Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
Vom Netzwerk:
Carline meinte: »Ich muß ja schrecklich aussehen, und du bringst die Prinzessin von Krondor hierher. Arutha, du bist ein Ungeheuer.« Sie eilte vor einen Spiegel aus poliertem Metall und werkelte an ihrem Gesicht herum. Sie betupfte es mit einem feuchten Tuch.
    Arutha lächelte. Unter dem Mantel der Trauer zeigte seine Schwester doch noch immer einen Funken ihres alten Selbst.
    Während sie ihr Haar ausbürstete, wandte sich Carline ihrem Bruder zu. »Ist sie hübsch, Arutha?«
    An die Stelle von Aruthas Lächeln trat ein Grinsen. »Ja, das würde ich schon sagen.«
    Carline musterte sein Gesicht. »Ich sehe schon, ich werde sie kennenlernen müssen, und zwar gut.« Sie legte ihren Kamm nieder und strich ihr Kleid glatt. Dann streckte sie die Hand nach ihrem Bruder aus. »Komm, wir können deine junge Dame doch nicht warten lassen.«
    Hand in Hand verließen sie den Raum und gingen die Treppe hinunter in die Haupthalle, um Anita in Crydee willkommen zu heißen.

Erhabener
    Ein verlassenes Haus überragte die Stadt.
    Auf dem Grundstück, auf dem das Haus erbaut worden war, hatte einst der Herrensitz einer Familie mit großem Namen gestanden. Er lag auf dem höchsten der Hügel, die die Stadt Ontoset umgaben. Die Aussicht auf die Stadt und das dahinter liegende Meer wurde als die schönste erachtet. Der Familie war es schlecht ergangen, denn sie hatte in einem der zahlreichen politischen Machtkämpfe des Kaiserreiches auf der Verliererseite gestanden. Das Haus war reparaturbedürftig geworden, die Familie wurde immer weniger geschätzt und der Landsitz ignoriert. Es war zwar ein schöner, wenn nicht noch schönerer Platz als andere, um ein Haus darauf zu errichten, aber die Tsuranis waren zu abergläubisch und verbanden zu viel Pech mit dem Besitz.
    Jetzt erhob sich ein neues und fremdartig-merkwürdiges Haus oben auf dem Hügel. Es gab Anlaß zu Spekulationen und Neid. Die Spekulationen drehten sich um seinen Besitzer, diesen merkwürdigen Erhabenen. Der Neid bezog sich auf sein Haus, auf die Konstruktion, die eine Revolution für die Architektur der Tsuranis darstellte. Dies war nicht mehr das traditionelle, dreistöckige Gebäude mit offenem Innenhof. Statt dessen stand da jetzt ein langgestrecktes, einstöckiges Anwesen. Mehrere kleinere Häuser waren durch überdachte Gänge damit verbunden.
    Seine Konstruktion war eine Sensation, ebenso wie der Entwurf als solcher, denn es bestand hauptsächlich aus Stein mit gebrannten Ziegeln auf dem Dach. Die Leute vermuteten, daß es in der Hitze des Sommers kühlen Schutz bieten würde.
    Zwei weitere Tatsachen trugen noch zu der Faszination bei, die das Haus und sein Besitzer erregten. Da war zuerst einmal die Art, in der das Projekt ausgeführt worden war. Eines schönen Tages war der Erhabene in Ontoset, im Heim von Tumacel, dem reichsten Geldverleiher der Stadt, erschienen. Er eignete sich mehr als dreißigtausend Taler an und ließ den Geldverleiher – entsetzt über den Verlust seiner Mittel – zurück. Das war Milambers Art und Weise, mit der Leidenschaft der Tsuranis für Bürokratie umzugehen. Jeder Händler, der den Befehl erhielt, einem Erhabenen einen Dienst zu erweisen, war gezwungen, die kaiserliche Schatzkammer um Rückzahlung anzuschreiben. So kam es, daß nur langsam Material geliefert wurde, daß die Dienstleistungen alles andere als enthusiastisch ausfielen, und daß dies sogar Abneigung erzeugte. Milamber zahlte einfach im voraus und überließ es dem Geldverleiher, sich von der Schatzkammer entschädigen zu lassen. Aufgrund seiner Buchführung war er eher in der Lage als die meisten anderen Händler, sich seine Verluste wieder zurückzuholen.
    Die zweite Tatsache war der Stil des Hausschmuckes. Anstelle der für gewöhnlich kühnen Wandmalereien war das Gebäude größtenteils unbemalt gelassen worden. Nur hier und da war eine Landschaft in gedämpften, natürlichen Farben dargestellt worden. Viele gute, junge Künstler hatten an diesem Projekt gearbeitet, und als sie fertig waren, war die Nachfrage nach ihren Diensten phänomenal. Innerhalb eines Monats gab es eine neue Richtung in der Kunst der Tsuranis.
    Fünfzig Sklaven bearbeiteten jetzt die Felder um das Haus herum. Sie alle durften kommen und gehen, wann sie wollten, und trugen die Kleider ihrer Heimat, Midkemias. Alle waren eines Tages vom Sklavenmarkt von dem Erhabenen persönlich ohne Bezahlung geholt worden.
    Viele Reisende, die nach Ontoset kamen, verbrachten einen Nachmittag damit, die

Weitere Kostenlose Bücher