Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
Borric. »Der sieht eher aus wie ein Bettler oder ein Mönch und kaum wie ein Mann, der kämpfen kann.«
Der Fährmann nickte. »Ihr habt recht, Sir. Er sorgt tatsächlich dafür, daß hier alles friedlich zugeht.« Er grinste zu James hoch.
»Das ist einer der Magier von der Insel. Der Rat dort drüben mag es, wenn es hier in der Stadt Stardock friedlich zugeht, und deshalb stellen sie uns die entsprechenden Mittel dafür zur Verfügung. Er hat kein Schwert, junger Sir«, sagte er an Borric gewandt, »aber mit einer einzigen Geste seiner Hand kann er Euch übler niederschmettern als mit einer Streitaxt. Glaubt mir, Sir, ich habe das am eigenen Leib erfahren.« Seine Stimme wurde leiser, und fast murmelnd fügte er hinzu: »Oder er benutzt einen Zauberspruch, der es Euch am ganzen Körper jucken läßt; dann würdet Ihr lieber sterben als …« Er kehrte wieder zu ihrem ursprünglichen Gesprächsthema zurück und hob die Stimme: »Und was das Feilschen betrifft, da würde ich mich auch gern ins Zeug legen und Euch ein bißchen was über meine armen kleinen hungernden Kinder vorheulen. Die Sache ist bloß, die Preise werden von der Akademie festgesetzt.« Er kratzte sich am Kinn. »Da könntet Ihr eigentlich mit diesem jungen Zauberwirker feilschen, aber ich fürchte, der wird Euch das gleiche erzählen. Und außerdem, bei dem Verkehr hier hin und zurück, sind die Preise sogar noch gerechtfertigt.«
»Wo ist der Mietstall?« erkundigte sich James, doch genau in diesem Augenblick traten aus der Menschenmenge ein paar kleine Burschen und boten ihnen an, die Pferde zu übernehmen.
»Die Jungs werden Eure Pferde in einem sauberen Stall unterbringen.« James nickte und stieg ab. Die anderen Reiter folgten seinem Beispiel. Kleine Hände nahmen James die Zügel ab, und andere Kinder machten das gleiche bei den übrigen Reitern. »Sehr gut«, meinte James, »doch die Pferde sollen saubere Ställe und frisches Heu und frischen Hafer bekommen. Und ein Schmied soll sich mal die Hufeisen ansehen.«
James hielt in seinen Anweisungen inne, als ihm plötzlich aus den Augenwinkeln etwas auffiel. Er wandte sich um, streckte die Arme aus und riß einen kleinen Jungen von Borrics Pferd weg. James hob den Jungen hoch und sah ihm streng in die Augen. »Gib es zurück«, sagte er, wobei in seiner ruhigen Stimme eine deutliche Drohung mitschwang. Der Junge wollte protestieren, doch als James ihn schüttelte, um seine Forderung zu unterstützen, überlegte er es sich anders und hielt Borric einen kleinen Geldbeutel entgegen. Borric fiel die Kinnlade herunter, er klopfte seine Rocktaschen ab und nahm den Geldbeutel dann entgegen.
James setzte den Jungen ab, hielt ihn jedoch noch vorn am Kragen und beugte sich zu dem Möchtegerntaschendieb hinunter, bis er ihn Auge in Auge ansehen konnte. »Junge, als ich halb so groß war wie du, wußte ich schon mehr als doppelt soviel über Taschendiebstahl, als du in deinem ganzen Leben lernen wirst. Glaubst du mir?« Dem Jungen blieb gar nichts anderes übrig, als zu nicken, solche Angst hatte er. »Dann hör mir mal gut zu. Du hast den Dreh nicht raus. Du wirst mit einer Hanfseilschlaufe um deinen Hals enden, ehe du auch nur zwölf Jahre alt geworden bist, wenn du in diesem Geschäft weitermachst. Arbeite lieber etwas Anständiges. Und falls wir, wenn wir wieder abreisen, irgend etwas vermissen, wissen wir ja, an wen wir uns halten müssen, nicht wahr?« Der Junge nickte abermals.
James warf ihm noch einen bösen Blick zu und wandte sich an den Fährmann. »Das wären also vierundzwanzig Leute, die zur Insel wollen.«
In diesem Moment erhob sich der junge Magier und sagte: »Bewaffnete Soldaten kommen nicht allzuoft zur Akademie. Dürfte ich fragen, aus welchem Grund Ihr hier seid?«
»Du darfst fragen«, erwiderte James. »Doch die Antwort werden wir jemand anderem geben. Falls wir Eure Erlaubnis brauchen, teilt dem Zauberer Pug mit, hier wären alte Freunde, die ihn besuchen wollen.«
Der junge Magier runzelte die Stirn. »Und wen soll ich ihm melden?«
James lächelte. »Meldet ihm … Baron James von Krondor und« – er deutete auf die Zwillinge – »einige seiner eigenen Verwandten.«
Eine kleine Gruppe begrüßte die Gesellschaft, als die Fähre mit einem Ruck zum Stehen kam. Nur ein einziger Kai deutete auf den Eingang zu einem der seltsamsten Orte auf Midkemia hin, der Akademie der Magier. Arbeiter halfen den Soldaten, als sie vom Schiff auf die Anlegestelle traten. Manche der
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