Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
gehörte. »Nun gut, tun wir, weswegen wir hier sind.«
Nicholas hörte, wie Waffen gezogen wurden, und dann wurden die Pferde mit grunzenden Schreien vorangetrieben.
Nicholas wartete nur noch einen Augenblick lang ab, bis die Reiter das Gasthaus hinter sich gelassen hatten, dann sprang er auf die Beine. Leise sagte er: »Jetzt!«
Die Männer erhoben sich und rannten los, und die mit den Bögen nahmen auf der Straße Aufstellung. Wie Nicholas gehofft hatte, ritten die Reiter den Hügel hinauf, und ehe sie wußten, wie ihnen geschah, fiel die Hälfte von ihnen aus dem Sattel.
Die Männer, die keine Bögen hatten, schrieen laut und griffen an.
Die Reiter, die sechzehn vermutlich betrunkene und dazu unerfahrene Männer bei den Wagen erwartet hatten, wurden plötzlich von dreißig kampferprobten Soldaten und Seeleuten bedrängt.
Einer der Reiter versuchte, sich den Hügel hinunter zurückzuziehen, doch er wurde von einem Pfeil aus dem Sattel geholt. Nicholas sah sich um und entdeckte Calis, der im Laufen bereits den nächsten Pfeil auflegte.
Dann gab der Hauptmann auf dem Hügel den verbleibenden neun Reitern den Befehl zum Rückzug, und die Männer ritten um ihr Leben.
Zwei weitere wurden von Pfeilen von den Pferden geholt, doch die anderen hatten sich tief über die Hälse ihrer Tiere gebeugt.
»Schießt auf die Pferde!« schrie Nicholas. »Es darf keiner entkommen!«
Das Klingen von Stahl auf Stahl verriet Nicholas, daß einige der Männer, die vom Pferd gefallen waren, noch lebten und jetzt zum Kämpfen wieder auf die Beine gekommen waren. Der vorderste Reiter ging auf die Männer vor Nicholas los.
Nicholas rann der Schweiß den Nacken hinunter, und er spürte, wie seine Hände feucht wurden. Er beugte die Knie, und während der angreifende Reiter sich näherte, hielt Nicholas das Schwert zur Abwehr in die Höhe.
Sich vor einen angreifenden Reiter zu stellen, war reine Dummheit, das wußte Nicholas. Wenn er wie Ghuda ein Langschwert besessen hätte, wäre es etwas anderes gewesen, dann hätte er auf die Beine des Pferdes zielen können. Doch mit seinem Breitschwert mußte er das Tier zum Scheuen bringen, während er sich gleichzeitig vor Pferd und Reiter schützen mußte.
Als der Reiter auf ihn losging, wieherte das Pferd und knickte mit den Vorderbeinen ein. Irgend etwas, das in der Dunkelheit nicht zu sehen war, mußte das Tier getroffen haben. Der Reiter wurde nach vorn geworfen, und wie ein geübter Akrobat versuchte er, sich über die Schulter abzurollen.
Er kam hart auf und stöhnte vor Schmerz, rappelte sich jedoch wieder auf die Beine. Nicholas griff an. Als sich der Mann aufrichtete, stieß Nicholas mit der Schulter zu. Der Mann schrie vor Schmerz auf, und Nicholas vermutete, daß er sich beim Sturz etwas gebrochen haben mußte. Der Prinz schlug mit dem Schwert zu und traf den Soldaten am linken Arm. Der Mann ließ seine Waffe mit tauben Finger fallen, taumelte zurück und wollte fliehen. Doch zwei von Nicholas’ Leuten kamen herbeigerannt, schnappten sich den Kerl, drängten ihn zu Boden und fesselten ihn. Nicholas hatte angeordnet, Gefangene zu machen, falls es möglich war.
Er blickte sich um. Der Kampf war vorüber.
Nicholas ließ ein Lagerfeuer entzünden und betrachtete dann seine Männer. Die Überraschung war geglückt, nur einer hatte eine leichte Verletzung am Arm und schien sich dafür auch noch zu schämen, weil er der einzige war. Die anderen hatten nur Prellungen, Zerrungen oder Verstauchungen.
Nakor untersuchte die Wunden der beiden Gefangenen und erstattete Nicholas Bericht. »Der Hauptmann wird es überleben, obwohl die Wunde in seinem Arm tief ist, und er hat sich auch noch die Rippen gebrochen, doch der andere Mann wird sicherlich sterben. Er hat eine Bauchwunde und noch dazu vor dem Angriff gegessen, wie er mir sagte. Er ist ein erfahrener Soldat und bat mich um einen raschen Tod.«
Nicholas schauderte und sah, wie Ghuda nickte. »An einer Bauchwunde geht man ganz jämmerlich zu Grunde.«
»Könnt Ihr etwas für ihn tun?« fragte Nicholas Anthony.
»Wenn ich alle meine Kräuter und Mittelchen hier hätte, vielleicht, aber selbst dann wäre es nicht einfach. Ein Priester könnte ihn vielleicht mit einem Gebet und mit Magie retten, doch hier draußen kann ich, fürchte ich, nichts für ihn tun.«
Amos nahm Nicholas am Ellbogen und zog ihn außer Hörweite der anderen. Er senkte die Stimme und sagte: »Nicky, ich habe kein Wort gesagt, seit du den Befehl übernommen
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