Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
unberührbar. Er lächelte, denn ihm fiel nichts mehr ein, was er hätte sagen können.
Pug schien sein Unbehagen zu spüren. »Welcher Sache verdanke ich das Vergnügen deines Besuches, Nicholas? Ich habe deinem Vater doch sehr deutlich gesagt, daß ich hier nicht gestört werden möchte.«
Nicholas errötete. »Ich weiß es nicht, Pug. Vater sagte, Nakor hätte darauf bestanden, und aus welchem Grund auch immer hat Vater seiner Bitte nachgegeben. Ich bin unterwegs zu Martins Hof in Crydee … Ich schätze, ich soll an der Grenze ein bißchen abgehärtet werden.«
Pug lächelte, und dieses Lächeln beruhigte Nicholas. »Nun, im Vergleich zu Krondor geht es dort etwas rauher zu, doch Crydee ist wohl kaum die Grenze. Seit ich ein Junge war, ist die Stadt doppelt so groß geworden, hat man mir erzählt. Das Ganze ist ein aufstrebendes Herzogtum. Ich denke, dir wird es dort gefallen.«
Nicholas lächelte und sagte: »Das hoffe ich doch.« Er versuchte, nicht das Gesicht zu verlieren, denn in den letzten Tagen hatte er mehrmals Heimweh gehabt. Das Neuartige am Reisen war schnell zur Gewohnheit geworden, und nun verlangte die Fahrt, bei der man nichts zu tun hatte, außer in der Kabine zu sitzen oder an Deck spazieren zu gehen, ihren Tribut.
»Wie stehen die Dinge am Hof deines Vaters?« fragte Pug.
Nicholas sagte: »Ruhig. Und geschäftig. Wie immer. Keine Kriege oder Epidemien oder ähnliches, falls du das meinst.« Er sah Pug ins Gesicht und sah den fragenden Blick. Nicholas nickte. »Dem Sohn ist jetzt Marschall von Krondor.«
Pug wirkte nachdenklich. »William und ich waren uns nicht einig über seine Entscheidung, Soldat zu werden. Er besitzt einige seltene und mächtige Gaben.«
Nicholas sagte: »Vater hat mir etwas darüber erzählt, aber ich glaube, ich habe es nicht richtig verstanden.«
Pug lächelte wieder. »Ich glaube, ich auch nicht, Nicholas. Trotz meiner ganzen Fähigkeiten hat mich das Vatersein – zumindest was William angeht – doch überfordert. Ich habe darauf bestanden, daß er in Stardock lernen sollte, aber er hat es nicht getan.« Pug schüttelte den Kopf und wirkte wehmütig. »Ich habe sehr viel verlangt, und schließlich ist er ohne meine Erlaubnis gegangen. Arutha hat ihm ein Amt übertragen, weil er ein Cousin ist. Ich freue mich, daß William etwas aus sich gemacht hat.«
»Du solltest ihn einmal besuchen«, sagte Nicholas.
Pug lächelte wieder. »Vielleicht.«
Nicholas sagte: »Ich wollte dich etwas fragen. Alle nennen William ›Cousin Willie‹ und du hast ihn auch unseren Cousin genannt. Doch unser Großvater Borric hatte nur drei Söhne und keine Neffen …?« Er zuckte mit den Schultern.
Pug sagte: »Ich habe deinem Großvater einige Dienste geleistet, als ich noch zu seinem Haus gehörte. Ich war ein Waisenjunge, und als er mich verloren glaubte, hat er meinen Namen in die Familienchroniken in Rillanon eingetragen. Da ich nicht richtig adoptiert worden bin, konnte mich der König nicht als Bruder betrachten, also wurde ›Cousin‹ als angemessen angesehen. Ich spreche selten von diesen Dingen – hier macht sich niemand Gedanken über Privilegien und Titel – doch eigentlich bin ich so etwas wie ein Prinz des Königreichs.«
Nicholas grinste. »Also, Hoheit, dann folgt jetzt die nächste Neuigkeit: Deine Tochter hat ihrem dritten Kind das Leben geschenkt.«
»Ein Junge?«
Nicholas meinte: »Endlich. Onkel Jimmy liebt seine beiden Mädchen, aber er hat sich die ganze Zeit einen Sohn gewünscht.«
Pug sagte: »Ich habe die beiden seit ihrer Hochzeit nicht mehr gesehen. Vielleicht ist mein Besuch in Rillanon längst überfällig, allein, um meine Enkelkinder kennenzulernen.« Er blickte Nicholas mit freundlicher Miene an. »Ich werde mal über einen Besuch bei Arutha nachdenken, und vielleicht haben sich dann ein sturer Vater und ein genauso sturer Sohn doch etwas zu sagen.«
Nakor und Ghuda erschienen im Eingang zum Garten. Der Söldner trug ein gesäumtes Seidenhemd und eine Pumphose, die in seine in Mitleidenschaft gezogenen alten Stiefel gesteckt war. Sein Langschwert hatte er im Zimmer gelassen, doch seine Dolche hatte er mitgenommen. Der kleine Spieler trug eine kurze Robe in leuchtendem Orange, welches Nicholas viel zu grell war, Nakor jedoch zu entzücken schien. Der Isalani eilte herbei und verbeugte sich vor Pug. »Danke für diese schöne Robe.«
Dann entdeckte er Ryana, riß die Augen auf und formte den Mund zu einem großen O. Schnell sagte er etwas
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