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Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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mich …«
    Nicholas unterbrach sie abermals: »Da wolltest du sie gleich umbringen?«
    »Nur ein bißchen. Ich hätte schon aufgehört, ehe sie richtig tot gewesen wäre.«
    Nicholas stand auf. »Ich denke, wir sollten unserem Gast mal einen Besuch abstatten.«
    Er ging zum zweiten Wagen, dessen Planen vollständig dicht gemacht worden waren. Nicholas blieb hinten am Wagen stehen und klopfte an die Tür.
    Von drinnen fragte ein Stimme, wer da sei, und er antwortete: »Nicholas … Hauptmann Nicholas.«
    Die Tür öffnete sich, und das Gesicht eines jungen Mädchens erschien. Sie sagte mit gebieterischer Stimme: »Meine Herrin ist über den Angriff dieser Hure zutiefst verärgert. Sie wird Euch morgen empfangen. Tötet die Hure jedoch nicht, ehe meine Herrin wach ist und dabei zusehen kann.«
    Die Tür ging wieder zu. Nicholas stand da und blinzelte verwirrt.
    Er widerstand dem Drang, die Tür zu öffnen und einfach einzutreten.
    Am besten würden jetzt alle erst einmal eine Nacht über den Vorfall schlafen. Außerdem wußte er auch gar nicht genau, was er sagen sollte.
    Er kehrte ans Lagerfeuer zurück, wo Brisa saß: »Ich werde das morgen in Ordnung bringen.«
    »Sie hat mich –«
    »Ich weiß, wie sie dich genannt hat«, unterbrach Nicholas sie.
    »Ich werde mich morgen darum kümmern.«
    Nicholas bat Tuka, Amos, Marcus, Ghuda und Nakor, sich zu ihm ans Feuer zu gesellen und sagte: »Tuka, wir können aus dir vielleicht keinen reichen, aber wenigstens einen wohlhabenden Mann machen.
    Denk nicht daran, uns an der Nase herumzuführen, sonst kümmert sich mein Freund hier« – er zeigte auf Ghuda – »um dich, und das kann dich leicht den Hals kosten. Also, erzähl uns von diesem Land.«
    »Auf dieser Seite des Flusses beanspruchen die Jeshandi alles Land.«
    »Und auf der anderen?«
    »Niemand, Encosi. Wir sind zu weit von der Stadt am Schlangenfluß entfernt, und der Arm des Oberherrn reicht nicht bis hierher, also erhebt er keinen Anspruch darauf. Und die anderen Städte befinden sich alle auf der anderen Seite des Gebirges. Diejenigen, die hier leben, sind ihre eigenen Herren.«
    Sie unterhielten sich bis tief in die Nacht. Viele Dinge, die Nicholas und den anderen fremdartig und seltsam erschienen, kamen zur Sprache. Es gab keine König- oder Kaiserreiche, keine größeren Staatsgebilde, und Tuka verstand selbst die Begriffe nicht. Es war ein Land der Stadtstaaten und unabhängigen Herrscher, von denen jeder genau das Gebiet beanspruchte, welches er gerade mit seiner Armee unterjocht halten konnte. Die Ostlande wurden überwiegend von der Stadt am Schlangenfluß beherrscht, deren Macht durch ein lockeres Bündnis verschiedener Clans und Stämme gefestigt wurde. Heute regierte dort der Oberherr, ein Mann, der vor zwanzig Jahren an die Macht gekommen war und seine Stellung dadurch hielt, daß er einen Clan gegen den anderen ausspielte.
    Nicholas begriff ebenfalls, daß man, wollte man von einem Ort dieses Landes zu einem anderen reisen, die Dienste einer Söldnertruppe brauchte. Deshalb hatte Tuka Nicholas auch für einen mächtigen Hauptmann gehalten.
    Als der kleine Mann ihnen so viel erzählt hatte, wie sie nach den anstrengenden letzten Tagen und dem opulenten Mahl noch aufnehmen konnten, ordnete Nicholas an, alle sollten sich schlafen legen. Nicholas bat Amos, er möge ein paar Wachen aufstellen, obwohl es dafür wenig Anlaß zu geben schien, da die Jeshandi in der Nähe lagerten. Und vor allem vor dem Wagen der Randschana wollte er eine Wache.
    Nachdem er mehr als zwei Wochen lang auf dem nackten Boden geschlafen hatte, kam ihm der Schlafsack, den er von Mikola gekauft hatte, wie feinste Daunen vor. Zum ersten Mal seit dem Schiffsunglück fiel er in einen tiefen, entspannten Schlaf.

     
    Nicholas zuckte zusammen, als ein Schrei die Stille zerriß. Er war sofort mit dem Schwert in der Hand auf den Beinen und blinzelte wie eine Eule im Sonnenlicht, während er seine Sinne sammelte. Um ihn herum standen einige Seeleute, ebenfalls mit gezogenen Waffen.
    Dann hörten sie wieder einen Schrei. Er kam aus dem zweiten Wagen. Nicholas steckte das Schwert wieder ein, denn der Schrei klang wütend und keinesfalls nach Schmerz oder Angst.
    Nicholas näherte sich der Rückseite des Wagens und traf dort einen der Soldaten aus Crydee. Der zuckte entschuldigend mit den Schultern und sagte: »Tut mir leid, Hauptmann, sie wollte Euch sehen, doch ich wollte Euch nicht wecken, da hat sie angefangen zu kreischen.«
    Nicholas

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