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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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Züge und dunklen Augen drückten deutlich aus, daß dies das Ende des Themas war.
    Milamber wollte verschiedene Fragen stellen, verwarf sie aber, da er sie für unwichtig erachtete.
    Schließlich wollte er doch wissen: »Was wäre geschehen, wenn ich die Tür per Hand geöffnet hätte?«
    »Du wärst gestorben.« Shimone sagte dies völlig gefühllos.
    Milamber war weder überrascht noch schockiert. Er akzeptierte es einfach. »Zu welchem Zweck?«
    Shimone war ein wenig überrascht über diese Frage, und er zeigte es auch. »Wir können einander nicht beherrschen. Alles, was wir tun können, ist uns versichern, daß jeder neue Magier fähig ist, die Verantwortung zu tragen, die seine Handlungen ihm auferlegen. Du hast das Urteil gefällt, daß dein Platz nicht länger unter jenen ist, die Weiß tragen, also unter den Novizen. Wenn du dort nicht mehr sein willst, dann mußt du zeigen, daß du fähig bist, mit der Verantwortung dieses Wechsels umzugehen. Die hellen, aber dummen Köpfe sterben oft auf dieser Stufe.«
    Milamber dachte darüber nach und erkannte die Richtigkeit einer solchen Prüfung. »Wie lange wird meine Ausbildung noch dauern?«
    Shimone machte eine nichtssagende Geste. »So lange du dafür benötigst. Aber du erhebst dich schnell. Deshalb glaube ich, daß sie in deinem Fall nicht mehr lange dauern wird. Du hast gewisse angeborene Gaben, und – und das wirst du verstehen, wenn deine Erinnerung wiederkehrt – einen gewissen Vorteil den anderen, jüngeren Studenten gegenüber, die mit dir angefangen haben.«
    Milamber musterte den Inhalt seines Bechers. In der dünnen, dunklen Flüssigkeit schien er ein einzelnes Wort zu erkennen, so, als würde er es aus dem Augenwinkel heraus sehen. Aber jedes Mal, wenn er versuchte, es genauer zu betrachten, verschwand es. Er konnte es nicht festhalten, aber es war ein Name gewesen, ein kurzer, einfacher Name.

     
    Er verbrachte Wochen in der Gesellschaft von Shimone und ein paar anderen. Er wußte jetzt schon mehr von seinem Leben, aber dennoch war es nur ein Bruchteil von dem, was ihm noch fehlte. Er war ein Sklave gewesen, bis man entdeckte, daß er die Kraft besaß. Er erinnerte sich an eine Frau und verspürte ein schwaches Sehnen, als ihr Bild verschwommen vor ihm auftauchte.
    Er lernte schnell. Jede Lektion absolvierte er an einem einzigen Tag. Selten benötigte er einmal zwei. Er analysierte schnell jedes Problem, das ihm aufgegeben wurde, und wenn es dann Zeit war, es mit seinen Lehrern zu besprechen, waren seine Fragen scharf, präzise, wohl überlegt und richtig.
    Eines Tages wachte er in einer neuen, aber immer noch einfachen Zelle auf. Als er hinaustrat, wartete Shimone schon auf ihn. Der schwarzgewandete Magier sagte: »Von jetzt an darfst du nicht mehr sprechen, bis du die Prüfung beendet hast, die dir auferlegt werden wird.«
    Milamber nickte als Zeichen, daß er verstanden hatte, und folgte seinem Führer den Gang hinunter. Der ältere Magier führte ihn durch eine Reihe langer Tunnel an eine Stelle des Gebäudes, an der er nie zuvor gewesen war. Sie erklommen eine lange Treppe, bis sie viele Stockwerke über dem Punkt waren, von dem sie aufgebrochen waren. Immer weiter stiegen sie empor, bis Shimone eine Tür für ihn öffnete. Milamber ging vor Shimone hindurch und befand sich auf einem offenen, flachen Dach, oben auf einem hohen Turm. In der Mitte erhob sich ein einzelner Steinturm. Wie eine Nadel aus Fels zeigte er gen Himmel. Auf seiner Außenseite wand sich eine schmale Treppe hinauf. Die Stufen waren in die Seite der Nadel geschlagen. Milamber folgte ihnen mit den Blicken, bis sie sich in den Wolken verloren, Er fand den Anblick faszinierend, denn er schien mehrere Regeln des physikalischen Gesetzes zu brechen, das er studiert hatte. Dennoch stand es so vor ihm, ja, mehr noch, sein Führer bedeutete ihm, die Treppe zu besteigen. Er machte sich auf den Weg. Als er die erste Umrundung hinter sich hatte, stellte er fest, daß Shimone durch die Holztür verschwunden war. Seiner Anwesenheit beraubt, lenkte Milamber seinen Blick vom Dach fort und nahm die Aussicht in sich auf, die sich ihm von hier oben bot. Er befand sich auf dem höchsten Turm einer riesigen Stadt aus Türmen. Wohin er auch schaute, zeigten Hunderte steinerner Finger nach oben, alles massive Gebäude mit Fenstern. Manche waren zum Himmel hin offen, wie das seine. Andere hatten ein Dach aus Stein oder aus schimmerndem Licht. Aber von ihnen allen hatte nur dieses hier eine

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