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Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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willst du wissen, daß uns das interessiert?« fragte Harry und ließ den Ring nicht los.
    »Weil ihr auf einem Schiff aus dem Königreich gekommen seid, und weil die Gefangenen die Sprache des Königreichs gesprochen haben. Und dann taucht nach dreißig Jahren ein berühmter Kapitän auf – das sind mir einfach zu viele Zufälle. Euer Käpt’n ist ein richtiger Kerl, aber die anderen sind einfach zu sauber und zu höflich; ihr gehört zur Marine des Königreichs. Ihr sucht nach den Gefangenen, was?«
    Harry schnippte den Ring in die Luft, und Brisa fing ihn auf. »Wo haben sie die Gefangenen hingebracht?« fragte Harry.
    »Zwei Inseln weiter im Westen, auf der Leeseite«, sagte sie. Und damit rannte sie davon und rief noch über die Schulter: »Und wenn ihr zurück seid, kann ich euch noch mehr erzählen.«
    Harry schrie ihr hinterher: »Wo können wir dich denn finden?«
    »Ihr braucht nur nach Brisa zu fragen!« antwortete das Mädchen und verschwand zwischen zwei Häusern.

     
    In dieser Nacht hatten einige Seeleute der Raubvogel den Kapitän mit den Tätowierungen in der Stadt gesehen und die Nachricht weitergegeben.
    Nicholas und Ghuda machten einen Überraschungsbesuch in dem Wirtshaus, das Render bevorzugte.
    Sie setzten sich nah genug zu den anderen Gästen, damit sie deren Unterhaltung belauschen konnten, und Render und seine Leute verfielen sofort in Schweigen. Nach einer Weile sagte Nicholas: »Ist doch nur eine Frage der Zeit, nicht wahr?« Das hatte jeder im Raum hören können.
    Ghuda sagte: »Früher oder später.« Er hatte keine Ahnung, wovon Nicholas redete, aber er spielte mit.
    »Irgendwann wird ein Schiff von der Fernen Küste einlaufen und die Nachricht von dem Überfall mitbringen; kein Handel und keine Plünderungen in den nächsten Jahren mehr. Dann werden sich die Händler der Stadt vor dem Haus des Gouverneurs zusammenrotten und den Kopf des Täters auf einem Spieß verlangen.« Er sah Render an, der seinem Blick standhielt. Nicholas fuhr laut und deutlich fort: »Ich werde ihn ihnen mit Freude übergeben.«
    Render flüsterte zweien seiner Männer wütend etwas zu, erhob sich und ging. Die zwei Männer ließen Nicholas und Ghuda nicht aus den Augen, als würden sie vermuten, die beiden würden ihrem Kapitän folgen.
    Nicholas lehnte sich zurück und wartete.

     
    Anthony, Nakor und Amos liefen zusammen mit Marcus am nächsten Tag beim ersten Licht aus, um die Insel zu untersuchen.
    Nach drei Stunden hatten sie sie erreicht. Die Insel glich Dutzenden von anderen in der Gegend, die ebenfalls vor ewigen Zeiten durch vulkanische Tätigkeit entstanden waren. Von Wind und Wasser zerklüftet, bot sie nur kleinen Sträuchern und widerstandsfähigen Gräsern Heimat. Nachdem sie eine Stunde um die Insel herumgefahren waren, fanden sie einen seichten Einlaß auf der dem Wind zugewandten Seiten. Dort stand an der Hochwasserlinie ein großes Gebäude auf dem Strand, das von hohen Felsen verborgen wurde. Man konnte es nur sehen, wenn man geradewegs durch den Einlaß darauf zufuhr. Von Menschen gab es kein Zeichen.
    Sie ließen das Segelboot auf den Sand gleiten und sahen sich um.
    Amos sagte: »Hier haben vor nicht allzu langer Zeit viele Boote angelegt.« Er zeigte auf die Spuren oberhalb der Hoch-Wasserlinie.
    Ein ausgetrampelter Pfad führte zu dem Gebäude. »Ein bißchen mehr Wind oder etwas Regen, und wir hätten die Spuren nicht mehr gefunden. Sie sind erst einige Tage alt.«
    Sie gingen zu dem grobgezimmerten Gebäude, drückten die großen Türen auf und traten ein. Der Gestank von menschlichen Abfällen stach ihnen neben einem anderen Geruch in die Nase. Eine Wolke Fliegen erhob sich, und auf dem Boden entdeckten sie, was die Insekten angezogen hatte.
    Amos fluchte. Er zählte rasch und sagte: »Es sind mehr als ein Dutzend.« Auf dem Boden lagen Leichen.
    Marcus schluckte die ihm aufsteigende Galle wieder hinunter und zwang sich, die am nächsten liegende Leiche zu untersuchen. »Er ist unter großen Schmerzen gestorben.«

    Amos schüttelte den Kopf. »Ich habe solche Blicke schon früher gesehen.«
    Nakor betrachtete eine andere Leiche. »Sie sind seit drei, vielleicht vier Tagen tot. Die Haut ist aufgedunsen, und es sind schon Maden darin.«
    Amos sah sich in dem Raum um. »Das ist nicht gerade ein Picknick, Marcus. Wenn du draußen warten möchtest …«
    Marcus wußte, Amos wollte ihn nur vor der Möglichkeit schützen, daß seine Schwester oder Abigail unter den Toten waren.

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