zeit, daß ich mich zurückziehe und den Jungen das Wohl Crydees überlasse.«
Tully schnaubte verächtlich. »Du bist nicht alt. Ich war schon ein Priester, als du noch nicht mal laufen konntest.«
Fannon lachte mit den anderen über die offensichtliche Unwahrheit dieser Behauptung, und Arutha erklärte: »Wenn ich gut war, dann nur, weil ich in Euch einen so
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