Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
soziale Ordnung des Kaiserreichs für seine Stagnation verantwortlich ist, dann ist es auch meine Pflicht, die soziale Ordnung zu ändern, selbst wenn ich sie dabei zerstören muß.«
Jetzt war Hochopepa entsetzt. Milambers Logik war ohne Fehler, aber die vorgeschlagene Lösung bedeutete Gefahr für alles, was Hochopepa kannte und verehrte. »Ich verstehe, was du sagst, Milamber, aber das, wovon du sprichst, ist zu vielschichtig, um sofort verstanden zu werden.«
Milambers Stimme nahm einen beruhigenden Ton an. »Ich will damit nicht sagen, daß die Zerstörung der jetzigen sozialen Ordnung die einzig mögliche Lösung wäre, Hocho. Ich habe das nur gesagt, um dich zu schockieren und meinen Standpunkt klarzumachen. Darum geht es bei meinen Untersuchungen, nicht um die sichtbare Beherrschung der Energie. Meine Arbeit war die Erforschung der Natur des Tsurani-Volkes und des Kaiserreichs. Glaube mir, ich bin mehr als bereit, alle Zeit auf diese Frage zu verwenden, die ich benötige. Aber wenn ich zu einer Entscheidung komme, was getan werden muß, dann werde ich handeln.«
Hochopepa stand mit besorgtem Gesicht auf. »Nicht, daß ich mit dir nicht übereinstimmen würde, mein Freund, aber ich brauche einfach noch Zeit, um das zu verkraften, was du gesagt hast.«
»Ich konnte dir nur die Wahrheit sagen, Hocho, ganz gleich, wie beunruhigend sie auch ist.«
Hochopepa lächelte. »Diese Tatsache weiß ich zu würdigen, Milamber. Ich muß einige Zeit über deinen Vorschlag nachdenken.« Etwas von dem für ihn typischen Humor klang wieder aus seiner Stimme. »Vielleicht begleitest du mich zur Versammlung? Du warst lange nicht mehr da. Du warst mit dem Hausbau und mit sicher anderen Dingen beschäftigt, aber es wäre gut, wenn du hin und wieder einmal auftauchen würdest.«
Milamber lächelte seinem Freund zu. »Natürlich.« Er machte Hochopepa ein Zeichen, daß dieser vorausgehen sollte. Unterwegs meinte Hochopepa: »Wenn du unsere Kultur studieren möchtest, Milamber, dann würde ich dir doch vorschlagen, zum Fest des Kaisers zu kommen. Auf den Plätzen der Arena wirst du an diesem einen Tag mehr politische Aktivitäten beobachten können als in einem ganzen Monat im Hohen Rat.«
Milamber wandte sich Hochopepa zu. »Vielleicht hast du recht. Ich werde darüber nachdenken.«
Als sie auf dem Muster der Versammlung erschienen, stand Shimone ganz in der Nähe. Er verbeugte sich leicht und sagte: »Willkommen. Ich wollte gerade nach euch beiden Ausschau halten.«
Hochopepa entgegnete leicht amüsiert: »Sind wir so wichtig für die Geschäfte der Versammlung, daß man dich schicken muß, um uns zurückzuholen?«
Shimone neigte leicht den Kopf. »Vielleicht, aber heute nicht. Ich dachte bloß, daß ihr die Punkte der Tagesordnung heute interessant finden würdet.«
»Worum geht es denn?« wollte Milamber wissen.
»Der Kriegsherr hat der Versammlung eine Nachricht übersandt, und Hodiku hat Fragen dazu. Wir beeilen uns besser, denn sie sind fast bereit zu beginnen.«
Hastig begaben sie sich zur zentralen Halle der Versammlung und traten ein. Um ein großes, offenes Gebiet erhob sich ein Amphitheater. Sie nahmen in einer der unteren Reihen mit freien Bänken Platz. Schon saßen ein paar hundert schwarzgewandete Erhabene auf ihren Plätzen. In der Mitte des Bodens konnten sie Fumita erkennen, den ehemaligen Bruder des Shinzawai-Herrschers.
Er stand allein, denn er hatte am heutigen Tag den Vorsitz über die Versammlung. Die Präsidentschaft wurde zufällig an einen der Anwesenden vergeben. Milamber sah Fumita erst das zweite Mal in der Versammlung, seit er Milamber hierher gebracht hatte.
Shimone sagte: »Es sind fast drei Wochen vergangen, seit ich dich das letzte Mal in der Versammlung gesehen habe, Milamber.«
»Ich muß mich entschuldigen, aber ich war sehr beschäftigt damit, mein Heim in Ordnung zu bringen.«
»Das habe ich gehört. Du bist eine Quelle für den Klatsch am kaiserlichen Hofe. Ich habe erfahren, daß selbst der Kriegsherr begierig darauf wartet, dich kennenzulernen.«
»Eines Tages vielleicht.«
Hochopepa wandte sich an Shimone. »Wer kann einen solchen Mann verstehen? Einen, der ein so merkwürdiges Heim errichten läßt.« Er wandte sich an Milamber. »Als nächstes wirst du mir dann erzählen, daß du dir eine Frau nimmst.«
Milamber lachte. »Hochopepa, wie konntest du das erraten?« Hochopepas Augen wurden groß.
»Das ist nicht dein Ernst!«
»Und warum nicht?«
»Milamber,
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