Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
Mund zu, sonst fliegen dir noch die Fliegen rein.«
»Wie ist das möglich?«
Amos sagte: »Sieh genau hin. Sie ist anders als wir sie verlassen haben. Es gibt einige Unterschiede. Ich würde sie niemals so auftakeln, selbst nicht, wenn sie vor Anker läge. Eine Windböe, und du hast eine Spiere weniger. Und einige der Segel sind nicht richtig.
Es ist ein Nachbau der Königlicher Adler , und jemand hat versucht, sie in die Rauhvogel zu verwandeln.« Er zeigte auf ein anderes Schiff, das kleiner war und dennoch wie ein Zwilling des ersten aussah. »Das ist ein genauer Nachbau der Königlichen Möwe , oder vielleicht sogar die echte.«
»Ich dachte, die echte wäre vor zwei Jahren im Sturm vor der Küste von Kesh untergegangen«, sagte Nicholas.
»Das haben wir jedenfalls geglaubt, aber vielleicht stimmte es gar nicht.«
Nicholas nickte. »Stellt sich nur noch eine Frage.«
Amos sagte: »Ja. Warum sind sie hier?«
Den Rückweg zur Herberge legten sie schweigend zurück.
Wieder dort, fragte Nicholas mehrere Männer, ob sie Nakor gesehen hätten. Alle verneinten; der kleine Mann war kurz nach ihrer Ankunft in der Herberge einfach verschwunden.
Nicholas ging in das Zimmer, das er sich ausgesucht hatte, um sich ein wenig auszuruhen und über die geheimnisvollen Schiffe im Hafen nachzudenken. Als er an der Tür der Randschana vorbeikam, brachte ihn ein Schrei zum Stehen.
Er machte die Tür auf, und ein entsetztes Mädchen sagte: »Meister, bitte!«
Nicholas betrat das Zimmer. Die drei anderen Mädchen hatten sich in den Ecken verkrochen, derweil die Randschana eine Bürste von dem Tisch nahm, den sie als Ankleidekommode benutzte, und sie nach einem der Mädchen warf. »Ich bleibe keine Minute länger hier!« kreischte sie.
Nicholas sagte: »Meine Dame –«
Ehe er noch ein weiteres Wort von sich geben konnte, mußte er sich vor einem Kamm ducken. Er trat vor und packte die Randschana am linken Handgelenk, was sich als Fehler erwies, denn mit der Rechten kratzte sie ihm durchs Gesicht. Er schnappte sich die freie Hand und schrie sie an: »Hört jetzt damit auf, meine Dame!«
Sie trat nach seinen Schienbeinen, und er schob sie so kräftig von sich, daß sie sich auf den Boden setzte. Erstaunt riß sie die Augen auf. »Ihr wagt es, Hand an mich zu legen?«
»Und das war erst der Anfang, wenn Ihr mir nicht gleich sagt, was dieser Aufruhr soll«, sagte Nicholas barsch.
»Ich will sofort in den Palast gebracht werden«, verlangte die Randschana. »Ich habe mit einem Eurer Männer gesprochen, und er hatte die Dreistigkeit, mir zu sagen, ich solle warten, bis Ihr wieder zurückgekehrt wärt.« Sie stand vom Boden auf. »Ich will ihn gehängt sehen. Und jetzt bringt mich zum Palast.«
»Da gibt es noch ein Problem«, sagte Nicholas.
»Problem«, kreischte das Mädchen. Sie formte die Finger zu Krallen und wollte wieder auf Nicholas losgehen. Er packte sie an den Handgelenken. »Wollt Ihr jetzt wohl aufhören!« Doch die Randschana wollte nicht. Offensichtlich lag ihr daran, ihm die Augen auszukratzen. Schließlich stieß er sie noch heftiger als beim ersten Mal zurück. Sie fiel hin und rutschte über den Boden, bis sie an die Wand stieß.
Ehe sie sich wieder bewegen konnte, stand er schon vor ihr.
»Steht ja nicht auf!« warnte er sie. »Sitzt nur da und hört mir zu, oder ich werde Euch fesseln!«
Sie blieb widerwillig sitzen. »Warum bringt Ihr mich nicht in den Palast?«
Nicholas seufzte. »Ich habe gehofft, ich brauchte Euch das nicht zu erklären. Nun, ich bringe Euch nicht in den Palast, weil der Mann, der für den Überfall auf Euch verantwortlich ist, der Oberherr selbst ist.«
»Das ist unmöglich. Ich soll den Oberherrn am nächsten Sommerendstag heiraten.«
Nicholas sah, daß sie nicht weiterkämpfen wollte und reichte ihr die Hand. Sie schlug sie aus und stand ohne seine Hilfe auf. Während Nicholas zusah, wie sie mit der Anmut einer Tänzerin auf die Beine kam, mußte er zugeben, Brisa hatte doch nicht ganz unrecht. So wie sie sich mit knappem Oberteil und leichtem Rock kleidete, stellte sie ihren Körper in ein höchst vorteilhaftes Licht, und dieser Körper war ein außergewöhnlich schöner. Doch ihre Laune war so gräßlich wie der Rest an ihr begehrenswert. »Ihr lügt«, sagte sie. »Ihr wollt mich gegen Lösegeld austauschen.«
Nicholas seufzte. »Wenn das wahr wäre, würde ich einfach die Tür abschließen und eine Wache vors Fenster stellen. Nein, falls wir herausbekommen, daß
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