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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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schon dabei, seine Pfeife anzuzünden und hielt inne. »Gut, gut. Wie geht es dem Kind?«
    Gamina hatte aufgehört zu weinen und sagte leise: »Mir geht es gut.« Seit sie Sprechen gelernt hatte, hatte sie ihre Stimme nie lauter als zu einem kindlichen Flüstern erhoben, abgesehen von dem Schrei vor ein paar Minuten. »Ich ... ich habe schlecht geträumt.«
    »Was hast du denn geträumt?« fragte Katala.
    Gaminas Augen füllten sich mit Tränen. »Ich hab' Papa gehört, wie er nach mir ruft.«
    Kulgan und Hochopepa sahen das Mädchen aufmerksam an. »Was hat er zu dir gesagt, Kind?« fragte Kulgan mit sanfter Stimme, um das Mädchen nicht zu ängstigen.
    Katala wurde aschfahl, zeigte jedoch kein anderes Zeichen von Angst. Sie stammte aus einer Familie von Kriegern, und sie konnte mit allem fertig werden, mit allem, außer dieser Ungewißheit darüber, wie es ihrem Mann wohl ergangen sein mochte. Ruhig fragte sie: »Was hat er gesagt, Gamina?«
    »Er war -« Wie immer, wenn ihr etwas naheging, wechselte sie in die Gedankensprache. Er war an einem seltsamen Ort, weit entfernt. Da war einer bei ihm - einer, oder vielleicht mehrere? Er sagte...
    »Was, Kind?« drängte Hochopepa.
    Er sagte, daß wir auf Nachricht warten sollen, und dann -wurde etwas anders. Er war - fort? An einem verlassenen Ort. Ich habe Angst bekommen. Ich fühlte mich so allein.
    Katala hielt das Mädchen fest. Es gelang ihr, die Gewalt über ihre Stimme zu behalten, dennoch verspürte sie große Furcht. »Du bist nicht allein, Gamina.« Aber die Gedanken des Mädchens hallten in ihr wider. Selbst damals, als Pug ihr von der Versammlung genommen worden war, weil er ein Erhabener werden sollte, hatte sie sich nicht so allein gefühlt.
     
    Pug schloß die Augen vor Erschöpfung. Er ließ den Kopf sinken. Tomas sah sich um. »Bist du durchgekommen?«
    Pug seufzte tief und erwiderte: »Ja, aber es war schwieriger, als ich gedacht habe. Und ich habe dem Mädchen angst gemacht.«
    »Doch immerhin bist du durchgekommen. Kannst du es noch einmal versuchen.«
    »Ich glaube schon. Dieses Mädchen ist einzigartig, und beim nächsten Mal werde ich es leichter erreichen. Ich weiß jetzt mehr darüber, wie das Ganze vor sich geht. Vorher hatte ich nur die Theorie. Nun habe ich es schon einmal selbst ausprobiert.«
    »Gut. Vielleicht werden wir diese Fähigkeit noch brauchen.«
    Sie schossen durch das Grau, das sie ›Spaltraum‹ nannten, ein Ort zwischen den Strängen der Zeit und des physischen Universums. Tomas hatte Ryath angewiesen, sie solle in dem Moment, wo Pug den Kontakt mit Stardock abbräche, in den Spaltraum eindringen. Nun sandte ihm die Drachendame eine Gedankenbotschaft. Wohin wollt Ihr, daß ich Euch bringe, Valheru?
    Tomas sprach laut. »Zur Ewigen Stadt.«
    Ryath schien zu erzittern, als sie die Kontrolle über das Nichts um sie herum übernahm und es für ihre Bedürfnisse zurechtbog. Das konturenlose Grau pulsierte, und irgendwie wechselten sie zwischen diesen ungebundenen Dimensionen die Richtung in diesem Nicht-Ort. Dann riß das Grau um sie herum wieder auf, und sie waren an einem anderen Ort.
     
    Ein eigentümlicher Punkt erschien vor ihnen in dem Grau, das erste Zeichen einer Realität hinter dem Spaltraum. Der Punkt wuchs rasch, während Ryath über eine graue Ebene darauf zuschoß, und dann hatten sie ihn erreicht. Es war eine Stadt, ein Ort von schrecklicher und fremdartiger Schönheit. Türme von seltsamer Symmetrie erhoben sich in den Himmel, unglaublich schlanke Minarette, eigenartig entworfene Gebäude, die sich unter den gewölbten Bögen der Türme ausbreiteten. Fontänen spuckten silberne Flüssigkeiten in die Höhe, die sich in Kristalle verwandelten und Musik erklingen ließen, wenn sie auf die Fliesen des Brunnenbeckens niederprasselten, wo sie sich wieder in Flüssigkeit verwandelten.
    Der Drache legte sich in die Kurve und ging tiefer, flog in der Mitte der Stadt über eine erhabene Prachtstraße, die fast hundert Meter breit war. Die ganze Straße war gepflastert, und die Ziegel glänzten in sanften Farbtönen, jeder schimmerte ein wenig anders als der nächste, so daß das Pflaster aus der Entfernung beinahe wie ein Regenbogen wirkte, der sich nach und nach veränderte. Und als der Schatten des Drachen über die Ziegel hinwegglitt, blitzten und glänzten sie, nahmen eine andere Farbe an, und Musik erfüllte die Luft, ein Thema von majestätischer Schönheit, das die Sehnsucht nach grünen Feldern und murmelnden Bächen

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