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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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nicht. Wenn die Partei der Blauen Räder zusammenbricht, wenn sich ihre Mitglieder mit der Kriegspartei oder den Kaisertreuen neu verbünden, dann stellt am nächsten Tag auf dem Marktplatz jeder einzelne Straßenhändler von Ontoset seine Vermutungen darüber an. Ich weiß genausogut wie jeder andere, der nicht direkt davon betroffen ist, was hier vor sich geht. Und in den Monaten, seit ich hier lebe, bin ich zu einem Schluß gekommen: Das Kaiserreich tötet sich langsam selbst.«
    Einen Augenblick lang sagte der ältere Magier nichts. Dann erwiderte er: »Hast du dich auch gefragt, warum unser System so ist, daß wir uns selbst töten?«
    Milamber erhob sich und schritt auf und ab. »Natürlich. Ich habe es untersucht und beschlossen abzuwarten, ehe ich handle. Ich brauche mehr Zeit, um die Geschichte zu verstehen, die ihr mir so gut beigebracht habt. Aber ich stelle natürlich auch Vermutungen an.« Er neigte fragend den Kopf, ob er fortfahren sollte. Hochopepa nickte zustimmend. »Mir kommt es so vor, als gäbe es hier verschiedene Hauptprobleme, Probleme, über deren Bedeutung für das Kaiserreich ich nur Vermutungen anstellen kann.
    Erstens« – er hielt den Zeigefinger hoch – »sind diejenigen an der Macht mehr an ihrer eigenen Größe als am Wohlergehen des Kaiserreiches interessiert. Und da sie es sind, die nach außen hin, für den flüchtigen Beobachter, das Kaiserreich verkörpern, ist es nicht schwer, das zu übersehen.«
    »Was meinst du damit?« fragte der ältere Magier.
    »Wenn du an das Kaiserreich denkst, an was denkst du dann? An die Geschichte von Armeen, die über die Landesgrenzen hinweg Krieg führen? Oder an den Aufstieg der Versammlung?
    Vielleicht erinnerst du dich auch an eine Chronik der Herrscher? Was es auch ist, höchstwahrscheinlich wird die eine, einzige und offensichtlichste Wahrheit übersehen. Das Kaiserreich, das sind all jene, die innerhalb seiner Grenzen leben, von den Adligen bis herab zu den einfachsten Dienern, selbst die Sklaven, die auf den Feldern arbeiten, gehören dazu. Es muß als ein Ganzes gesehen werden, es wird nicht durch einen kleinen, aber sichtbaren Teil verkörpert wie zum Beispiel durch den Kriegsherrn oder den Hohen Rat. Verstehst du das?«
    Hochopepa sah besorgt und beunruhigt aus. »Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube schon … fahre fort.«
    »Wenn das wahr ist, dann denke über den Rest nach. Zweitens darf es niemals eine Zeit geben, in der das Bedürfnis nach Stabilität das nach Wachstum und Größe übertrifft.«
    »Aber wir sind immer größer geworden!« wandte Hochopepa ein.
    »Das stimmt nicht«, widersprach Milamber. »Ihr habt eure Grenzen ausgedehnt, und das sieht dann aus wie Größe, wenn man nicht genauer nachforscht. Aber während eure Armeen euch neues Land einverleibt haben, was ist in dieser Zeit aus eurer Kunst, eurer Musik, eurer Literatur und Forschung geworden? Selbst die Versammlung tut kaum mehr, als alles das zu verfeinern, was bereits bekannt ist. Du hast vorhin gesagt, daß ich meine Zeit verschwende mit der Suche nach neuen Wegen, ›Energie umherzuschleudern‹. Nun, und was ist daran nicht in Ordnung? Da stimmt alles. Aber es stimmt etwas nicht mit einer Gesellschaft, wenn sie auf alles Neue nur mit Mißtrauen blickt.
    Schau dich doch um, Hocho. Eure Künstler sind entsetzt, weil ich beschrieben habe, was ich in meiner Jugend an Gemälden gesehen habe, und ein paar junge von ihnen sind ganz aufgeregt geworden. Eure Musiker verbringen all ihre Zeit damit, die alten Lieder zu lernen. Sie spielen sie perfekt, auf die Note genau, aber niemand komponiert neue oder wenigstens hübsche Abwandlungen der jahrhundertealten Melodien. Niemand schafft neue Epen. Sie alle erzählen nur immer wieder die alten. Hocho, euer Volk stagniert. Dieser Krieg ist nur ein Beispiel dafür. Er ist ungerechtfertigt. Er wird nur aus Gewohnheit geführt, um gewisse Gruppen an der Macht zu halten, um Reichtum für jene anzuhäufen, die bereits reich sind, und um das Spiel des Rates zu spielen.
    Und die Kosten! Jahr für Jahr werden Tausende von Leben vergeudet, das Leben derjenigen, die das Kaiserreich sind, seiner eigenen Bürger. Das Kaiserreich ist ein Kannibale, der seine eigenen Bürger verschlingt.«
    Der ältere Magier war beunruhigt von dem, was er hörte, denn es stand im totalen Gegensatz zu dem, was er zu sehen glaubte: einer lebendigen, energischen Kultur.
    »Drittens: Wenn es meine Pflicht ist, dem Kaiserreich zu dienen, und wenn die

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