Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon
nicht mehr genießen. Schande über Euch, daß Ihr ihn nicht gekostet habt, Arutha.«
Guy fragte: »Habt Ihr viele meiner Männer hier?«
Von Hohe Burg antwortete: »Die meisten Eurer ehemaligen Offiziere wurden zum Eisenpaß oder zu den Wächtern des Nordens geschickt, doch zwei Eurer besten sind hier bei mir: Baldwin de la Troville und Anthony du Masigny. Und einige wenige sind in Bas- Tyra geblieben. Guiles Martine-Reems regiert Eure Stadt nun unter dem Namen Baron du Corvis.«
Guy erwiderte: »Ohne Zweifel würde er gern Herzog werden.«
Arutha sagte: »Brian, ich würde die Truppe von hier am liebsten nach Sethanon zurückziehen. Das scheint das offensichtliche Ziel von Murmandamus zu sein, und die Stadt könnte Eure Soldaten sicher gut gebrauchen. Die Stellung hier ist nicht zu halten.«
Von Hohe Burg sagte eine Weile gar nichts, dann meinte er: »Nein, Hoheit.«
Amos bemerkte: »Sagt er doch glatt nein zum Prinzen. Ha!«
Der Baron warf Amos einen Seitenblick zu und wandte sich wieder an Arutha. »Ich kenne meine Rechte und meine Pflichten. Als Vasall Eures Bruders bin ich ihm unterstellt, und sonst niemandem. Mir wurde die Verantwortung für die Sicherheit dieses Passes übertragen. Und die kann ich nicht einfach vernachlässigen.«
»Bei den Göttern, Mensch!« rief Guy. »Habt Ihr denn nicht begriffen, welche Nachrichten wir mitgebracht haben? Eine Armee von mehr als dreißigtausend Mann ist im Anmarsch, und Ihr habt hier vielleicht, wartet ... zweitausend Soldaten. Und die sind irgendwo in den Bergen verteilt, vom halben Weg zu den Wächtern des Nordens bis fast nach Tyr-Sog. Er wird Euch an einem halben Tag überrennen.«
»Das behauptet Ihr, Guy. Ich weiß allerdings nicht aus erster Hand, ob das, was Ihr sagt, wahr ist.«
Arutha war wie gelähmt, während Amos sagte: »Und jetzt nennt Ihr den Prinzen auch noch einen Lügner!«
Brian ignorierte Amos. »Sicherlich habt Ihr im Norden große Ansammlungen von Dunklen Brüder gesehen, doch dreißigtausend kommt mir doch höchst unwahrscheinlich vor. Wir haben seit Jahren mit ihnen zu tun, und unseres Wissens haben sich nie mehr als zweitausend von ihnen unter einem Kommandanten zusammengefunden. Und mit dieser Stärke kommen wir ohne Probleme zurecht.«
Guy konnte seine Wut gerade noch kontrollieren. »Habt Ihr geträumt, während Arutha berichtet hat, Brian? Hat er nicht gesagt, daß wir eine Stadt aufgeben mußten, die von einer sechzig Fuß hohen Mauer umgeben ist, die man nur von einer Seite angreifen kann und die von siebentausend kampferprobten Soldaten unter meinem Kommando verteidigt wurde?«
»Und wer hat lange Zeit als der beste Stratege im Königreich gegolten?« fragte Arutha.
Von Hohe Burg erwiderte: »Ich kenne Euren Ruf wohl, Guy, und gegen Kesh habt Ihr Euch tapfer geschlagen. Doch wir Grenzbarone stehen solchen ungewöhnlichen Situationen Tag für Tag gegenüber. Mit diesen Dunklen Brüdern werden wir schon zurechtkommen, da bin ich mir ganz sicher.« Der Baron stützte sich auf den Tisch, erhob sich und ging zur Tür. »Nun, wenn Ihr mich entschuldigen würdet, ich habe noch einige Pflichten, denen ich nachkommen muß. Wie Ihr wißt, bin ich hier so lange der oberste Befehlshaber, bis der König eine andere Entscheidung trifft. Und ich würde sagen, Ihr braucht erst einmal Ruhe. Wenn es Euch gefällt, erscheint doch bitte in zwei Stunden zum Abendessen mit mir und meinen Offizieren. Ich werde Euch eine Wache schicken, die Euch weckt.«
Arutha setzte sich an den Tisch. Nachdem von Hohe Burg gegangen war, meinte Amos: »Der Mann ist ein Trottel.«
Guy beugte sich vor und stützte das Kinn in die Hand, »Nein, Brian erfüllt nur seine Pflicht, und das so gut er kann. Unglücklicherweise ist er kein General. Er hat seine Privilegien von Rodric erhalten, und das war fast ein Witz. Er stammt von einem Hof im Süden, und dort hat man praktisch keine Erfahrung mit dem Kriegsgeschäft. Und bisher hat er hier oben mit den Goblins nur wenig Ärger gehabt.«
»Als ich noch ein Junge war, ist er einmal nach Crydee gekommen«, erzählte Arutha. »Damals habe ich ihn für einen verwegenen Burschen gehalten. Die Grenzbarone.« Das letzte sagte er mit einem bissigem Unterton in der Stimme.
»Er wird tun, was er will«, meinte Guy. »Und er hat fast nur solche Unruhestifter wie Walter von Gyldenholt in seinen Diensten. Armand hat ihn vor fünf Jahren hierhergeschickt, weil er sich an den Geldern der Kompanie bereichert hat. Vorher war er
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