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Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Titel: Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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ohne nachzudenken reagiert. Ich kann mich ganz gut verteidigen, wie du gemerkt hast.«
    James legte die Hand an die Stirn und spürte den Schmerz abermals. »Ja.« Mehr brachte er nicht heraus.

    Sie streckte die Hand aus und berührte sanft seine Wange. »Es tut mir leid. Ich habe das nicht absichtlich getan. Ich kann anderen Menschen mit meinen Gedanken großen Schaden zufügen. Auf diese Weise könnte ich meine Fähigkeiten mißbrauchen.«
    James empfand die Berührung ihrer Hand gleichermaßen ermutigend wie abschreckend. Ein Schauder lief ihm von der Brust bis in die Leistengegend. Leise fragte er: »Wer bist du?«
    Sie lächelte, und aller Schmerz und alle Angst waren vergessen.
    »Ich bin Gamina. Ich bin die Tochter von Pug und Katala.« Sie beugte sich vor und küßte ihn sanft auf die Lippen. »Und wer bist du?«
    James spürte ein heftiges Verlangen in sich aufsteigen, doch im selben Moment war da eine schwindelerregende Furcht. Obwohl ihm die Umarmungen von Frauen keinesfalls neu waren, fühlte er sich plötzlich wie ein kleines Kind, das die erste Liebe empfing. Worte, von denen er nie geglaubt hätte, daß er sie jemals äußern würde, drängten ungewollt aus ihm hervor. »Ich habe Angst«, flüsterte er.
    »Brauchst du nicht«, erwiderte sie, ebenfalls flüsternd.
    Sie drückte ihn an sich und sagte in Gedanken: Als ich dich überwältigt habe, bist du ins Wasser gefallen. Wenn ich dich nicht herausgezogen hätte, wärst du ertrunken. Dann habe ich dich wiederbelebt, und deine Gedanken lagen offen vor mir und meine Gedanken offen vor dir. Hättest du die gleiche Fähigkeit wie ich, würdest du mich jetzt genausogut kennen wie ich dich, mein Jimmy.
    James’ eigene Stimme klang leise und verletzlich in seinen Ohren, als er sagte: »Wie kann es … ?«
    »Es ist«, antwortete sie. Daraufhin lehnte sie sich etwas zurück und wischte die salzigen Tränen von seinem Gesicht. »Komm, ich zeig es dir.« Wie ein Kleinkind ließ er sich von ihr an die Brust drücken, und während ihre Hände seinen Kopf und seine Schultern streichelten, hörte er ihre Stimme in seinen Gedanken: Du wirst nie wieder allein sein.

     
    Borric und Erland saßen nebeneinander und genossen das reichhaltige Frühstück. Neben den Speisen, die sie aus dem Königreich kannten, gab es auch eine Menge Köstlichkeiten aus Kesh. Sowohl Pugs Familie als auch Kulgan und Meecham aßen zusammen mit den Gästen. Zwei Plätze waren leer; einer neben Katala und einer neben Locklear.
    Erland nahm einen Schluck Wein und fragte: »Cousin Pug, wie viele Menschen leben hier im Augenblick?«
    Pug hatte sich nur wenig auf den Teller geladen, er aß nicht viel.
    Er lächelte seine Frau an und meinte: »Katala führt die Geschäfte und regiert diese Gemeinschaft.«
    Katala sagte: »Wir zählen heute fast tausend Familien, die hier und drüben an der Küste leben. Hier auf der Insel –« Ihr versagte die Stimme. Alle am Tisch drehten sich um und wollten sehen, was ihr die Sprache verschlagen hatte.
    Die Tür auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers war aufgegangen, und James trat in Begleitung einer jungen Frau ein, die ein lavendelfarbenes Kleid trug, welches um die Taille von einem regenbogenbunten Gürtel zusammengehalten wurde.
    Borric, Erland und Locklear erhoben sich, während das Mädchen zu Pug lief und ihn auf die Wangen küßte. Dann sah sie Katala einen Moment lang in die Augen, als würde sie ihr etwas mitteilen, doch die beiden wechselten kein Wort. Die Augen der älteren Frau füllten sich mit Tränen, und auf ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.
    Pug wandte sich erwartungsvoll James zu.
    Locklear sagte: »James –«
    James räusperte sich, und mit unsicherer Stimme, wie ein Schüler, der zum Lehrer gerufen wird, sagte er: »Lord Pug, ich … ich habe die Ehre, Euch um die Erlaubnis zu bitten … Euch um die Hand Eurer Tochter zu bitten.«
    Borric und Erland rissen ungläubig die Augen auf, dann sahen sie beide zu Locklear hinüber. James’ bester Freund ließ sich auf seinen Stuhl plumpsen und schaute genauso verblüfft drein wie die Zwillinge. Er schüttelte den Kopf, und alles, was er hervorbringen konnte, war: »Das bringt mich um!«

Sorgen
    Borric schüttelte den Kopf.
    Erland fragte: »Was hast du?«
    »Was?«
    »Du hast in den letzten Minuten die ganze Zeit den Kopf geschüttelt und immerzu ›nein‹ gesagt. Dir geht doch irgend etwas im Kopf herum.«
    Borric gab ein Geräusch von sich, das irgendwo zwischen einem

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