Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon
Jahres ihrer Herrschaft verpflichtet.«
Arutha rechnete nach. Das mußte zu der Zeit gewesen sein, als sein Vater auf dem Weg in die Hauptstadt Brucal in Yabon besucht hatte. Während dieses Besuches hatte sich Borric von einem schönen Dienstmädchen hinreißen lassen, und daraus war Martin hervorgegangen. Das hatte Borric jedoch erst fünf Jahre später erfahren.
Guy fuhr mit seiner Erzählung fort. »In dem Jahr, bevor Borric nach Rillanon zurückkehrte, kam Eure Mutter an den Hof, als Hofdame von Königin Janica, der zweiten Frau des Königs – Prinz Rodrics Mutter. Da lernten Catherine und ich uns kennen. Abgesehen von Gwynnath war sie die einzige Frau, die ich jemals geliebt habe.«
Guy verfiel in Schweigen, und plötzlich überkam Arutha ein seltsames Gefühl der Scham, als wäre er schuld daran, daß Guy jetzt die beiden schwersten Verluste seines Lebens noch einmal durchmachen mußte. »Catherine war außergewöhnlich, Arutha. Ich weiß, Ihr wißt das; schließlich war sie Eure Mutter. Als ich sie zum ersten Mal sah, war sie so erfrischend wie ein Frühlingsmorgen, ihre Wangen waren leicht gerötet, und in ihrem schüchternen Lächeln lag eine gewisse Verspieltheit. Sie hatte goldenes Haar. Vom ersten Augenblick an war ich in sie verliebt. Und Euer Vater ebenfalls. Von da an wurde unser Ringen um ihre Aufmerksamkeit zu einem erbitterten Kampf. Zwei Monate lang machten wir ihr beide den Hof, und am Ende des zweiten redeten Euer Vater und ich kein Wort mehr miteinander, so tief ging unsere Rivalität. Borric schob seine Abreise nach Crydee immer wieder auf und verweilte, weil er um Catherine werben wollte. Verzweifelt wetteiferten wir beide um ihre Gunst.
Eines Morgen wollte ich mit Catherine ausreiten, doch als ich in ihrem Gemach ankam, traf sie Vorbereitungen für eine Reise. Sie war eine Cousine ersten Grades von Königin Janica und damit eine Art Preis in den Intrigen des Hofes. Die Lektionen, die ich Eurem Vater Jahre zuvor erteilt hatte, zahlten sich aus, denn während ich mit Catherine ausritt und im Park spazierenging, hatte er mit dem König gesprochen. Rodric legte Eurer Mutter ans Herz, Euren Vater zu heiraten. Es war eine politisch vorteilhafte Heirat: Der König hatte seine Zweifel an den Fähigkeiten seines Sohnes und der Gesundheit seines Bruders. Zum Teufel, aber Rodric war ein unglücklicher Mann. Seine drei Söhne aus erster Ehe waren gestorben, ehe sie das Mannesalter erreicht hatten, und ihren Tod wie auch den seiner geliebten Königin Beatrice hatte er nie verwunden. Und sein jüngerer Bruder Erland war ein kränklicher Nachkömmling, der an Lungenfieber litt. Er war kaum zehn Jahre älter als Prinz Rodric. Am Hof wußten alle, daß der König am liebsten Euren Vater als Nachfolger gesehen hätte, doch Janica hatte ihm noch einen Sohn geschenkt - den Rodric jedoch verachtete. Ich glaube, er hat die Ehe zwischen Eurem Vater und Eurer Mutter nur deshalb angestrebt, um seine Bande zum Thron zu stärken, damit er Borric eines Tages zum Thronfolger erklären könnte, und die nächsten zwölf Jahre verbrachte er mit dem Versuch, aus seinem Sohn einen Mann zu machen oder ihn zu brechen. Doch der König benannte vor seinem Tod keinen Erben, und deshalb blieb uns nur Rodric der Vierte, ein noch traurigerer und gebrochenerer Mann als sein Vater.«
Arutha sah mit roten Gesicht auf. »Was meint Ihr damit, daß der König meiner Mutter die Heirat mit meinem Vater ans Herz legte?«
Guys eines Auge blitzte auf. »Es war eine politische Heirat, Arutha.«
Aruthas Wut steigerte sich: »Aber meine Mutter hat meinen Vater geliebt!«
»Bis zu der Zeit, als Ihr geboren wurdet, hatte sie sicherlich gelernt, ihn zu lieben. Euer Vater war ein guter Mann und sie eine liebende Frau. Doch in jenen Tagen hat sie mich geliebt.« Seine Stimme war belegt, als er weitersprach. »Sie hat mich geliebt. Ich kannte sie schon ein Jahr, bevor Rodric zurückkehrte. Wir wollten heiraten, wenn meine Zeit als Junker um war, doch wir hatten niemandem davon erzählt. In einer Nacht haben wir uns beide wie Kinder unsere Liebe geschworen. Ich hatte meinem Vater geschrieben, damit er bei Königin Janica um Catherines Hand anhielt. Doch ich habe nicht daran gedacht, selbst mit dem König zu sprechen. Ich, der gerissene Sohn von einem Hof des Ostens, hatte mich vom Jungen eines Landadligen hereinlegen lassen. Zum Teufel, ich hatte mich für so verschlagen gehalten. Nun gut, ich war erst neunzehn. Es war vor so langer Zeit.
Ich
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