Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
tun!« unterbrach Pug. Er war entsetzt über die Intensität von Rolands Zorn und wütend über seine Drohung. »Sie ist es doch, die uns gegeneinander ausspielt.«
Pug fühlte plötzlich den Boden unter sich nachgeben. Dann erhob er sich, um ihn von hinten zu treffen. Sterne explodierten vor seinen Augen, seine Ohren dröhnten. Pug schüttelte den Kopf. Er sah den älteren, größeren Junker über sich gebeugt stehen, beide Hände zu Fäusten geballt. Aus zusammengebissenen Zähnen spie Roland ihm entgegen: »Wenn du noch einmal ein schlechtes Wort über sie sagst, schlage ich dich bewußtlos.«
Pugs Zorn wuchs von Minute zu Minute. Vorsichtig stand er auf. Er hatte die Augen auf Roland gerichtet, der kampfbereit dastand. Er spürte den bitteren Geschmack des Zorns in seinem Mund, als er sagte: »Du hattest zwei Jahre und mehr Zeit, sie für dich zu gewinnen, Roland. Laß sie in Ruhe.«
Rolands Gesicht lief rot an. Er stürzte sich auf Pug und riß ihn von den Füßen.
In einem Knäuel stürzten beide zu Boden. Rollend konnten sie allerdings beide keinen großen Schaden anrichten. Pug legte seinen Arm um Rolands Hals und hängte sich daran. Plötzlich stieß Roland sein Knie vor Pugs Brust und schob ihn fort. Pug rollte herum und kam wieder auf die Füße. Einen Augenblick später war auch Roland wieder auf den Beinen, und sie standen sich gegenüber.
In Rolands Ausdruck war jetzt keine Wut mehr zu sehen, sondern kalter, berechnender Zorn, als er den Abstand zwischen sich und seinem Gegner maß.
Vorsichtig trat er vor, den linken Arm ausgestreckt und abgewinkelt, die rechte Faust vor dem Gesicht.
Dann sprang er vor. Seine linke Hand sauste durch die Luft. Sie erwischte Pug an der Wange und riß ihm den Kopf zurück. Schmerz explodierte in Pugs Gesicht, und wieder schien die Welt umzukippen. Unfähig, sich zu verteidigen, spürte Pug Rolands Schläge wie von fern, irgendwie gedämpft und von seinen Sinnen nicht voll zu erkennen. Eine schwache Alarmglocke klingelte irgendwo in einem Teil von Pugs Verstand. Ohne Warnung spielten sich Prozesse unterhalb seines schmerzverschleierten Bewußtseins ab. Animalische Instinkte kamen an die Macht, und eine neue Kraft drängte sich vor. Wie bei den Trollen erschienen vor seinem geistigen Auge blendende, leuchtende Buchstaben und eine Flamme. Schweigend sprach er seinen Zauberspruch.
Pugs Sein wurde primitiv. In dem überlebenden Rest seines Bewußtseins war er eine urzeitliche Kreatur, die ums Überleben kämpfte. Er konnte an nichts anderes mehr denken als daran, das Leben aus seinem Gegner zu vertreiben…
Plötzlich schlug etwas in ihm Alarm. Ein Gefühl, daß etwas Böses geschah, durchzuckte ihn. Monate der Ausbildung wurden wachgerufen, und es war, als hörte er Kulgans Stimme rufen. »So soll die Macht nicht eingesetzt werden!«
Pug schob den geistigen Schleier beiseite, der ihn umhüllte, und öffnete die Augen.
Roland kniete mit aufgerissenen Augen einen knappen Meter vor ihm und kämpfte vergebens mit den unsichtbaren Fingern, die um seinen Hals lagen.
Als Pugs Geist wieder klar wurde, wußte er sofort, was geschehen war. Er beugte sich vor und packte Rolands Handgelenke. »Hör auf, Roland! Hör auf!
Das ist nicht echt. Da sind keine Hände, es sind nur deine eigenen an deiner Kehle.«
Roland, blind vor Panik, schien nicht in der Lage, Pug zu hören. Mit aller Kraft riß Pug Rolands Hände fort und schlug ihm kräftig ins Gesicht. Tränen schossen Roland in die Augen, und plötzlich holte er tief und keuchend Luft.
»Es war nur eine Illusion«, keuchte Pug. »Du hast dich selbst ersticken wollen.«
Roland stöhnte und stieß sich von Pug fort. Furcht stand deutlich in seinem Gesicht geschrieben. Pug beugte sich vor und ergriff Rolands Handgelenk. Er konnte kaum sprechen, und so schüttelte er bloß den Kopf. »Dafür gibt es keinen Grund.«
Roland schaute in Pugs Augen, und die Angst wich aus seinen eigenen. Irgend etwas im Inneren des älteren Jungen schien zu brechen, und nur ein müder, erschöpfter junger Mann saß noch da am Boden.
Schwer atmend erkundigte sich Roland: »Warum?«
Pugs eigene Müdigkeit machte ihm zu schaffen. Er lehnte sich zurück, wobei er sich auf die Hände stützte. Dann musterte er das hübsche Gesicht vor sich, das jetzt von Zweifeln verzerrt war. »Weil du unter einem Zauber stehst, der zwingender ist als alles, was ich erwirken kann.« Er sah Roland in die Augen.
»Du liebst sie wirklich, oder nicht?«
Der letzte
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