Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
beugte sich vor. »Das sind überkrümmte Bogen, wie diejenigen, die die keshianischen Hundesoldaten benutzen.«
Calin spreizte die Hände. »Kesh hat diese Lande schon lange verlassen, und als wir das Kaiserreich kannten, hat man dort einfache Bogen verwendet.
Ich folgte ihnen zwei Tage lang. Des Nachts hielten sie an und schlugen ein kaltes Lager auf. Sie gaben sich große Mühe, keine Anzeichen zurückzulassen, daß sie hier gewesen waren. Alle Essensreste und Exkremente wurden in einem Sack gesammelt und dann von einem aus der Gruppe getragen. Sie bewegten sich vorsichtig, waren aber leicht von uns zu verfolgen.
Als sie an den Rand des Waldes kamen, nahe der Mündung des Passes des Nordens, machten sie Zeichen auf ein Pergament, wie sie es verschiedene Male unterwegs schon gemacht hatten. Dann aktivierte der Mann in Schwarz irgendeinen fremdartigen Spruch und sie verschwanden.« In der Gesellschaft des Herzogs machte sich Unruhe bemerkbar. Vor allem Kulgan sah erregt aus.
Calin machte eine Pause. »Das Merkwürdigste an ihnen war jedoch ihre Sprache, denn sie war anders als alles, was wir kennen. Sie unterhielten sich in gedämpftem Ton, aber wir konnten sie hören, und ihre Worte waren ohne Bedeutung.«
Jetzt meldete sich die Königin zu Wort. »Als ich das hörte, wurde ich unruhig, denn diese Außerweltlichen legen ganz eindeutig eine Karte des Westens an.
Dabei durchstreifen sie frei den großen Wald, die Hügel von Bergenstein, und jetzt auch die Küsten des Königreiches. Noch während wir uns anschickten, Euch Kunde davon zukommen zu lassen, wurden die Berichte über diese Außerweltlichen häufiger. Weitere Gruppen wurden in der Gegend des Passes des Nordens gesehen.«
Arutha lehnte sich vor, die Arme auf den Tisch gestützt. »Wenn sie den Paß des Nordens überqueren, werden sie den Weg nach Yabon und zu den Freien Städten entdecken. In den Bergen werden die Schneefälle einsetzen, und sie könnten entdecken, daß wir im Winter wirksam von jeglicher Hilfe abgeschnitten sind.«
Einen Augenblick blitzte Sorge auf dem Gesicht des Herzogs auf, ja Angst, die sein stoisches Verhalten Lügen strafte. Dann gewann er seine Haltung zurück und sagte: »Da ist immer noch der Paß des Südens, und so weit sind sie mit ihren Karten vielleicht noch nicht gekommen. Wenn sie sich in jenem Gebiet aufgehalten hätten, hätten die Zwerge höchstwahrscheinlich etwas von ihnen gesehen, da die Dörfer der Grauen Türme weiter voneinander entfernt liegen als diejenigen von Bergenstein.«
»Lord Borric«, erklärte Aglaranna. »Ich hätte Elvandar niemals verlassen, wenn ich die Situation nicht für äußerst kritisch halten würde. Nach allem, was Ihr uns von dem außerweltlichen Kaiserreich berichtet habt, fürchte ich für alle freien Völker des Westens, wenn sie wirklich so mächtig sind, wie Ihr sagt. Wenngleich die Elben das Königreich als solches nicht gerade lieben, so respektieren wir doch die Völker des Westens, denn ihr seid immer ehrenwerte Männer gewesen und habt niemals versucht, Euer Reich in unsere Lande auszudehnen. Wir würden uns mit Euch verbünden, sollten diese Außerweltlichen gekommen sein, um zu erobern.«
Borric saß einen Moment schweigend da. »Ich danke der Herrscherin von Elvandar für die Hilfe des Elbenvolkes, sollte es zum Krieg kommen. Wir stehen auch Eures Rates wegen in Eurer Schuld, denn nun können wir handeln.
Hätten wir nicht von diesen Vorkommnissen im großen Wald erfahren, hätten wir den Fremden wahrscheinlich mehr Zeit gelassen, ihren Angriff vorzubereiten.« Wieder machte er eine Pause, als müßte er seine nächsten Worte überdenken. »Und ich bin überzeugt, daß diese Tsurani uns Übles wollen. Ein fremdes Land zu erforschen und zu versuchen, das Wesen und die Laune der Menschen, die dort leben, zu begreifen - das könnte ich verstehen.
Wenn aber Krieger Karten anfertigen, dann kann das nur ein Vorspiel zum Einmarsch sein.« Der Herzog richtete sich auf; seine Stimme nahm einen befehlenden Ton an. »Wir werden handeln. Ich werde Nachricht an Herzog Brucal von Yabon senden, und nochmals an Bergenstein und die Grauen Türme.«
Aglaranna meinte: »Es wäre gut zu hören, was uns das Zwergenvolk berichten kann.«
Borric erklärte: »Ich hatte auf Nachricht gehofft, aber unsere Boten sind noch nicht zurückgekehrt. Auch nicht die Tauben, die sie bei sich hatten.«
»Habichte vielleicht«, gab Lyam zu bedenken. »Die Tauben sind nicht immer zuverlässig.
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