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Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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jenem Tag gestrahlt hatte, an dem er erwachsen geworden war, am Tag der Auswahl – einem alten Ritual, bei dem die Jungen ihren zukünftigen Lehrmeistern anvertraut wurden.
    Nicholas kam der Name Tomas irgendwie bekannt vor, er wußte jedoch nicht mehr genau, woher. Er fragte: »Wo ist Tomas jetzt?«
    Sofort bedauerte er, gefragt zu haben. Beide machten ein trauriges Gesicht. Nicholas dachte, der junge Mann müßte im Krieg gefallen sein.
    Doch zu seiner Überraschung sagte Megar: »Er lebt bei den Elben.«
    In diesem Moment fiel es Nicholas wieder ein. »Euer Sohn ist der Lebensgefährte der Elbenkönigin.«
    Magya nickte. Betrübt sagte sie: »Wir sehen ihn nicht mehr oft. Seit sein Kind geboren wurde, hat er uns nur einmal besucht, und von Zeit zu Zeit bekommen wir eine Nachricht.«
    »Kind?«
    »Unser Enkel«, erwiderte Megar. »Calis.«
    Magyas Gesicht hellte sich wieder auf. »Er ist ein guter Junge. Er besucht uns ein- oder zweimal im Jahr. Und er ähnelt mehr seinem Vater als den Elben, bei denen er lebt«, sagte sie überzeugt. »Wie oft wünsche ich mir, er würde hier bei uns in Crydee bleiben.«
    Das Gespräch kam ins Stocken, und Nicholas entschuldigte sich und ging hinaus auf den Hof. Er versuchte sich an alles zu erinnern, was ihm Onkel Laurie über die letzten Tage des Spaltkriegs erzählt hatte, und an das, was er von Amos wußte. Tomas war kein Mensch.
    Zumindest hatten die Erzählungen diesen Eindruck bei ihm hinterlassen; er war etwas anderes, mit den Elben verwandt, doch nicht wirklich einer von ihnen. Tomas mußte, dachte Nicholas, genauso gewesen sein wie die anderen Kinder in der Burg, insbesondere, da er menschliche Eltern hatte, die so warm und offenherzig waren wie Megar und Magya. Was mochte ihn verändert haben?
    Nicholas ging hinüber zum Garten der Prinzessin und hoffte schwach, Abigail und Margaret dort zu treffen. Doch zu dieser Zeit waren sie höchstwahrscheinlich im Speisesaal und frühstückten mit Herzog Martin.
    Statt der Mädchen traf Nicholas Nakor und Anthony, die flach auf dem Bauch lagen und etwas unter einer Steinbank anstarrten.
    »Dort, siehst du?« fragte Nakor.
    »Den da?« fragte Anthony »Ja.«
    Sie schlugen sich den Staub aus den Kleidern, als sie sich erhoben. Nakor sagte: »Es sind die mit den winzigen orangefarbenen Flecken, da mußt du aufpassen. Wenn sie rot sind, sind sie tödlich. Und wenn es eine andere Farbe ist, wirken sie nicht.«
    Anthony bemerkte Nicholas und verbeugte sich leicht. »Hoheit.«
    Nicholas setzte sich auf die Bank, unter die sie gerade gespäht hatten, und legte seinen Fuß hoch. »Junker«, berichtigte er den Magier.
    Nakor grinste wie immer schief. »Im Moment Junker, aber sonst Prinz. Anthony weiß das.«
    Nicholas achtete nicht auf die Bemerkung. »Was macht Ihr beiden hier?«
    Anthony schien ein wenig verlegen zu sein. »Nun, es gibt da so eine Art Pilze, die nur an dunklen, feuchten Orten wachsen –«
    »Unter der Bank«, warf Nakor ein.
    »- und Nakor hat mir gezeigt, wie man sie richtig von anderen unterscheidet.«
    »Für magische Tränke?« fragte Nicholas.
    »Als Heilmittel«, schnappte Nakor. »Als Schlaftrunk – wenn es richtig zubereitet ist. Das ist sehr wichtig, wenn man einem Soldaten einen Pfeil herausschneiden oder einen schlimmen Zahn ziehen muß.«
    Nakor griff in seinen Rucksack und holte eine Orange hervor.
    »Möchtest du eine?« fragte er.
    Nicholas nickte, und Nakor warf ihm die Frucht zu. Anthony bekam auch eine. Dann gab er die Tasche Nicholas. »Sieh mal hinein.«
    Nicholas untersuchte den großen Rucksack. Er war ausgesprochen leicht, aus einem schwarzen Stoff. Man konnte ihn mit einem Lederband verschließen, und er hatte dazu eine hölzerne Schnalle.
    Der Rucksack war leer. Nicholas reichte ihn zurück und sagte: »Da ist nichts drin.«
    Nakor griff hinein und holte eine sich windende Schlange heraus.
    Anthony riß die Augen auf, und Nicholas schob sich auf der Bank bis an die Mauer zurück. »Das ist eine Viper!«
    Nakor machte eine Geste und sagte: »Das ist nur ein Stock.«
    Er hielt wirklich nur ein Stück Holz in der Hand, das er wieder in den Rucksack steckte, und nochmals warf er ihn Nicholas zu.
    Nicholas untersuchte ihn abermals, genauer als beim ersten Mal, und stellte fest: »Er ist leer.« Er gab ihn Nakor zurück. »Wie habt Ihr das gemacht?«
    Nakor grinste. »Es ist leicht, wenn man den Trick kennt.«

    Anthony schüttelte den Kopf. »Er macht immer die erstaunlichsten Sachen, und trotzdem

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