Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
Hügel in der Nähe zu erklettern, um das Haus zu betrachten. Natürlich taten sie dies aus respektvoller Entfernung.
»Der Glaube, daß der derzeitige große Spalt nach Midkemia hin zu kontrollieren ist, ist nur teilweise richtig.« Milamber machte eine Pause, damit sein Schreiber das Diktat fertigstellen konnte. »Man kann sagen, daß Spalten entstehen können, ohne daß dabei zerstörerische Energien freigesetzt werden, die normalerweise mit der zufälligen Schaffung einhergehen.«
Milambers Erforschung der speziellen Aspekte von Spaltenergie würde den Archiven der Versammlung hinzugefügt werden, wenn sie vollständig war. Wie bei anderen Projekten auch, von denen Milamber in den Archiven gelesen hatte, hatte die Untersuchung der Spalten große Lücken aufgewiesen. Im allgemeinen wurden Projekte einfach nicht bis zur Vollendung durchgeführt. War man erst einmal so weit, daß man Spalten hervorrufen konnte, dann wurden sie nicht weiter untersucht.
Er diktierte weiter: »Was bei der Kontrolle fehlt, ist die Fähigkeit, den Spalt zu ›zielen‹. Die Erscheinung des Schiffes, das Fanatha an die Küsten von Crydee getragen hat, auf der Welt Midkemia, hat gezeigt, daß eine gewisse Affinität zwischen einem neu entstehenden und einem bestehenden Spalt möglich ist, wenn nicht sogar wahrscheinlich. Weitere Versuche haben jedoch erwiesen, daß die Affinität begrenzt ist. Bislang können wir diese Grenzen jedoch noch nicht voll verstehen. Die Wahrscheinlichkeit eines zweiten Spalts in der näheren Umgebung des ersten nimmt zwar beständig zu, ist aber keinesfalls als sicher anzusehen.«
Milambers Bericht wurde vom Geräusch des Gongs unterbrochen, der die Ankunft eines Mitglieds der Versammlung ankündigte. Er entließ seinen Schreiber und begab sich zum Musterraum. Während er ging, grübelte er über seinen wirklichen Grund nach, warum er sich in den vergangenen zwei Monaten so intensiv mit der Forschung beschäftigt hatte. Er umging damit die Entscheidung, die er bald treffen mußte, ob er zum Besitz der Shinzawai zurückkehren und Katala zu sich holen sollte.
Milamber wußte, daß die Möglichkeit bestand, daß sie bereits die Frau eines anderen geworden war, denn sie waren fast fünf Jahre lang getrennt gewesen, und sie hatte kaum Grund zu der Annahme, daß er zurückkehren würde. Aber weder die Zeit noch seine Ausbildung hatten seine Gefühle ihr gegenüber schwächer werden lassen. Als er den Transportraum mit seinem gekachelten Muster erreichte, faßte er seinen Entschluß: Morgen würde er sie besuchen.
Als er das Zimmer betrat, sah er Hochopepa vom Muster in dem gekachelten Boden treten. »Ah, da bist du ja«, sagte der dickliche Magier. »Da es zwei Wochen her ist, seit ich dich gesehen habe, habe ich beschlossen, dir einen Besuch abzustatten.«
»Ich freue mich, dich zu sehen. Ich war in meine Studien vertieft, und eine kurze Pause wird mir guttun.«
Sie traten aus dem Raum in einen der Gärten in der Nähe. Milamber klatschte in die Hände, und ein Diener erschien mit einem Teller und einem Tablett mit Erfrischungen. Der Diener Netoha war einstmals Hadonra der Familie gewesen, die früher hier gelebt hatte. Milamber war auf ihn gestoßen, als er jemanden suchte, der die Vielzahl von Pflanzen versorgen konnte, die er sich für seine Gärten wünschte. Der Mann war so kühn gewesen, sich ihm zu nähern. Dies war etwas, das ihn von den gewöhnlichen Tsuranis unterschied. Da er nicht in der Lage gewesen war, eine Arbeit zu finden, für die er ausgebildet worden war, hatte Netoha sich nur mühsam seinen Lebensunterhalt verdient, nachdem sein Herr seinen Besitz verlassen hatte. Milamber hatte ihn eingestellt, gleichermaßen aus Sympathie als auch aus dem Gefühl heraus, daß er wirklich jemanden benötigte.
Er hatte sich schnell auf hunderterlei Art nützlich gemacht, und ihre Beziehung hatte sich als für beide Seiten äußerst zufriedenstellend entwickelt.
Hochopepa nahm dankbar das Essen und Trinken entgegen. »Ich bin gekommen, um dir einige Neuigkeiten mitzuteilen. In zwei Monaten wird ein kaiserliches Fest mit Wettbewerben stattfinden.
Wirst du auch kommen?«
Milamber stellte fest, daß seine Neugier erregt wurde. Mit einem Wink entließ er Netoha. »Und warum ist dieses Fest etwas so Besonderes? Ich kann mich nicht erinnern, dich jemals zuvor so lebhaft gesehen zu haben.«
»Der Kriegsherr gibt dieses Fest zu Ehren seines Neffen, des Kaisers. Er hat Pläne für eine neue Großoffensive in
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