Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon
wie verzweifelt er war. »Ich habe gelobt, Armengar wieder aufzubauen. Aber wir wissen beide, dazu wird es nicht kommen.«
Arutha sagte: »Wir werden sehen, wie wir Eure Leute am besten im Königreich aufnehmen, Guy.« Er sah zu der Gestalt hinüber, die im Dunkeln neben ihm ritt. »Aber was ist mit Euch?«
»Ich mache mir keine Sorgen um mich. Doch ... wenn Ihr Euch vielleicht auch zugunsten von Armand bei Lyam verwenden könntet ... Er ist ein guter General und ein fähiger Anführer. Hätte ich die Krone errungen, wäre er der nächste Herzog von Bas-Tyra geworden. Da ich keinen Sohn habe, hätte ich kaum eine bessere Wahl treffen können. Ihr werdet solche Leute brauchen, Arutha, wenn Ihr den Stürmen trotzen wollt, die auf Euch zukommen. Sein einziger Fehler ist sein übertriebener Sinn für Treue und Ehre.«
Arutha versprach, darüber nachzudenken, und sie verfielen in Schweigen. Bis nach Mitternacht ritten sie so weiter, dann beschlossen Guy und Arutha, eine Rast einzulegen. Während sie den Pferden eine Pause gönnten, ging Guy hinüber zu Galain und sagte: »Wir sind jetzt tiefer in diesen Wald eingedrungen, als sich jemals ein Armengare hineingewagt hat«
Galain sagte: »Ich werde weiterhin wachsam sein.« Er betrachtete Guys Gesicht. »Ich habe von Euch gehört, Guy du Bas-Tyra. Nach den letzten Dingen, die über Euch erzählt wurden, dürfte man Euch eigentlich nicht trauen«, meinte er, womit er stark untertrieb. »Doch die Dinge scheinen sich geändert zu haben.« Er deutete mit dem Kopf auf Arutha.
Guy lächelte grimmig. »Im Moment jedenfalls. Das Schicksal und die Umstände schmieden manchmal ungewöhnliche Bündnisse.«
Der Elb grinste. »Das ist wahr. Ihr seid aufgeschlossen wie ein Elb. Eines Tages würde ich gern einmal die ganze Geschichte hören.«
Guy nickte. Amos kam heran und meinte: »Ich glaube, ich habe etwas gehört.« Guy blickte in die Richtung, in die der alte Seemann zeigte. Dann bemerkten beide, daß Galain verschwunden war.
Arutha stieß zu ihnen. »Ich habe das Geräusch auch gehört, und Galain ebenfalls. Er wird gleich zurückkehren.«
Guy kauerte sich hin, blieb jedoch wachsam. »Hoffentlich kann er das.«
Jimmy und Locklear brachten die Pferde zur Ruhe. Jimmy betrachtete seinen Freund. In der Dunkelheit konnte er die Miene des Jungen kaum erkennen, doch er wußte, Locklear war immer noch nicht über den Tod von Bronwynn hinweg. Dann fühlte Jimmy plötzlich ein seltsames Schuldgefühl in sich aufsteigen. Er hatte, seitdem sie sich von der Stadtmauer zurückgezogen hatten, kein einziges Mal mehr an Krista gedacht. Jimmy versuchte, dieses verwirrende Gefühl mit einem Schulterzucken abzutun. Waren sie nicht einfach Liebhaber aus Leidenschaft gewesen, ohne gleich eine tiefere Beziehung einzugehen? Hatten sie sich Irgend etwas versprochen? Ja und gleichzeitig nein, doch er ärgerte sich über sich selbst, weil er sich so wenig Gedanken um sie machte. Natürlich wollte er nicht, daß Krista etwas zustieß, und es ergab auch nicht viel Sinn, wenn er sich ständig um sie sorgte. Sie war genausogut in der Lage, auf sich selbst aufzupassen, wie jede andere Frau, die Jimmy in Armengar kennengelernt hatte: Schließlich war sie von Kindesbeinen an zur Soldatin ausgebildet Worden. Nein, Jimmy stieß auf, daß er sich schlichtweg überhaupt keine Sorgen um sie machte. Irgend etwas fehlte, das spürte er vage. Und das verwirrte ihn. Er hatte sich genug um andere Leute gesorgt, zum Beispiel als Anita so schwer verwundet gewesen war oder als Arutha seinen Tod vorgetäuscht hatte. Es konnte ungemein lästig werden, wenn man sich zu sehr mit anderen Menschen einließ. Schließlich merkte er, wie sich seine Verwirrung in Wut verwandelte.
Er ging zu Locklear, packte seinen Freund fest an der Schulter und schüttelte ihn rauh. »Hör endlich damit auf«, zischte er.
Locklear riß überrascht die Augen auf. »Womit soll ich aufhören?«
»Mit diesem verfluchten, verdammten ... Schweigen. Bronwynn ist tot, und es war nicht deine Schuld.«
Locklears Miene veränderte sich nicht, doch langsam wurden Seine Augen feucht, und dann rannen Tränen über seine Wangen. Er löste sich aus Jimmys Griff, zuckte mit den Schultern und Sagte leise: »Die Pferde.« Er ging davon, weiter weinend.
Jimmy seufzte. Er wußte nicht, was in ihn gefahren war und weshalb er sich so benommen hatte, doch mit einem Mal kam er sich dumm und gedankenlos vor. Er fragte sich, wie es Krista wohl ergehen mochte, falls
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