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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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war außer mir vor Wut. In jenen Tagen war ich genauso temperamentvoll wie Euer Vater. Ich stürmte vom Gemach Eurer Mutter fort und suchte Borric. Wir kämpften; im Palast des Königs duellierten wir uns und hätten uns beinahe gegenseitig getötet. Gewiß habt Ihr einmal die lange Narbe gesehen, die Euer Vater an der Seite hatte, von kurz unter dem linken Arm bis über die Rippen. Die stammte von mir. Mich hat er ähnlich schwer verletzt. Fast wäre ich gestorben. Als ich mich erholt hatte, war Euer Vater schon eine Woche abgereist und hatte Catherine mit nach Crydee genommen. Ich wäre ihm gefolgt, doch der König verbot es mir bei Todesstrafe. Er hatte recht, denn die beiden waren verheiratet. Von da an trug ich nur noch Schwarz, als Zeichen meiner Schmach. Dann wurde ich losgeschickt, um in Niederhohnheim gegen die Keshianer zu kämpfen.« Er lachte verbittert. »Mein guter Ruf als General rührt zum größten Teil von dieser Schlacht her. Ich verdanke Eurem Vater viel von meinem Erfolg, weil ich eigentlich die Keshianer dafür büßen ließ, daß er mir Catherine geraubt hatte. Ich tat Dinge, die kein General bei rechtem Verstand gewagt hätte, Angriff für Angriff. Vielleicht wollte ich insgeheim dabei sterben.« Seine Stimme wurde leise, und er lachte in sich hinein. »Ich war fast enttäuscht, als sie die Bedingungen für eine Kapitulation aushandeln wollten.«
    Guy seufzte. »Vieles in meinem Leben rührt von dort her. Ich war unter bestimmten Umständen bereit, meine Feindschaft mit Borric zu begraben, doch er ... er zeigte mir die kalte Schulter, auch nachdem Eure Mutter gestorben war. Und er wies den Gedanken zurück, seine Söhne an den Hof des Königs zu schicken. Ich glaube, er hatte Angst, ich könnte an Euch und Lyam Rache nehmen.«
    »Er liebte Mutter; nach ihrem Tod ist er nie wieder glücklich geworden«, sagte Arutha. Er fühlte sich unbehaglich und ärgerte sich gleichzeitig über das, was er gesagt hatte. Schließlich brauchte er das Verhalten seines Vaters nicht vor dessen ärgstem Feind zu rechtfertigen.
    Guy nickte. »Ich weiß. Wenn man jung ist, kann man nicht verstehen, daß die Gefühle eines anderen so tief sind wie die eigenen. Die Liebe fliegt hoch, und der Schmerz ist so viel heftiger. Als ich älter wurde, wurde mir klar, Borric liebte Catherine genauso sehr wie ich. Und ich glaube, sie liebte ihn auch.« Guys eines Auge blickte ins Leere. Seine Stimme wurde leiser und klang nachdenklich. »Sie war eine wunderbare, großzügige Frau, die in ihrem Leben genug Platz für viele Lieben hatte. Dennoch glaube ich, im Herzen Eures Vater hatte sich für immer der Zweifel breitgemacht.« Guy sah Arutha mit einem Ausdruck der Verwunderung und des Bedauerns an. »Könnt Ihr Euch das vorstellen? Wie traurig muß er gewesen sein? Vielleicht war ich in gewisser Weise der Glücklichere, weil ich wußte, sie liebte mich. Ich hegte nie Zweifel daran.« Arutha bemerkte einen feuchten Glanz in Guys gesundem Auge. Der Protektor wischte die Träne mit einer unbefangenen Geste fort. Er lehnte sich zurück, schloß die Augen, legte die Hand an die Stirn und fügte leise hinzu: »Manchmal gibt es im Leben keine Gerechtigkeit.«
    Arutha grübelte darüber nach. »Warum habt Ihr mir das alles erzählt?«
    Guy richtete sich auf. »Weil ich Euch brauche. Und ich darf nicht an Euch zweifeln. Für Euch bin ich ein Verräter, der die Herrschaft im Königreich zu seinem eigenen Nutzen an sich reißen wollte. Teilweise habt Ihr recht damit.«
    Arutha war erneut von Guys Offenheit überrascht.
    »Aber wie wollt Ihr das rechtfertigen, was Ihr Erland angetan habt?«
    »Ich bin für seinen Tod verantwortlich. Das kann ich nicht verleugnen. Es war mein Hauptmann, der ihn nicht aus der Haft entließ, obwohl ich das angeordnet hatte. Radburn hatte seine Fähigkeiten, doch manchmal war er etwas übereifrig. Ich kann seine Angst verstehen, weil ich ihn hart dafür bestraft hätte, wenn er Euch und Anita hätte fliehen lassen. Ich brauchte sie, um in die Erbfolge zu kommen, und Ihr wärt eine gute Geisel bei den Verhandlungen mit Eurem Vater gewesen.« Er sah die Überraschung auf Aruthas Gesicht und meinte: »Oh, ja, meine Spione wußten sehr wohl, daß Ihr Euch in Krondor aufhieltet - jedenfalls berichteten sie mir das, als ich von dem kleinen Scharmützel mit den Keshianern bei Shamata zurückkam -, doch Radburn machte einen entscheidenden Fehler. Er glaubte, Ihr würdet ihn zu Anita führen. Es kam ihm nie in den Sinn,

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