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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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brauchte ihn nicht zu berühren, es gab auch so keinen Zweifel: Dieser Mann, der da vor ihm auf dem Bett lag und dessen Gesicht ihm so vertraut war, dieser Mann war tot. Jimmy ließ den Kopf auf die Bettdecke fallen und begann zu schluchzen.

Aufbruch
     
    Tomas erwachte.
    Etwas hatte ihn gerufen. Er richtete sich auf und spähte in die Dunkelheit. Seine mehr als menschlichen Augen nahmen jede Einzelheit seines Zimmers auf, als dämmerte es bereits. Die Wohnung der Königin und ihres Gatten war klein; man hatte sie aus dem lebenden Stamm eines mächtigen Baumes herausgehauen.
    Nichts erschien ungewöhnlich. Einen Augenblick lang hatte er Angst, daß es wieder diese verrückten Träume von gestern waren, dann wurde er vollends wach, und die Angst verflüchtigte sich. An diesem Ort, mehr als an jedem anderen, war er der Meister seiner Kräfte. Und dennoch besetzten alte Schrecken häufig unerwartet seinen Geist.
    Tomas betrachtete seine Frau. Aglaranna schlief tief und fest. Dann war er auf den Beinen und ging hinüber zu Calis. Der nunmehr fast zwei Jahre alte Junge schlief in einem Alkoven neben dem Zimmer der Eltern. Der kleine Prinz von Elvandar schlummerte friedlich mit seligem Gesicht.
    Wieder hörte er den Ruf. Und jetzt erkannte Tomas, wer ihn rief, doch das beruhigte ihn nicht, im Gegenteil, mit einem Mal spürte Tomas etwas Schicksalhaftes. Er ging hinüber zu seiner weißgoldenen Rüstung. Seit dem Ende des Spaltkriegs hatte er sie nur einmal getragen, als er Schwarze Kämpfer vernichtet hatte, die durch Elvandar zogen. Aber jetzt wurde ihm klar: Der Moment, die Rüstung wieder anzulegen, war gekommen.
    Leise nahm er sie von ihrem Platz und trug sie nach draußen. Blüten erfüllten die Sommernacht mit Wohlgerüchen, und dazu mischten sich die Düfte aus den Bäckereien der Elben.
    Unter dem grünen Dach von Elvandar legte Tomas die Rüstung an. Er zog das goldene Kettenhemd und die goldene Kappe über, dann den weißen Waffenrock mit dem goldenen Drachen. Er schnallte sich das goldene Schwert um, nahm den weißen Schild und stülpte sich zum Schluß den goldenen Helm über.
    Einen Moment lang stand er da, in der vollen Rüstung von Ashen-Shugar, dem letzten der Valheru. Ein magisches Erbe verband den Drachenlord durch die Zeit hindurch mit ihm, und auf seltsame Weise war Tomas genausosehr ein Valheru wie ein Mensch. Eigentlich war er als Mensch aufgewachsen, sein Vater und seine Mutter hatten ihn in der Küche der Burg Crydee großgezogen, doch seine Kräfte gingen über menschliche Fähigkeiten weit hinaus. Die Rüstung war schon lange nicht mehr die Quelle dieser Kräfte; der Zauberer Macros der Schwarze hatte sie nur benutzt, um die alten Künste des Valheru auf Tomas übergehen zu lassen. Jetzt wohnten sie Tomas inne, wenngleich er sich noch immer jedesmal schwächer fühlte, wenn er die Rüstung ablegte.
    Er schloß die Augen und benutzte jene lange Zeit nicht angewendete Magie, mit der er an den Ort reisen konnte, an dem der Rufer wartete.
    Goldenes Licht umgab Tomas, und plötzlich flog er - schneller, als ein Auge ihm folgen konnte - zwischen den Bäumen des Elbenwaldes hindurch. Er schoß an den nichtsahnenden Wachen der Elben vorbei, bis er eine große Lichtung weit im Nordwesten des königlichen Hofes erreichte. Hier nahm er wieder seine körperliche Gestalt an und sah sich nach dem Rufer um. Zwischen den Bäumen trat ein Mann in einer schwarzen Robe hervor; sein Gesicht war Tomas wohlvertraut. Als der kleinere, der in seiner Kindheit sein Pflegebruder gewesen war, vor ihm stehenblieb, umarmten sich die beiden.
    Tomas sagte: »Es ist ein ungewöhnliches Wiedersehen, Pug. Ich kenne deinen Ruf so gut, als wäre es deine Unterschrift, doch wozu die Magie? Warum bist du nicht einfach in unser Heim gekommen?«
    »Wir müssen unter vier Augen miteinander sprechen. Ich war fort.«
    »Davon hat mir Arutha letzten Sommer berichtet. Er erzählte mir, du hieltest dich in der Welt der Tsurani auf, um etwas über die Gründe für die finsteren Angriffe von Murmandamus zu erfahren.«
    »Ich habe im vergangenen Jahr viele Dinge gelernt, Tomas.« Er führte ihn zu einem umgefallenen Baum und setzte sich auf den Stamm. »Ich bin mir nun ohne Zweifel sicher über das, was hinter Murmandamus steht - es ist genau das, was die Tsurani als den Feind bezeichnen, ein uraltes Wesen mit entsetzlichen Fähigkeiten. Dieses fürchterliche Geschöpf sucht Zugang zu unserer Welt und beherrscht die Moredhel und ihre

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