Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
einfach einen Cousin oder eine Cousine oder gar einen Bruder oder eine Schwester, um seinen Anspruch damit zu kräftigen. Und da die Kaiserin so viele Verwandte hat, sind viele der Reinblütigen untereinander Cousins und Cousinen.«
Nirome sagte: »Genauso ist es. Aber falls wir Euren Freund retten wollen, müssen wir uns beeilen. Er ist verletzt und in einem der unteren Stockwerke des Palastes eingesperrt.«
James sah Gamina an, und sie antwortete: Ich kann es nicht sagen.
Was? fragte Erland.
Er ist sehr schlau, und seine Gedanken sind sehr rege. Er weiß vielleicht nicht, daß ich einen Teil seiner bewußten Gedanken lesen kann, aber er vermutet irgendeine Art von Magie und wiederholt immer wieder nur das, was er uns schon gesagt hat. Es gibt Hinweise auf andere Dinge, und einige Gefühle … er lügt, was die Größe seiner Rolle in diesem Spiel angeht, aber ich kann nicht genau sagen, wie stark. Ihr müßt gut auf ihn aufpassen.
Erland fragte: »Nun, was hat es damit auf sich, Borric sei noch am Leben?«
Nirome sagte: »Ich glaube, es stimmt. Ein Sklave, der von Wüstenräubern noch Durbin gebracht wurde, konnte von dort entkommen. Er wurde verdächtigt, die Frau des Gouverneurs von Durbin ermordet zu haben, um seine Flucht zu tarnen. Und auf ihn paßt genau die Beschreibung Eures Bruders.«
Er … er verbirgt noch einiges vor uns. Aber das, was er gesagt hat, ist einigermaßen wahr.
Erland sagte: »Wir müssen jemanden finden, dem wir vertrauen können.«
Eine Dienerin erschien in der Tür und zog Erlands Aufmerksamkeit für einen Moment auf sich. Nirome schlug mit seinem Amtsstab zu, und weit schneller, als es sein Gewicht hätte vermuten lassen, wich er James’ Hieb aus. Er schrie dem Mädchen zu: »Hol die Wachen!« und fuchtelte wild mit seinem Stab herum.
Das Mädchen zögerte nur einen Augenblick, dann rannte es nach Wachen schreiend zur Tür hinaus. James griff nach Niromes Arm und wurde von dem Stab an der Schulter getroffen. Erland sprang vor und schnappte sich den Stab, wobei er den schweren Höfling zurückstieß. Während der Prinz sein Schwert hob, um den Hofbeamten zu bedrohen, traten Wachen in das Zimmer.
Augenblicklich wurden Schwerter und Lanzen auf James und Erland gerichtet, und der Hauptmann der Wache, der den weißen Kilt der Reinblütigen trug, rief: »Legt die Waffen nieder oder sterbt!«
Erland dachte nur kurz an Widerstand, dann reichte er sein Schwert einer Wache. »Ich möchte sofort eine Nachricht an die Kaiserin schicken. Es ist ein schändlicher Verrat begangen worden.«
Die Wachen ergriffen James und Erland an den Armen, und der Hauptmann fragte: »Sollen wir sie töten?«
Nirome sagte: »Noch nicht! Bringt sie zuerst in den leeren Flügel, und wenn Ihr nicht unser aller Leben aufs Spiel setzen wollt, laßt Euch dabei von niemandem sehen! Ich muß nur Miya und Toren Sie finden, und dann kommen wir zu Euch.«
Plötzlich wurde Erland klar, dieser unterwürfige dicke Mann hatte in diesem Flügel des Palastes Wachen eingesetzt, die Prinz Awari treu ergeben waren – und deshalb war es ihm auch gelungen, Prinzessin Sojiana zu ermorden und die Schuld Locklear zuzuschieben.
»Ihr habt Sojiana ermordet«, sagte Erland. »Und Locklear.«
Niromes Benehmen änderte sich; statt des kriecherischen Speichelleckers stand da mit einem Mal ein grimmiger, entschlossener und zielstrebiger Mann. Er nahm eine Walnuß vom Tisch und knackte sie mit der bloßen Hand vor Erlands Gesicht. »Du dummer Junge. Du bist da in einen Schlamassel geraten, und das Schlimmste ist, du verstehst noch nicht einmal, worum es sich dreht …« Er betrachtete den Prinzen. »Hätte dein lieber Bruder die Güte gehabt, in Krondor zu sterben, und hätte dein lieber Vater daraufhin ein paar drohende Noten an die Kaiserin gesandt, wäre das alles nicht notwendig gewesen. Wenn du jedoch jetzt mitspielst und keinen Wirbel machst, dann schicke ich dich deinem Vater lebend und in einem Stück zurück, denn ich will keine Händel mit einem verärgerten Königreich austragen müssen; und sollte die Kaiserin erst einmal unserem Plan zugestimmt haben, dann brauchen wir dich auch nicht mehr länger.«
Zum Hauptmann der Wache sagte er: »Bringt sie jetzt weg, und paßt auf diese Hexenfrau auf. Sie ist aus Stardock, und sie hat irgendwelche Fähigkeiten, mit denen sie erfahren kann, was man denkt, wenn man nicht vorsichtig ist.« Er sah Gamina an und sagte:
»Vielleicht müssen wir sie sogar hierbehalten. Diese
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