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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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Macht. Ohne zu wissen, warum, versteht er, daß dies die alten Götter Kelewans sind. Ein jedes spielt mit der nächsten Ader von Macht und beeinflußt so die Struktur von Zeit und Raum. Einige Wettstreiten miteinander, andere arbeiten, ohne sich um den Rest zu kümmern, und wieder andere tun nichts, was er erkennen könnte.
    Er bewegt sich näher heran. Ein einzelner Planet schwingt sich empor, es ist eine blaue und grüne, von weißen Wolken umhüllte Sphäre. Kelewan.
    Er taucht an den Adern der Macht hinab, bis er die Oberfläche erreicht. Und hier sieht er eine Welt, unberührt vom Schritt des Menschen. Er steht auf einer Klippe und schaut hinab auf eine große, grasbewachsene Ebene, die durch einen schmalen Strand vom Meer getrennt ist. Die Luft beginnt zu flimmern und zu leuchten. Die See jenseits der Ebene ist aufgewühlt. So, wie die Luft durch die Hitze des Tages bewegt wird, so rührt sich jetzt das Meer. Schillernde Farben erscheinen in der Luft. Dann – wie durch zwei riesige Hände – wird der Stoff zerrissen, aus dem Raum und Zeit gemacht sind. Der Riß wird immer größer, klaffender, und er kann hindurchsehen. Jenseits dieses Spalts in der Luft zeigt sich ihm eine Vision von Chaos, eine irrsinnige Zurschaustellung von Energie, so als wären alle Linien der Macht in diesem Universum entzweigerissen worden.
    Energiebündel explodieren so farbenprächtig, wie es die Zunge eines normalen Sterblichen nicht einmal beschreiben könnte. Tief in diesem gigantischen Riß beginnt eine goldene Brücke aus Licht, die sich nach unten erstreckt, bis sie das Gras der Ebene berührt. Und darauf bewegen sich Tausende von Gestalten und entfliehen dem Wahnsinn jenseits des Spaltes, hin zu der heiter ruhigen Ebene.
    Abwärts hasten sie. Einige tragen all ihre Güter auf dem Rücken, andere mit Tieren ziehen Wagen und Schlitten, die hoch mit all ihrer Habe beladen sind. Und alle drängen vorwärts. Sie fliehen vor einem namenlosen Entsetzen hinter sich.
    Er mustert die Gestalten, und wenngleich ihm vieles fremd ist, so sieht er doch auch viel Bekanntes. Viele tragen kurze Gewänder, schlicht und einfach, und er weiß, daß er auf die Saat der Tsurani-Rasse hinabblickt. Ihre Gesichter sind einfacher. Sie verraten noch nichts von dem Verschmelzen mit anderen, wie es in künftigen Jahren der Fall sein wird. Die meisten sind hell, mit braunem oder blondem Haar. Zu ihren Füßen rennen bellende Hunde, schlanke und flinke Windspiele.
    Neben ihnen schreiten stolze Krieger, mit Schlitzaugen und bronzefarbener Haut. Das sind Männer des Kampfes, aber keine organisierten Soldaten, denn sie tragen Roben von unterschiedlichem Schnitt und Farbe. Alle treten von der Brücke herab. Ein paar weisen Wunden auf, und alle verbergen ihr Entsetzen hinter ausdruckslosen Gesichtern. Auf ihren Schultern tragen sie lange Schwerter aus feinem Stahl, die mit äußerster Sorgfalt angefertigt worden waren. Sie haben die Scheitel ihrer Köpfe rasiert und das Haar außen herum zu einem Knoten zusammengebunden. Sie zeigen den stolzen Blick von Männern, die unsicher sind, ob es ihnen nun besser ergeht, weil sie die Schlacht überlebt haben. Zwischen ihnen gehen andere, Fremde.
    Eine Rasse untersetzter, kleiner Menschen schleppen Netze, die sie als Fischer ausweisen. Aber nur sie allein wissen, von welchem Meer sie kommen. Alle haben dunkles Haar, braune Haut und graugrüne Augen. Männer, Frauen und Kinder tragen alle einfache Fellhosen. Ihre Oberkörper sind nackt.
    Hinter ihnen kommt eine Nation von großen, edlen, dunkelhäutigen Menschen. Ihre Roben sind vornehm, aus kostbarem Stoff mit sanften, schönen Farben. Viele tragen Gemmen, die ihre Stirn schmücken, und goldene Reifen an den Armen. Und alle beweinen ein Heimatland, das sie nie wiedersehen werden.
    Dann kommen Reiter auf unmöglichen Tieren, die wie fliegende Schlangen mit gefiederten Vogelköpfen aussehen. Vor den Gesichtern tragen sie Tier- und Vogelmasken, bunt bemalt und reich gefiedert. Sie sind nur mit Farbe bemalt, denn ihre Heimat war ein heißer Ort. Sie tragen ihre Nacktheit wie einen Umhang, denn in ihrer Gestalt liegt Schönheit, als wäre ein jeder von ihnen von einem Bildhauer geschaffen worden. Sie tragen Waffen aus schwarzem Glas. Frauen und Kinder reiten unmaskiert hinter den Männern. Ihre Gesichter zeugen von der grausamen Welt, vor der sie fliehen: Sie sind hart geworden. Die Schlangenreiter wenden ihre Geschöpfe gen Osten und sausen davon. Die großen, fliegenden

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