Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
und erwiderte: Diese Magie ist wieder um uns herum.
Sie saßen im Empfangszimmer, und James machte den Dienerinnen ein Zeichen, sie sollten Erfrischungen bringen. Als sie gegangen waren, schenkte James allen dreien Wein ein.
Kannst du nicht feststellen, wer uns überwacht , fragte James, und Erland wußte, Gamina hatte eine direkte Verbindung zwischen ihren Gedanken aufgebaut. Das machte sie nur, wenn sie sitzen konnte und nicht sprechen mußte, weil die Anstrengung sonst zu groß war. In der Öffentlichkeit überbrachte sie die Botschaften meist nur von einem zum anderen.
Gamina schloß die Augen, als hätte sie Kopfschmerzen, rieb sich mit den Fingern die Nasenwurzel und sagte nach einer Weile: Es ist niemand, dessen Gedankenmuster ich kenne. Schwierig zu sagen, ohne entdeckt zu werden. Ich kann immer nur ein paar Augenblicke lauschen, sonst würde mich derjenige bemerken, wer auch immer es ist.
Wo sind sie?
In der Nähe , antwortete sie. In einem Gebäudeteil, der sich auf der anderen Seite des Gartens befindet, würde ich vermuten, Erland.
Erland nickte. »Ich glaube, ich werde mich gleich zurückziehen. Es war ein anstrengender Tag.«
»Ja«, stimmte James zu. Also, was hältst du von diesem Einmarsch?
Laut, so daß ihn jeder mögliche Lauscher hören konnte, sagte er.
»Diese Sache mit dem Einmarsch ist sicherlich Unsinn.«
Das denke ich auch , schickte James seine Gedanken. Laut sagte er: »Und um was könnte es sich dann handeln?«
»Es gibt zwei Möglichkeiten – einmal könnten die Spione falsche Berichte über diese angeblichen Truppensammlungen im Königreich entlang der Grenze überbracht haben, damit es genau zu einer solchen Spaltung kommt. Oder vielleicht hatte Vater die Armee des Westens nicht zum Einmarsch, sondern zur Verteidigung versammelt, um einem befürchteten Einmarsch von Kesh entgegenzutreten.«
James sah Erland mit Stolz in den Augen an, da er sich sehr über die scharfen Folgerungen des jungen Mannes freute, dann sagte er: »Das sind die beiden offensichtlichsten Schlüsse.« In Gedanken fügte er hinzu: Du wirst natürlich auch die Bedeutung der zweiten Überlegung verstehen, falls sie richtig sein sollte.
Wie? fragte Erland.
Es bedeutet, unsere Spione hier in Kesh wären aufgedeckt und unterwandert worden.
Natürlich , meinte Erland, der die Armlehne seines Sessels so fest packte, daß seine Knöchel weiß wurden. Wenn die Spione unterwandert wurden, dann wäre jeder Bericht, den wir von einer unserer hiesigen Quellen bekommen haben, verdächtig. Nichts, was wir erfahren haben, ehe wir zu dieser Reise aufgebrochen sind, wäre vertrauenswürdig. James seufzte laut. Dann sagte er, um den Seufzer für irgendwelche Lauscher zu tarnen: »Entschuldige, das war nicht fein. Ich bin ein wenig müde.«
Erland sagte: »Das macht doch nichts.«
Aber das wiederum bedeutet, wir wären vollkommen auf uns selbst angewiesen , sagte James. Wir würden noch nicht einmal erfahren, ob der erklärte Aufmarsch von Truppen der Wahrheit entspricht.
Gamina räkelte sich theatralisch und meinte: »Vielleicht wäre es schlauer, wenn wir uns erst einmal ein wenig hinlegen.«
Es ist an der Zeit, daß wir selbst etwas unternehmen , sagte James.
Erland sah ihn fragend an. Was hast du im Sinn ?
Es ist schon Jahre her, seit ich das letzte Mal über die Dächer von Palästen geklettert bin und nach Mördern Ausschau gehalten habe, aber ich habe nicht vergessen, wie man das macht.
Erland grinste und zeigte damit zum ersten Mal an diesem Tag eine wirklich amüsierte Miene. Jimmy die Hand ist wieder da, oder wie?
So in der Art jedenfalls. Ich möchte wissen, wer uns überwacht, und das kann ich am besten allein erledigen.
Erland stand auf und sagte: »Ich denke, ich werde Sharana eine Botschaft schicken. Vielleicht kann sie bei ihrer Großmutter ein gutes Wort für uns einlegen. Sie weiß doch schließlich, daß wir gegen ihr Land keine bösen Absichten hegen.«
James nickte. »Gut. Ich werde einen Brief nach Shamata senden, um festzustellen, was dort oben eigentlich los ist.«
Erland verneigte sich vor Gamina. »Gamina, ich hoffe, deine Kopfschmerzen werden bis morgen vergangen sein.«
»Da bin ich mir sicher, Hoheit.«
Erland machte sich rasch auf den Weg in seine eigenen Gemächer, wo er entdeckte, daß er Sharana keine Botschaft mehr schicken mußte, da sie bereits in seinem Bett lag und wartete. Ihre offizielle Kleidung, der weiße Kilt und die Weste und die Juwelen, lagen fein
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