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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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jünger als Euer Vater, der gerade achtzehn geworden war, doch wir waren gleich groß und hatten das gleiche Temperament. Zuerst wurden wir zusammengesteckt, weil wir Cousins waren, und man erwartete von mir, daß ich diesem Sohn eines Herzogs vom Lande Manieren beibrachte. Die Zeit verging, und wir wurden Freunde. In all den Jahren spielten, hurten und kämpften wir zusammen.
    Oh, natürlich hatten wir auch Meinungsverschiedenheiten.
    Borric war der Sohn eines Edlen aus den Grenzländern, und für ihn standen die alten Begriffe von Ehre und Pflicht über allem. Er verstand wenig von den eigentlichen Ursachen der Ereignisse, die sich um ihn herum abspielten. Ich, nun ...« Er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht, als wollte er die Müdigkeit fortwischen. Seine Stimme wurde lebhafter. »Ich wuchs an einem Hof im Osten auf, und von Kind an war ich daran gewöhnt zu befehlen. Meine Familie ist so alt und ehrwürdig wie jede andere des Königreichs, selbst wie Eure. Hätten Delong und seine Brüder etwas weniger begabte Generäle gehabt, und meine Vorfahren etwas bessere, dann würden heute vielleicht die Bas-Tyras den König stellen und nicht die conDoins. Jedenfalls wurde mir schon als Kind beigebracht, wie das große Spiel der Politik im Königreich gespielt wurde. Nein, dein Vater und ich, wir waren ausgesprochen unterschiedlich, dennoch, in meinem ganzen Leben habe ich keinen Mann mehr geliebt als Borric.« Er sah Arutha scharf an. »Er war der Bruder, den ich nie gehabt habe.«
    Arutha war fasziniert. Zweifellos stellte Guy die Dinge in ihrem besten Licht dar, und Arutha vermutete sogar hinter der Trunkenheit nur eine Pose, doch er war neugierig auf die Jugend seines Vaters. »Was hat schließlich die Entzweiung zwischen euch herbeigeführt?«
    »Als junge Männer ergänzten wir uns prächtig, was die Jagd, das Spiel und die Aufmerksamkeit der Damen anging. Unsere politischen Meinungsverschiedenheiten trugen wir zwar immer wieder mit scharfen Worten aus, doch wir fanden stets einen Weg, den Streit beizulegen und uns wieder zusammenzuraufen. Einmal kam es sogar zu einer Prügelei, weil ich einige gedankenlose Bemerkungen gemacht hatte. Ich hatte gesagt, Euer Urgroßvater wäre nichts weiter als der verärgerte dritte Sohn eines Königs, der mit der Macht der Waffen versuchte, etwas zu finden, das es im Königreich nicht gab. Borric hielt dagegen, er sei ein großer Mann, der das Banner des Königreichs nach Bosania gebracht habe.
    Ich entgegnete darauf, der Westen würde sowieso nichts zu den Mitteln des Königreichs beisteuern. Die Entfernungen seien einfach zu groß, um eine ordentliche Verwaltung zu gewährleisten. Ihr herrscht in Krondor. Und Ihr wißt, daß Ihr ein unabhängiges Reich regiert, das nur grobe politische Vorgaben aus Rillanon erhält. Na, jedenfalls stritten wir uns darüber, und dann schlugen wir uns. Später ließ der Zorn nach. Doch zum ersten Mal hatten wir gemerkt, wie sehr uns die Meinungen über die Politik im Reich voneinander trennten. Trotzdem, selbst diese Differenzen konnten die Freundschaft zwischen uns nicht erschüttern.«
    »Ihr tut so, als hätte es lediglich zwischen zwei ehrenwerten Männern verständliche Auseinandersetzungen über Politik gegeben. Doch ich kannte Vater. Er haßte Euch, und dieser Haß saß tief; da muß mehr vorgefallen sein.«
    Guy starrte wieder einige Zeit ins Feuer. Leise sagte er: »Euer Vater und ich waren in vielerlei Hinsicht Konkurrenten, doch am weitesten gingen diese Rivalitäten, was Eure Mutter betraf.«
    Arutha beugte sich vor: »Was?«
    »Als Euer Onkel Malcom am Fieber starb, wurde Euer Vater nach Hause gerufen. Er war der älteste Sohn, und er sollte einst die Nachfolge antreten. Um dafür ausgebildet zu werden, war er schließlich an den Hof geschickt worden. Als Malcom starb, war Euer Großvater allein. Deshalb ließ Euer Großvater Euren Vater vom König zum Wächter des Westens ernennen, und Borric wurde zurück nach Crydee geschickt. Euer Großvater war zu jener Zeit schon ein alter Mann - Eure Großmutter war bereits gestorben -, und nach Malcoms Tod schienen seine Kräfte rasch zu schwinden. Kaum zwei Jahre später starb er, und Borric wurde Herzog von Crydee. Zu der Zeit war Brucal nach Yabon zurückgekehrt, und ich war Erster Junker am Hofe des Königs. Ich freute mich auf Borrics Rückkehr - er mußte sich schließlich dem König vorstellen und ihm als neuer Herzog die Treue schwören. Dazu sind alle Herzöge während des ersten

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