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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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berieten sie miteinander. Dann ließen sie ihre Speere fallen, als sie sahen, daß sich das Geschöpf für ein Ziel entschieden hatte. Es sauste vorwärts und hatte auch schon einen anderen Mann in seinem Maul. Einen Augenblick lang war es ruhig, während es seine Beute verschlang. Die beiden Männer liefen von hinten nach vorne und sprangen hoch auf den Schwanz des Tieres. Zuerst schien es sie gar nicht zu bemerken, doch dann wirbelte es heftig herum und warf den zweiten Mann ab. Kaum war es ganz herum, da blieb es stehen, um den benommenen Kämpfer zu verschlucken. Dem anderen gelang es irgendwie, sich festzuklammern. Er nutzte die wenigen Augenblicke, die der Harulth benötigte, um seinen Kameraden zu fressen, indem er sich auf dem Schwanz weiter bis zu den Keulen hinaufzog. Er holte aus und hieb ihm sein langes Messer zwischen zwei Wirbel. Es war ein verzweifeltes Spiel, und die Menge im Stadion brüllte beifällig.
    Das Messer durchdrang den festen Knorpel zwischen den Knochenteilen und bohrte sich m die Wirbelsäule. Die Kreatur kreischte wütend auf, wollte sich drehen, und drohte den unerwünschten Reiter abzuwerfen. Aber schon brach ihr hinterstes Beinpaar zusammen. Einen Moment stand der Harulth verblüfft da, während die beiden vorderen Beinpaare sich gegen das Gewicht des Hinterteils stemmten. Zweimal versuchte er vergebens, nach seinem kleinen Quälgeist zu schnappen, aber sein dicker Hals erwies sich hierfür als ungeeignet. Der Mann zog die Klinge heraus und kroch auf dem Rückgrat entlang nach vorne, während die überlebenden Speerwerfer hin und her liefen, um das Tier abzulenken. Dreimal wurde der Mann fast vom Rücken des Tieres geschleudert, aber irgendwie gelang es ihm immer wieder, seine Position zu halten. Als er ein Stückchen vor dem mittleren Beinpaar kniete, hieb er seine Klinge erneut zwischen die Wirbel.
    Einen Augenblick später brachen auch die zentralen Beine zusammen, und der Mann wurde vom Rücken des Ha-rulths geworfen. Das Geschöpf schrie vor Wut und Schmerz auf, aber es war unbeweglich gemacht worden. Die Kämpfer wichen zurück und warteten. Zwei Treffer in die Wirbelsäule erwiesen sich als ausreichend. Der Harulth fiel um, zuckte noch ein paarmal mit den Vorderbeinen und lag dann ganz still.
    Die Menge brüllte begeistert. Noch nie war es einer Gruppe von Kämpfern gelungen, einen Harulth zu besiegen, ohne nicht mindestens fünfmal so viele Männer verloren zu haben. In diesem Kampf waren nur drei gestorben. Die Kämpfer standen herum. Vor Erschöpfung fielen ihnen die Waffen aus den schlaffen Fingern. Der Kampf hatte nicht einmal zehn Minuten gedauert, aber der Aufwand an Energie, Konzentration, Schweiß und Angst hatte jeden Mann an den Rand der Erschöpfung gebracht. Benommen, ohne sich um das Jubeln der Menge zu kümmern, taumelten sie auf den Ausgang zu. Nur der Mann, der das Tier tatsächlich getötet hatte, zeigte seine Erregung. Er weinte, als er durch den Sand schritt.
    »Warum, glaubst du, ist dieser Mann so traurig?« fragte Shimone. »Es war ein großer Triumph.«
    Milamber zwang sich, ruhig zu antworten. »Weil er erschöpft ist und Angst hat, und weil ihm das Übelkeit verursacht.« Und sanfter fügte er hinzu: »Und er ist sehr weit fort von daheim.« Er schluckte hart und kämpfte gegen seinen Zorn an. »Er weiß, daß es umsonst ist. Wieder und wieder wird er in diese Arena marschieren, und früher oder später wird er sterben.« Hochopepa starrte Milamber an, und Shimone schien verwirrt. »Hätte ich nicht Glück gehabt, wäre ich vielleicht einer von denen da unten«, fügte Milamber hinzu. »Die dort gekämpft haben, sind Männer. Sie hatten Familien und Heime, sie haben geliebt und gelacht. Jetzt warten sie darauf, zu sterben.«
    Hochopepa winkte ab. »Milamber, du hast eine erschreckende Art, alles persönlich zu nehmen.«
    Milamber fühlte sich unwohl und war wütend über das blutige Schauspiel, er zwang sich aber, diese Gefühle zu unterdrücken. Er war entschlossen, hierzubleiben. Er würde ein Tsurani sein.
    Der Sand wurde gesäubert. Wieder erklangen die Trompeten und kündigten den letzten Kampf des Nachmittags an. Ein Dutzend stolz dreinblickender Krieger in ledernen Rüstungen, die Gelenkschützer mit Nieten besetzt und mit Federkopfputz in bunten Farben, schritten aus einer Ecke der Arena herbei. Milamber hatte noch nie solche Menschen in natura gesehen. Er erkannte aber ihre Kleidung nach der Erscheinung, die er auf dem Turm gehabt hatte. Sie

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