Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
sogleich auf den Weg machte. Die anderen verschanzten sich hinter dem Felswall, zogen ihre Waffen und warteten.
Sie kauerten kampfbereit hinter der natürlichen Brustwehr, und mit jeder Minute, die verging, erhöhte sich ihre Überlebenschance.
Mit jedem Atemzug spürten sie geradezu, wie Rettung und Tod gewissermaßen um sie stritten. Ihr Schicksal hing vielleicht vom Zufall ab. Wenn Calin und seine Krieger am Waldrand warteten und Galain sie schnell fand, bestand Hoffnung. Wenn nicht, waren sie verloren.
Aus der Ferne war bereits Hufschlag zu hören und wurde allmählich lauter. Die Zeit verstrich unendlich langsam, und die Qual des Wartens wurde unerträglich. Es erschien ihnen fast als Erleichterung, als sie Lärmen hörten und die Moredhel auftauchten.
Martin richtete sich auf und hatte schon einen Pfeil an der Sehne, als sich ihm ein Ziel bot. Den ersten Moredhel, der sie entdeckte, warf die Wucht des Pfeiles, der in seine Brust drang, aus dem Sattel.
Arutha und die anderen waren ebenfalls gerüstet. Ein Dutzend Gegner sahen sich verwirrt dem überraschenden Angriff gegenüber.
Bevor sie zur Gegenwehr bereit waren, schwirrte ein Hagel Pfeile auf sie zu. Ein paar wendeten ihre Pferde und ergriffen die Flucht, doch die anderen stürmten herbei.
Der Felswall ragte vor ihnen auf und verhinderte zunächst, daß die Moredhel die Menschen überrannten. Doch sie kamen unaufhaltsam näher, und die Hufe ihrer Pferde donnerten dumpf auf dem morgenfeuchten Boden. Obgleich sie sich an den Hals ihrer Pferde preßten, traf Martin zwei weitere, bevor sie das Schanzwerk erreichten. Dann waren sie heran. Baru sprang auf den Felswall, und sein Langschwert sauste durch die Luft. Ein Moredhel stürzte enthauptet vom Pferd.
Arutha sprang vom Wall und zerrte einen düsteren Bruder aus dem Sattel. Der Moredhel starb unter seinem Messer. Dann wirbelte der Fürst herum und zog den Degen, als ein weiterer Reiter angriff.
Bis zum letzten Augenblick wich Arutha nicht von der Stelle, dann sprang er vor und holte den Reiter mit einem Hieb aus dem Sattel, der den Moredhel tötete.
Roald zog einen anderen vom Pferd, und beide stolperten hinter die Brustwehr. Jimmy wartete, während sie heftig miteinander kämpften, dann, als er sicher war, den Feind nicht verfehlen zu können, stieß er mit seinem Dolch zu, und ein weiterer düsterer Bruder starb.
Zwei weitere Moredhel erkannten, daß Laurie und Martin nur auf sie warteten, und zogen es vor, sich zurückzuziehen. Beide starben, als Martins Pfeile durch das Morgenlicht sirrten und sie trafen. Kaum waren sie aus den Sätteln gestürzt, schwang Martin sich über den Felswall und bemächtigte sich ihrer Pfeile und eines Kurzbogens.
»Ich habe kaum noch welche«, keuchte er und deutete auf seinen fast leeren Köcher.
Arutha schaute sich um. »Bald dürften weitere hier sein.«
»Laufen wir los?« fragte Jimmy.
»Nein, wir würden nicht sehr weit kommen und bestimmt keine so günstige Stellung mehr finden. Wir warten ab.«
Minuten vergingen, während aller Augen sich dem Pfad zugewandt hatten, auf dem die Moredhel kommen mußten. Laurie flüsterte: »Lauf, Galain, lauf!«
Eine Ewigkeit, wie es ihnen schien, lag Stille über dem Wald.
Dann stieg unter donnernden Hufen Staub auf, und Reiter kamen in Sicht.
Murad, der riesenhafte Stumme, ritt an der Spitze, mit einem Dutzend Schwarzer Kämpfer im Gefolge. Weitere Moredhel und menschliche Überläufer folgten. Murad zügelte sein Pferd und bedeutete seinen Leuten anzuhalten.
Jimmy stöhnte: »Das sind bestimmt hundert!«
»Wohl eher an dreißig«, widersprach Roald.
»Das genügt auch«, brummte Laurie.
Arutha blickte über die Brustwehr. »Vielleicht können wir sie eine Zeitlang aufhalten.« Aber alle wußten, wie wenig Hoffnung bestand.
Da sprang Baru auf, noch bevor jemand ihn daran hindern konnte. Er rief in einer Jimmy, dem Fürsten und Martin unbekannten Sprache den Moredhel etwas zu. Laurie und Roald schüttelten verwundert den Kopf.
Arutha wollte den Hadati hinter den deckenden Wall ziehen, doch Laurie hielt ihn zurück. »Er fordert Murad zu einem Zweikampf heraus. Es ist eine Sache der Ehre.«
»Wird der Moredhel annehmen?«
Roald zuckte mit den Schultern. »Sie sind seltsame Wesen. Ich habe schon früher gegen die düsteren Brüder gekämpft. Einige sind Abtrünnige, doch die meisten halten an ihrem Ehrenkodex fest. Kommt darauf an, wo man auf sie trifft. Wenn diese Mooskrieger aus Nordyabon sind, werden sie
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