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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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Euer Verständnis. Ihr müßt nicht so sein wie ich, doch Ihr müßt mich als den nehmen, der ich bin. Und Ihr müßt akzeptieren, was ich tue. Ich brauche diese .Anerkennung, damit ich die Zukunft von Armengar sichern kann.«
    Arutha schwieg und fühlte sich gar nicht wohl in seiner Haut. Er erinnerte sich an ein Gespräch, das er vor zwei Jahren geführt hatte. Nach einiger Zeit des Schweigens sagte er: »Ich bin nicht derjenige, der über Euch richten soll. Ich habe gerade an ein Gespräch mit Lyam in der Gruft meines Vaters zurückgedacht. Ich war bereit, eher Martins Leben zu opfern als einen Bürgerkrieg zu riskieren. Meinen eigenen Bruder ...« fügte er leise hinzu.
    »Solche Entscheidungen bringt das Herrschen mit sich.« Guy lehnte sich zurück und faßte Arutha scharf ins Auge. Endlich sagte er: »Und, wie habt Ihr Euch bei dieser Entscheidung gefühlt?«
    Arutha zögerte, dieses Gefühl mit Guy zu teilen. Dann, nachdem er lange geschwiegen hatte, sah er dem Protektor direkt ins Gesicht. »Schmutzig. Ich habe mich schmutzig gefühlt.«
    Guy streckte die Hand aus. »Ihr versteht es.« Langsam ergriff Arutha seine Hand und schüttelte sie. »Und nun zum Kern der Sache.
    Als wir, Amos, Armand und ich, hier ankamen, waren wir krank, verletzt und halb verhungert. Diese Leute pflegten uns - uns, die Fremden aus einem fernen Land -, und das ohne Fragen.
    Schließlich waren wir wieder gesund und willig zu kämpfen, und wir entdeckten, daß von allen, die dazu in der Lage waren, Gehorsam erwartet wurde - und das ebenfalls ohne Fragen. Also nahmen wir unsere Posten in der Garnison an und lernten Armengar kennen.
    Der Protektor vor Gwynnath war wie sie ein fähiger Kommandant gewesen, doch beide kannten sich in der modernen Kriegsführung wenig aus. Nichtsdestotrotz hielten sie die Bruderschaft und die Goblins in Schach. Es war ein blutiges Gleichgewicht von Sieg und Niederlage.
    Dann erschien Murmandamus, und die Dinge veränderten sich. Als ich hier ankam, war die Bruderschaft bei drei von vier Gefechten siegreich. Die Armengaren verloren und wurden zum ersten Mal in ihrer Geschichte regelmäßig zurückgeschlagen. Ich brachte ihnen einiges über zeitgemäße Kriegsführung bei, und unsere Lage ist wieder stabil. Niemand kann sich der Stadt auf mehr als fünfundzwanzig Meilen nähern, ohne von unseren Vorposten und Patrouillen entdeckt zu werden. Doch trotzdem ist es zu spät.«
    »Warum zu spät?«
    »Selbst wenn Murmandamus nicht über uns herfiele, würde dieses Volk die nächsten beiden Generationen nicht überdauern. Die Stadt stirbt. Soweit ich es beurteilen kann, lebten vor zwei Jahrzehnten noch vielleicht fünfzehntausend Menschen in der Stadt und auf dem Land in der Umgebung. Vor zehn Jahren mögen es noch elf- oder zwölftausend gewesen sein. Jetzt sind es noch siebentausend, womöglich sogar weniger. Im ständigen Krieg werden Frauen im gebärfähigen Alter getötet, und bei den Verwüstungen der Steadings und Kraals sterben die Kinder: Das alles summiert sich, die Größe der Bevölkerung nimmt ständig ab, und das immer schneller. Und noch etwas anderes kommt hinzu. Es ist, als hätten die langen Jahre des Krieges den Menschen die Kraft geraubt. Bei allem Willen zum Kampf sind sie den Dingen des täglichen Lebens gegenüber seltsam gleichgültig.
    Ihre Kultur ist verzerrt, Arutha. Sie haben nichts als den Kampf und letzten Endes den Tod. Ihre Poesie besteht nur aus Heldensagen, und ihre Musik sind einfache Schlachtlieder. Habt Ihr bemerkt, daß es in der Stadt keine Schilder gibt? Jeder weiß, wo jeder andere lebt und arbeitet. Wozu also Schilder? Arutha, niemand, der in Armengar geboren wurde, kann lesen oder schreiben. Sie haben nicht die Zeit zum Lernen. Dieses Volk versinkt langsam unaufhaltbar in Barbarei. Selbst wenn Murmandamus nicht wäre, in zwei Jahrzehnten gäbe es dieses Volk nicht mehr. Sie würden sich zu dem entwickeln, was die Nomaden der Donnernden Hölle sind. Das liegt an den ewigen Kämpfen.«
    »Ich kann verstehen, wie das allem den Sinn entzieht. Nur wie kann ich Euch helfen?«
    »Wir brauchen Unterstützung. Ich würde die Herrschaft der Stadt gern an Brucal -«
    »Vandros. Brucal ist zurückgetreten.«
    »- dann eben an Vandros übergeben. Macht Armengar zu einem Teil des Herzogtums von Yabon. Diese Leute sind einst - vor Jahrhunderten - vor dem Königreich geflohen. Heute würden sie nicht zögern, es zu umarmen, wenn ich es nur anordnen würde. So sehr haben sie sich

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