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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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Lichter der Stadt unter ihnen. Tausend Lichtpunkte leuchteten in der schwarzen Dunkelheit. »Sooft ich hier auch entlangkomme«, meinte Briana, »dieser Anblick verliert nie seinen Reiz.« Martin nickte zustimmend. »Ist deine Heimat wie Armengar?«
    Martin sah sie nicht an. »Crydee?« dachte er laut. »Nein. Mit dieser Zitadelle verglichen ist meine Burg winzig, und die Stadt Crydee ist nur ein Zehntel so groß wie diese. Die Stadtmauer ist auch nicht so mächtig, und die Menschen stehen nicht dauernd unter Waffen. Es ist ein friedlicher Ort, zumindest ist er das jetzt. Früher habe ich mich, sooft es ging, davon ferngehalten, blieb in den Wäldern und jagte und war allein mit meinen Gedanken. Manchmal stieg ich in den höchsten Turm meiner Burg und sah mir den Sonnenuntergang über dem Meer an. Das ist die schönste Zeit des Tages. Im Sommer kommt eine kühle Brise vom Wasser herüber und lindert die Hitze des Tages, während die Sonne prächtige Farbenspiele erzeugt. Im Winter sind die Türme weiß bedeckt, und alles wirkt wie ein sagenumwobener Ort. Mächtige Wolken ziehen dann vom Meer landeinwärts, und Blitze und grollender Donner liegen in der Luft, als wäre der Himmel lebendig geworden.« Er bemerkte, wie sie sein Gesicht betrachtete. Plötzlich kam er sich dumm vor und lächelte schwach, das einzige Zeichen seiner Verlegenheit. »Aber ich schweife ab.«
    »Amos hat mir viel vom Meer erzählt.« Sie legte den Kopf ein wenig schief, als dächte sie nach. »Eine eigenartige Sache, dieses ganze Wasser.«
    Martin lachte kurz und spürte, wie seine Nervosität nachließ. »Wirklich eine eigenartige Sache, fremd und mächtig. Schiffe habe ich nie besonders gemocht, doch ich mußte mit ihnen fahren, und nach einer Weile erlebt man, wie wundervoll das Meer sein kann. Es ist wie ...« Er zögerte, die Worte fehlten ihm. »Das sollte dir lieber Laurie erzählen, oder Amos. Beide haben etwas, daß mir fehlt: die Gabe, mit Wörtern umzugehen.«
    Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich würde es lieber von dir hören.« Sie drehte sich zum Fenster - der Fackelschein umspielte ihr Gesicht, und im Halbdunkel wirkte ihr Haar wie eine schwarze Krone auf ihrem Haupt. Sie schwieg eine Weile, dann sah sie Martin an. »Bist du ein guter Jäger?«
    Plötzlich mußte Martin grinsen und kam sich wie ein Dummkopf vor. »Ja, ein sehr guter.« Beide wußten, es war keine übertriebene Prahlerei, so wie es zwischen ihnen auch keine falsche Bescheidenheit geben würde. »Ich wurde von Elben unterrichtet, und ich kenne nur einen einzigen Bogenschützen, der besser schießt als ich.«
    »Ich mag die Jagd, doch ich habe leider nur selten Zeit dafür, jetzt, wo ich Kommandantin bin. Vielleicht können wir uns irgendwann davonstehlen und Ausschau nach Wild halten. Es ist gefährlicher als im Königreich, denn während wir jagen, jagen uns vielleicht andere.«
    Ruhig meinte Martin: »Ich habe schon früher mit den Moredhel zu tun gehabt.«
    Sie sah ihm offen ins Gesicht. »Du bist ein starker Mann, Martin.« Und indem sie ihm die Hand wieder auf den Arm legte, fuhr sie fort: »Und ich glaube, auch ein guter Mann. Ich bin Briana, die Tochter von Gwynnath und Gurtman, aus der Linie der Alwynne.« Diese Worte waren sehr förmlich, dennoch lag noch etwas anderes in ihnen, als wollte sie sich damit vor ihm enthüllen, als reiche sie ihm ihre Hand.
    »Ich bin Martin, der Sohn von Margaret ...« Zum ersten Mal seit Jahren dachte er an seine Mutter, ein schönes Dienstmädchen am Hofe von Herzog Brucal. »... und Borric, aus der Linie von Dannis, der Erstgeborene der conDoins. Man nennt mich Martin Langbogen.«
    Sie sah ihm lange ins Gesicht, als wollte sie sich jeden einzelnen Zug einprägen. Dann änderte sich ihre Miene, und sie lächelte. Martin spürte, wie bei ihrem Anblick Hitze aus seiner Brust aufstieg. Sie lachte. »Der Name paßt zu dir, Martin Langbogen. Du bist so groß und kräftig wie deine Waffen. Hast du eine Frau?«
    Martin antwortete leise. »Nein. Ich ... ich habe nie die richtige getroffen ... Ich konnte nie besonders gut mit Worten und ... Frauen umgehen. Ich habe noch nicht viele kennengelernt.«
    Sie legte ihm den Finger auf die Lippen. »Ich verstehe.«
    Plötzlich fand sich Martin in ihren Armen wieder, und ihr Kopf lag an seiner Brust. Er wußte nicht, wie ihm geschehen war. Vorsichtig hielt er sie fest, als würde die leiseste Bewegung sie fliehen lassen. »Ich weiß nicht, wie man die Dinge im Königreich handhabt,

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