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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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Kriegsherrn mitten zwischen die da unten zu stellen. Er hätte gern gesehen, wie er sich gegenüber denen ausnahm, die sich weigerten, auf seinen Befehl hin in Würde zu sterben.
    Dann ertönte Almechos Stimme und brachte alle anderen zum Schweigen. »Nein, keine Bogenschützen. Diese Tiere werden nicht den Tod eines Kriegers erleiden.« Er wandte sich an einen seiner Schoßmagier und erteilte Anweisungen. Der schwarz-gewandete Mann nickte und fing zu murmeln an. Milamber fühlte, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten, als er die Gegenwart von Magie spürte.
    Ehrfürchtige Erwartung legte sich über das Stadion, als diejenigen im Sand unten benommen in einem Nebel umherrollten.
    Der Kriegsherr rief: »Jetzt geht und fesselt sie, baut ein Gerüst und hängt sie, und alle sollen zusehen können!«

    Betäubtes Schweigen folgte seinen Worten, dann erklangen Rufe: »Nein!« – »Es sind doch Krieger!« – »Das ist ehrlos!« Die Menge tobte.
    Hochopepa schloß die Augen und seufzte hörbar. Er sprach zu sich ebenso wie zu seinen Freunden. »Wieder einmal läßt der Kriegsherr sein berühmtes Temperament die Oberhand gewinnen. Wir haben ein Debakel vor uns. Das wird weder seine Stellung im Hohen Rat festigen, noch dem Kaiserreich nutzen.«
    Wie ein wütendes Tier drehte sich der Kriegsherr um, und alle in seiner Nähe verstummten. Aber andere, die weiter entfernt waren, nahmen die Schreie auf. Nach Tsurani-Art war das zu empörend.
    Nur Männer ohne Ehre konnten einer solchen Behandlung unterworfen werden. Obwohl sie das Vergnügen des Pöbels gestört hatten, hatten die Gefangenen doch auch gezeigt, daß sie noch immer Kämpfer waren, und als solche verdienten sie einen ehrenvollen Tod.
    Hochopepa wandte sich um, um etwas zu Milamber zu sagen. Er unterließ es aber, als er das Gesicht seines Freundes sah. Milambers Zorn war jetzt für jedermann zu erkennen, und er stand dem des Kriegsherrn in nichts nach. Hochopepa spürte, daß etwas Entsetzliches geschehen würde.
    Er wollte Shimone darauf aufmerksam machen und mußte feststellen, daß dieser Milambers furchterregendes Gesicht ebenso stumm beobachtete. Alles, was Hochopepa hervorbringen konnte, war ein leises: »Milamber, nein.« Dann bewegte sich der ehemalige Sklave und jetzige Magier auch schon.
    Er rauschte an dem entsetzten Hochopepa vorüber und sagte nur: »Sorgt für die Sicherheit des Kaisers.« Eine Flut von Emotionen, die jahrelang in ihm verschlossen gewesen waren und sich jetzt befreit hatten, trieb Milamber vorwärts. Er war sich plötzlich einer Tatsache gewiß. Ich bin kein Tsurani! gestand er sich selbst ein. Niemals kann ich an so etwas teilnehmen. Zum erstenmal, seit er in die schwarze Robe geschlüpft war, waren seine beiden Naturen im Einklang miteinander. Dies hier war nach beiden Kulturen unwürdig, und er hatte keine Zweifel daran, daß er etwas tun mußte.
    Abgesehen von jenen in der kaiserlichen Loge war die gesamte Menge am Singen: »Das Schwert, das Schwert, das Schwert.«
    Damit verlangten sie für jeden Mann da unten, daß er wie ein Krieger sterben durfte. Der Rhythmus wurde zu einem dröhnenden Pulsschlag für Milamber und verstärkte noch seine Wut.
    Als er eine Stelle zwischen den Magiern und der kaiserlichen Loge erreicht hatte, betrachtete Milamber die Soldaten und Schreiner, die in die Arena eilten. Die betäubten Midkemianer und Thuril wurden wie Tiere vor dem Schlachten gebunden, und der Zorn der Menge erreichte eine gefährliche Stufe. Ein paar der jüngeren Offiziere aus adligen Familien, die in den unteren Reihen des Stadions saßen, schienen bereit, ihre Waffen zu zücken und in den Sand zu springen, um persönlich für das Recht der Gefangenen auf einen ehrenvollen Tod zu kämpfen. Sie waren tapfere Krieger gewesen, und viele unter den Zuschauern hatten sowohl gegen Thuril als auch gegen Soldaten des Königreiches gekämpft. Sie würden diese Männer jederzeit auf dem Schlachtfeld töten, aber sie wollten nicht zusehen, wenn ihre tapferen Feinde beleidigt wurden.
    Eine Welle von Zorn, Abscheu und Mitleid schlug in Milamber hoch. Sein Geist schrie auf, sosehr er sich auch bemühte, sich zu beherrschen. Sein Kopf fiel nach hinten, seine Augen rollten in dem Kopf, und wie schon zweimal zuvor in seinem Leben tauchten feurige Lettern vor seinem geistigen Auge auf. Aber nie zuvor hatte er die Kraft gehabt, den Augenblick zu packen. Von einer nahezu animalischen Freude erfüllt, tauchte er ein in diesen neuen Quell der Macht.

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