Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon
ich erwarte ihre Entscheidung in ein oder zwei Tagen.«
Arutha wurde jetzt hellhörig. »In ein oder zwei Tagen wird Murmandamus zwischen uns und der Hauerschlucht stehen. Wir müssen noch heute aufbrechen.«
Galain sagte: »Ich werde wieder zum Rat gehen. Vielleicht kann ich ihnen einige Dinge erklären, und vielleicht verstehen sie dann, was in der Welt draußen vor sich geht.« Er verließ sie, und sie setzten sich wieder, niedergeschlagen, weil sie nichts tun konnten als warten.
Fast der halbe Tag war vergangen, als Galain zurückkam. »Der König läßt uns gehen. Er wird uns sogar eine Eskorte mitgeben, die uns über einen Weg zur Hauerschlucht bringt, bevor Murmandamus' Armee dort ankommt. Während sie um den Wald herumziehen müssen, können wir geradeaus hindurch.«
Arutha sagte: »Ich war besorgt, daß wir vielleicht Schwierigkeiten bekommen würden.«
»So war es auch. Ihr solltet eigentlich getötet werden, und sie wußten noch nicht genau, was sie mit mir anfangen sollten.«
»Und was hat ihren Sinneswandel herbeigeführt?« fragte Amos.
»Murmandamus. Als ich den Namen fallenließ, mochte man meinen, ich hätte mit einem Stock in ein Wespennest gestochen. Sie haben viel von dem alten Wissen verloren, doch an diesen Namen können sie sich immer noch sehr gut erinnern. Es besteht überhaupt kein Zweifel, wir haben es hier mit den Nachfahren der Glamredhel zu tun. Ich schätze, der Zahl im Rat nach gibt es hier in der unmittelbaren Umgebung etwa drei- bis vierhundert Elben. In den entfernteren Siedlungen leben noch mehr, in jedem Fall genug, daß es sich kaum lohnt, sie zu belästigen.«
»Werden sie uns im Kampf unterstützen?« fragte Guy.
Galain schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Earanorn ist ziemlich durchtrieben. Würde er sein Volk nach Elvandar führen, wäre er dort willkommen, doch man würde ihm nicht unbedingt vertrauen. Es würden Jahre vergehen, bis sich beide Seiten miteinander angefreundet hätten. Außerdem ist ihm klar, daß er im Rat der wahren Elbenkönigin nur eine kleine Rolle spielen würde, da er noch nicht einmal ein Zauberer ist. Natürlich würde er mit einbezogen, einmal als Geste an sein Volk, und dann, weil er einer der ältesten Elben ist, die hier im Weidenwald leben. Hier jedoch ist er ein König, ein armer König zwar, aber immerhin ein König. Nein, dieses Problem wird nicht leicht zu lösen sein. Allerdings ist dies eine jener Angelegenheiten, die wir Elben gern über Jahre hinweg abwägen. Ich habe Earanorn ausführlich den Weg nach Elvandar beschrieben, und falls sie zu unserem Mutterwald aufbrechen wollen, haben sie dazu die Möglichkeit. Sie werden gehen oder nicht, wie es ihnen gefällt, wir müssen uns jedoch nach Hohe Burg aufmachen.«
Arutha erhob sich und sagte: »Gut; zumindest haben wir ein Problem weniger.«
Jimmy folgte Arutha zu den Pferden und sagte zu Locklear: »Als wären diejenigen, die wir zurückgelassen haben, irgendwelche unbedeutenden Personen.«
Amos lachte und klopfte dem Jungen auf die Schulter.
Die Pferde waren bis an die Grenze ihrer Kräfte erschöpft, denn Arutha und seine Gefährten waren fast eine Woche lang scharf geritten. Die müden Tiere waren lahm und langsam, und Arutha wußte, es war ihnen nur knapp gelungen, der Armee von Murmandamus zu entkommen. Am gestrigen Tag hatten sie hinter sich Rauch entdeckt, offensichtlich hatten dort Murmandamus' vorderste Späher ihr Lager aufgeschlagen. Dieser Mangel an Vorsicht verriet, wie wenig Respekt sie vor der Garnison hatten, die zwischen ihrer Armee und dem Königreich lag.
Die Hauerschlucht schnitt sich am südlichen Ende eines weiten Tals durch die Zähne der Welt. Auf der ganzen Länge war der Weg mit Felsbrocken übersät und fast durchgehend mit dichtem Buschwerk bewachsen. Dann wurde das Tal breiter und bot nicht mehr die geringste Deckung. Vor ihnen gab es nur noch nackten Boden. Jimmy und Locklear sahen sich um, und Guy bemerkte: »Wir haben die Grenze des Gebiets erreicht, bis wohin die Patrouillen von Hohe Burg Wache halten. Vermutlich wird das Gelände hier jedes Jahr einmal abgebrannt, damit es keine Deckung gibt und sich niemand ungesehen nähern kann.«
Während der sechste Tag, seit sie den Weidenwald verlassen hatten, seinem Ende zuging, wurde das Tal wieder enger, und sie kamen zu der eigentlichen Schlucht. Arutha zügelte sein Pferd und sah sich um. »Erinnert ihr euch noch? Roald erzählte, fünfzig Söldner hätten an dieser Stelle
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