Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
Vom Netzwerk:
daß Ihr vielleicht gar nichts mit ihrer Flucht zu tun hattet. Dieser Dummkopf hätte Euch einfach einsperren und die Suche nach ihr fortsetzen sollen.«
    Arutha spürte, wie sein Mißtrauen wiederkehrte und seine Sympathie für Guy schwand. Ungeachtet der offenen Rede des Protektors stieß ihm die Abgebrühtheit übel auf, mit der Guy Menschen benutzte. Der frühere Herzog von Bas-Tyra fuhr fort: »Aber ich habe Erlands Tod nicht gewollt. Rodric hatte mich bereits als Vizekönig eingesetzt und mir das Kommando über den Westen übertragen. Ich brauchte Erland nicht unbedingt, ich brauchte nur eine Verbindung zum Thron: Anita. Rodric der Vierte war wahnsinnig. Und ich wußte das genau wie Caldric - als einer der ersten. Rodric durfte nicht mehr lange regieren. Die ersten acht Jahre des Krieges war es am Hof schwierig gewesen, doch in den letzten Jahren seiner Herrschaft besaß Rodric fast keinen Verstand mehr. Kesh hatte immer schon einen Blick nach Norden geworfen und nach Zeichen der Schwäche Ausschau gehalten. Ich wollte die Last der Krone nicht tragen, doch ich glaubte, ich wäre fähiger als jeder andere gewesen, das Land zu regieren. Fähiger selbst als Euer Vater, der in der Thronfolge hinter Erland stand.«
    »Wozu aber die ganzen Intrigen? Ihr hattet einigen Rückhalt in der Versammlung der Lords. Caldric, Vater und Erland konnten Euren Versuch, bis zu seiner Volljährigkeit Prinz Rodrics Regent zu werden, kaum zurückweisen. Ihr hättet andere Wege finden können.«
    »Die Versammlung kann einen König wählen«, entgegnete Guy mit erhobenem Zeigefinger, »sie kann ihn jedoch nicht absetzen. Ich mußte einen Weg finden, wie ich den Thron ohne Bürgerkrieg besteigen konnte. Der Krieg mit den Tsurani zog sich in die Länge, und Rodric hätte Eurem Vater die Armeen des Ostens nicht zu Hilfe geschickt. Er hätte sie nicht einmal mir überlassen, und ich war der einzige, dem er vertraute. Neun Jahre lang ein verlustreicher Krieg, neun Jahre lang unter einem wahnsinnigen König: Das Reich war dabei auszubluten. Nein, das alles mußte ein Ende finden, doch egal, wieviel Rückhalt ich hatte, es gab einfach Leute wie Brucal und Euren Vater, die ohne Zögern gegen mich marschieren würden. Deshalb brauchte ich Anita zur Frau und Euch als Geisel. Ich wollte Borric ein Angebot unterbreiten.«
    »Was für ein Angebot?«
    »Er sollte im Westen herrschen, damit wäre das Königreich geteilt und jedes Reich seinem eigenen Schicksal überlassen gewesen. Nur wußte ich, keiner der Lords aus dem Westen hätte das zugelassen. Also wollte ich Borrics Namen in der Erbfolge hinter meinen stellen, oder auch Lyams oder Euren. Wen auch immer er ausgesucht hätte, ich hätte ihn zum Prinzen von Krondor gemacht. Ich hätte versichert, daß ich keine Söhne hatte, die Anspruch auf die Krone erheben würden. Doch Euer Vater hätte mich als König in Rillanon anerkennen und mir Treue schwören müssen.«
    Mit einem Mal verstand Arutha diesen Mann. Nachdem er Aruthas Mutter an Borric verloren hatte, war ihm seine persönliche Ehre nichts mehr wert gewesen, doch eine Ehre hatte er weiter über alles hochgehalten: die Ehre des Königreichs. Er war bereit gewesen, alles zu tun - selbst einen Königsmord zu begehen, der ihn als Thronräuber und Verräter in die Geschichte hätte eingehen lassen -, wenn er dadurch einen wahnsinnigen König von seinem Thron stürzen konnte. Arutha verspürte einen üblen Geschmack im Mund.
    »Als Rodric starb und schließlich doch Lyam als Thronfolger bestimmt wurde, hatte das alles keine Bedeutung mehr. Euer Bruder ist mir unbekannt, aber ich vermute, daß er in vielerlei Hinsicht seinem Vater ähnelt. In jedem Fall ist das Königreich jetzt in besseren Händen als zu Zeiten Rodrics.«
    Arutha seufzte. »Ihr habt mir einiges zu denken gegeben, Guy Ich heiße nicht alle Eure Überlegungen und Methoden gut, doch ich verstehe sie nun besser.«
    »Ob Ihr sie gutheißt, ist nicht von Belang. Ich bereue nichts von dem, was ich getan habe, auch wenn ich zugebe, daß meine Entscheidung, den Thron für mich zu erobern, zum Teil aus Boshaftigkeit gegen Euren Vater geschah. Ich sollte Eure Mutter nicht bekommen, und Borric nicht den Thron. Neben diesen selbstsüchtigen Überlegungen war ich jedoch der festen Überzeugung, ein besserer König als Euer Vater zu sein. Was ich am besten kann, ist Herrschen. Aber deswegen habe ich mich bei dem, was ich tun mußte, noch lange nicht gut gefühlt.
    Nein, worum es mir geht, ist

Weitere Kostenlose Bücher