Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
aber er war sich nicht sicher.
Die beiden Elben Calin und Tathar, die mit der Königin kamen, begaben sich unverzüglich zu dem Seitentisch, auf dem die Schale und die Geräte lagen, die man dem Tsurani-Soldaten abgenommen hatte. Sie untersuchten sie gründlich, und waren von jeder Einzelheit fasziniert.
Der Herzog rief die Versammlung zur Ordnung, und die beiden Elben traten zu ihren Stühlen zu beiden Seiten der Königin. Pug und Tomas standen wie immer neben der Tür.
»Wir haben Euch erzählt, was geschehen ist, so gut wir es verstehen«, begann der Herzog, »und jetzt habt Ihr mit Euren eigenen Augen die Beweise erblickt.
Wenn Ihr glaubt, daß es hilfreich sein könnte, dann werden Euch die Knaben die Ereignisse an Bord des Schiffes noch einmal schildern.«
Die Königin neigte den Kopf, aber es war Tathar, der sprach: »Ich würde die Geschichte gern aus erster Hand hören. Euer Gnaden.«
Borric machte den Jungen ein Zeichen näherzutreten. Sie traten vor und Tathar sagte: »Wer von euch fand diesen Außerweltlichen?«
Tomas warf Pug einen Blick zu, der zeigte, daß der kleinere Junge das Reden übernehmen sollte. »Wir beide, mein Herr«, antwortete Pug, der nicht wußte, wie er den Elb anzusprechen hatte. Tathar jedoch schien mit der allgemeinen Höflichkeit zufrieden zu sein. Pug erzählte von den Ereignissen des Tages und ließ nichts aus. Als er geendet hatte, stellte Tathar eine Reihe von Fragen und brachte damit noch ein paar kleine Einzelheiten zu Tage, die Pug vergessen hatte.
Als er fertig war, trat Pug zurück, und Tathar wiederholte den ganzen Prozeß mit Tomas. Tomas fing stockend an, ganz offensichtlich peinlich berührt, und die Elbenkönigin schenkte ihm ihr beruhigendes Lächeln. Dies ließ ihn jedoch nur noch nervöser werden, und gleich darauf wurde er entlassen.
Tathar lehnte sich zurück. »Wir haben niemals von einem solchen Schiff gehört. In vieler Hinsicht ist es wie andere Schiffe, aber nicht in jeder. Wir sind überzeugt.«
»Seit dem Tode meines Königvaters«, ließ sich nun Calin vernehmen, »diene ich als Kriegsführer von Elvandar. Es ist meine Pflicht, die Pfadfinder und Patrouillen zu beaufsichtigen, die unsere Wälder und Schneisen bewachen. Seit einiger Zeit nun sind wir uns bewußt, daß merkwürdige Dinge im großen Wald geschehen, südlich vom Fluß Crydee. Mehrere Male haben unsere Läufer Spuren gefunden, die von Menschen verursacht wurden, und zwar in abgeschiedenen Teilen des Waldes. Sie wurden nahe den Grenzen Elvandars gesichtet, aber auch fern, beim nördlichen Paß nahe Bergenstein.
Unsere Pfadfinder haben wochenlang versucht, diese Menschen zu finden, aber es wurden nur ihre Spuren gesehen. Es gab keines der üblichen Dinge, die man erwarten würde, wenn eine Gruppe angreift. Diese Leute haben sich große Mühe gegeben, ihre Anwesenheit zu verbergen. Wären sie nicht so dicht an Elvandar vorübergezogen, wären sie möglicherweise überhaupt nicht beobachtet worden. Aber niemand kann in die Nähe unseres Heimes vordringen und dabei unbemerkt bleiben.
Vor einigen Tagen sichtete einer unserer Späher eine Gruppe von Fremden, die am Saume unserer Wälder den Fluß überquerten. Sie zogen in die Richtung des Passes des Nordens. Er folgte ihnen einen halben Tagesmarsch lang, ehe er sie aus den Augen verlor.«
Fannon zog die Brauen hoch. »Ein Elbenpfadfinder verlor sie?«
Calin senkte leicht den Kopf. »Nicht aufgrund einer Ungeschicklichkeit. Sie betraten einfach ein dichtes Gebüsch und kamen nicht mehr auf der anderen Seite heraus. Er folgte ihren Spuren bis zu der Stelle, an der sie sich einfach aufgelöst haben.«
Lyam sagte: »Ich glaube, wir wissen, wohin sie gegangen sind.« Er sah ungewöhnlich ernst drein und ähnelte seinem Vater noch mehr als sonst.
Calin fuhr fort: »Vier Tage, ehe Eure Nachricht eintraf, sichteten ein anderer Elb und ich nahe der Stelle der letzten Sichtung eine ganze Gruppe. Es waren untersetzte und kräftige Männer, ohne Bart. Einige waren blond, andere dunkel. Es waren zehn von ihnen, und sie bewegten sich geschickt durch den Wald. Doch das geringste Geräusch ließ sie aufmerken. Aber dennoch hatten sie keine Ahnung, daß sie entdeckt worden waren.
Sie alle trugen Rüstungen in leuchtenden Farben, rote und blaue, ein paar grüne, andere gelbe. Nur einer war in eine schwarze Robe gewandet. Sie trugen Schwerter wie jenes dort auf dem Tisch, und merkwürdige Bogen, kurz und auf seltsame Art doppelt gebogen.«
Algon
Weitere Kostenlose Bücher