Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
sie möchte. Es ist unwahrscheinlich, daß es jemand aus eurer Rasse sein wird, denn obwohl einige wenige solcher Ehen vollzogen wurden, so neigen sie doch dazu, ein trauriges Ende zu haben. Sie wird noch viele weitere Menschenalter durchleben, wenn die Götter gewillt sind.«
Calin schaute sich im Zimmer um und fügte hinzu: »Es ist wahrscheinlich, daß unser Freund Tomas über seine Gefühle für die große Dame der Elben hinauswachsen wird. Genauso, wie sich die Gefühle deiner Prinzessin für dich ändern werden, denke ich.«
Pug war verlegen. Er war neugierig gewesen, wovon Carline und der Elbenprinz während des Dinners gesprochen hatten. Er hatte aber nicht danach fragen mögen. »Ich habe bemerkt, daß Ihr Euch ausführlich mit ihr unterhalten habt.«
»Ich hatte erwartet, einen Helden von stolzer Größe zu treffen, dem Blitze um die Schultern tanzten. Es scheint so, als hättest du eine Reihe von Trollen mit einer einzigen Handbewegung vernichtet.«
Pug errötete. »Es waren bloß zwei, und außerdem war es ganz zufällig.«
Calins Brauen schossen in die Höhe. »Selbst zwei sind schon eine Tat. Ich hatte gedacht, das Mädchen würde mir Märchen auftischen. Ich möchte die Geschichte gerne hören.«
Pug erzählte ihm, was geschehen war. Als er fertig war, meinte Calin: »Das ist eine ungewöhnliche Geschichte, Pug. Ich weiß nur wenig von menschlicher Magie, aber doch genug, um zu wissen, daß das, was du getan hast, so merkwürdig war, wie Kulgan sagt. Elbenzauber ist ganz anders als der der Menschen, und wir verstehen unseren besser als ihr den Euren. Nie habe ich von einem solchen Vorkommnis gehört, aber eins kann ich dir sagen: Gelegentlich, zu Zeiten größter Erfordernis, kann ein innerer Ruf ergehen, der Mächte hervorbringt, die schlummernd in einem verborgen sind.«
»Daran habe ich auch schon gedacht. Aber es wäre schön, ein wenig besser zu verstehen, was geschehen ist.«
»Das mag mit der Zeit wohl kommen.«
Pug schaute seinen Gast an. »Würdet Ihr mir mehr von der Elbenzauberei erzählen?«
»Unsere Magie ist uralt. Sie ist Teil unseres Seins und dessen, was wir schaffen. Elbenstiefel können selbst einen Menschen lautlos gehen machen, und Elbenbögen treffen ihr Ziel besser, denn das ist das Wesen unserer Magie.
Sie ist in uns selbst, in unseren Wäldern und unseren Schöpfungen verankert.
Manchmal kann sie beherrscht werden, von jenen, die sie wirklich verstehen …
Zauberweber wie zum Beispiel Tathar. Aber das ist nicht leicht, denn unsere Magie widersteht jeglicher Manipulation. Sie ist wie die Luft, umgibt uns immer, bleibt aber unsichtbar. Aber wie die Luft, die gespürt werden kann, wenn ein Wind weht, hat sie Substanz. Die Menschen nennen unsere Wälder verzaubert, denn so lange hausen wir schon dort, daß unsere Magie das Mysterium Elvandars geschaffen hat. Alle, die dort sind, leben in Frieden.
Niemand kann Elvandar uneingeladen aufsuchen, außer er beherrscht mächtige Künste. Selbst die entferntesten unserer Grenzen verursachen jenen, die sie in böser Absicht übertreten, Übelkeit und ungute Gefühle. Das ist nicht immer so gewesen, denn vor langer Zeit teilten wir unser Gebiet und Schicksal mit anderen, den Moredhel, die ihr die Bruderschaft des Düsteren Pfades nennt.
Seit dem großen Bruch, als wir sie aus unseren Wäldern vertrieben, hat sich Elvandar verändert und ist mehr unser Heim geworden, unsere Essenz.«
Sie unterhielten sich noch bis spät in die Nacht hinein. Pug war fasziniert von dem Elben und geschmeichelt, weil so viele Dinge, die er sagte, für Calin interessant zu sein schienen.
Schließlich führte Pug Calin in die große Halle, wo ihn ein Diener zu seinem Gemach geleitete. Pug kehrte in sein Zimmer zurück und legte sich nieder. Ein feuchter Fantus gesellte sich wieder zu ihm und schnaubte empört, weil er durch den Regen hatte fliegen müssen. Fantus schlief schon bald ein. Pug jedoch lag da und starrte auf das flackernde Licht aus dem Feuertopf, das an der Decke tanzte. Er war unfähig, den Schlaf herbeizurufen. Er versuchte, die Geschichten von fremden Kriegern aus seinem Kopf zu verbannen, aber Bilder von in leuchtende Farben gekleideten Kämpfern, die durch die Wälder der westlichen Lande stapften, machten ihm den Schlaf unmöglich.
Am nächsten Morgen herrschte auf Schloß Crydee düstere Stimmung. Der Klatsch unter den Bediensteten hatte die Nachrichten von den Tsurani verbreitet, obwohl man keine Einzelheiten kannte. Alle
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