Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
gewonnen.«
»Ich glaube, der vorherige Besitzer hat sie absichtlich gesetzt, als er schlechte Karten auf der Hand hatte«, meinte James. »Du siehst aus, als wärest du zu einem Kostümfest unterwegs. Ich bitte dich, versteck sie. Die Farben sind ja unglaublich«, fügte er hinzu und spielte darauf an, wie sehr sich die rot-gelben Stiefel und die purpurne Robe bissen. Zu Erland sagte er: »Und du siehst aus, als wolltest du Kesh im Alleingang erobern. So ein Kettenhemd habe ich seit der Schlacht bei Sethanon nicht mehr gesehen.«
Locklear, der wie James einen einfachen Rock und eine Weste trug, sagte: »Du wirst das Kettenhemd noch lieben lernen, wenn wir erst einmal die Wüste erreicht haben.«
Erland konnte nichts mehr darauf erwidern, weil in diesem Moment Gamina und ihre Eltern erschienen. Pug hielt Katalas Arm, und jetzt war es offensichtlich für James, wie krank sie war. Ob es nun die Anstrengungen der Hochzeitsfeier ihrer Tochter am Tag zuvor, die Tatsache, daß ihre Kinder sie nicht mehr brauchten, oder schlicht die durchbrechende Krankheit war, vermochte er nicht zu sagen. Doch für jedermann augenscheinlich waren Katalas Tage gezählt.
Sie kamen zu James, und Katala sagte mit leiser Stimme zu ihrem Schwiegersohn: »Wir möchten dir Lebewohl sagen, James.«
James konnte nur nicken. Katalas Volk war ein Volk von Kriegern, stolz und immer offen und ehrlich. »Wir werden dich vermissen«, sagte er endlich.
»Und ich werde euch alle auch vermissen.« Sie legte ihm sanft die Hand auf die Brust, und er spürte, wie sie ihm mit schwachen Fingern über das Herz strich. »Man verschwindet einfach nur aus den Augen. Aber man lebt, solange sich jemand an einen erinnert.«
James neigte den Kopf und küßte sie zart auf die Wangen, eine Geste, in der sich sowohl seine Zuneigung als auch sein Respekt ausdrückten. »Wir werden uns immer an dich erinnern«, sagte er.
Sie erwiderte seinen Kuß und wandte sich ab, um sich von ihrer Tochter zu verabschieden.
Pug winkte James ein Stück zur Seite. Als sie außer Hörweite der anderen waren, sagte er: »Katala kehrt heute nacht auf ihre Heimatwelt zurück, James. Es gibt keinen Grund, das Ganze länger hinauszuschieben, und wenn wir zögern, wird sie vielleicht für die Reise von der Stelle, wo der Spalt auf der anderen Seite endet, bis zur Grenze von Thuril zu schwach sein. Ich habe Freunde, die ihr helfen werden, doch es wird für jemanden in ihrem Zustand trotzdem noch eine anstrengende Reise werden.«
James runzelte überrascht die Stirn. »Du reist nicht mit ihr?«
Pug schüttelte nur den Kopf. »Ich muß mich um andere Dinge kümmern.«
James seufzte. »Werden wir dich … wiedersehen?« Er hätte fast ›bald‹ gesagt, doch Pugs Miene hatte ihn das Wort vermeiden lassen.
Pug sah über die Schulter zu seiner Frau und seiner Tochter, die dort standen und sich schweigend an den Händen hielten. Pug und James wußten, sie unterhielten sich in Gedanken. »Wahrscheinlich nicht. Ich vermute, falls ich wieder einmal hier auftauche, dann werden das nur wenige Leute begrüßen, weil es sicherlich nur unter sehr bedrohlichen Umständen geschehen wird; vielleicht unter solchen, die den Schrecken nahekommen, denen wir in Sethanon gegenüberstanden.«
James schwieg einen Moment lang. Er war noch ein Junge gewesen, als die Armeen der Moredhel, der Bruderschaft des Dunklen Pfades, unter dem Banner ihres falschen Propheten Murmandamus in das Königreich einmarschiert waren. Doch die Bilder der damaligen Geschehnisse hatten sich tief in sein Gedächtnis eingeprägt. Er konnte sich noch immer in allen Einzelheiten an die Schlachten bei Armengar und bei Sethanon erinnern, und er hatte noch immer deutlich vor Augen, wie die Drachenlords bei ihrer Rückkehr den Himmel aufgerissen hatten und das mit dieser Rückkehr verbundene Ende allen Lebens auf Midkemia ankündigten. Der an ein Wunder grenzende Sieg über sie, den Pug, Tomas aus Elvandar, Macros der Schwarze und Arutha herbeigeführt hatten, gehörte weiterhin zu jenen Dingen, die er nie voll und ganz verstanden hatte. Endlich sagte James: »Trotzdem würden wir dich dann am meisten brauchen.«
Pug zuckte mit den Schultern. »In jedem Fall müssen jetzt andere das Werk fortsetzen, welches hier unter meiner Führung begonnen wurde. Und du mußt dabei helfen.«
»Was kann ich tun?«
Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen sagte Pug: »Zum einen sollte es keinen Streit zwischen uns geben. Liebe meine Tochter und
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